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Words of Love and Hate – Mieko Kawakami: Brüste und Eier

An einem heißen Sommertag wird die dreißigjährige Schriftstellerin Natsuko von ihrer älteren Schwester Makiko und deren Tochter Midoriko in Tokio besucht. Die drei Frauen stammen aus der Arbeiterklasse und hadern jeweils auf ihre Weise mit ihrem sozialen Geschlecht, Schönheitsnormen sowie dem Alterungsprozess ihres Körpers. »Mieko Kawakami schreibt lautstark gegen die

David Van Reybrouck: Gegen Wahlen

»Gegen Wahlen. Warum Abstimmen nicht demokratisch ist« [2016] ist ein Plädoyer für ein »birepräsentatives System« der Volksvertretung mit zwei Kammern, deren Mitglieder gewählt bzw. ausgelost werden. Das Losprinzip, bereits im antiken Athen praktiziert, kann nach Van Reybrouck heute unser politisches System lebendiger machen und dem »demokratischen Ermüdungssyndrom« entgegenwirken. »Ein leidenschaftliches

WRITING, HISTORY, AND PROJECT 3541. Mit Maaza Mengiste

Vorgestellt wird das künstlerische und pädagogische Erinnerungsprojekt von dessen Gründerin Maaza Mengiste: Fotografien von Menschen während des Kriegs zwischen Äthiopien und Italien von 1935 bis 1941. Ein Teil der Dokumente stammt aus der Privatsammlung von Maaza Mengiste, deren Roman »Der Schattenkönig« die Geschichte dieses Kriegs und derer, die ihn erlebt

Words of Love and Hate – Writing Motherhood: Pilar Quintana, Julia Weber

Mutterschaft ist das zentrale Motiv nicht nur im Roman »Abgrund«, der vom Erwachsenwerden aus der Perspektive einer Tochter erzählt, sondern auch in Quintanas Debüt »Hündin«. Hier geht es um eine Frau mit unerfülltem Kinderwunsch, die in ihrer Verzweiflung eine Mutter-Kind-Beziehung mit einem Hundewelpen aufbaut. Die tragisch endende Geschichte zeigt, wie

Ilya Kaminsky: Tanzen in Odessa

In seinen poetischen Texten stellt Ilya Kaminsky Bezüge her zu Archetypen, Mythen und Literaturen der russischen Welt und belebt sie mit seinem ausgeprägten Sinn für Rhythmus und Melodie der englischen Sprache. »Kaminskys Verse umspannen Kontinente und Jahrhunderte und scheinen ein gemeinsames Gut der eingewanderten russischen Träumer, der amerikanischen Touristen und

Jennifer Nansubuga Makumbi: Die erste Frau

Der Coming-of-Age-Roman, der den Jhalak Prize gewann, ist eine feministische Interpretation ugandischer Märchen. Erzählt wird von einem Mädchen, das bei seinen Großeltern aufwächst und dessen schmerzliche Suche nach der Mutter verknüpft ist mit dem Prozess des Erwachsenwerdens und der Entdeckung der eigenen Weiblichkeit. »Ein Roman, der seine Energie aus seinem

Words of Love and Hate – Vigdis Hjorth: Er Mor Død [Ü: Ist Mutter tot]

»Mutter sein, ist fast wie morden«, denkt die seit kurzem verwitwete Johanna, als sie sich die Schreibweise der beiden Wörter auf Norwegisch ansieht. Sie ist nach langer Abwesenheit wieder in Oslo, wo sie sich auf eine Retrospektive ihrer Kunst vorbereitet. Mutterschaft steht thematisch im Zentrum, nicht unbedingt zur Freude ihrer

Arabische Gegenwartsliteratur – Khaled Khalifa: Keiner betete an ihren Gräbern

Zum Auftakt der Reihe »Not Dead But Dreaming: Fokus Arabische Gegenwartsliteratur« stellt der mehrfach für den International Prize for Arabic Fiction nominierte Roman- und Drehbuchautor seinen jüngsten Roman erstmals in Berlin vor. Khalifa verwebt darin hundert Jahre syrischer Geschichte und Kultur in einen Text über das Schicksal mehrerer Familien. Es

Grand Tour: Europäische Literatur mit Jānis Joņevs und Olivier Guez

Die sogenannte Grand Tour traten einst junge Adelige an, um reisend ihr Wissen zu erweitern. Wer heute durch Europa reisen will, kann dies auch lesend tun: Der Sammelband »Grand Tour« enthält Erzählungen und Kurzgeschichten von 27 Schriftsteller:innen – eine:r aus jedem EU-Mitgliedstaat –, welche die Leser:innen an Orte europäischer Kultur

Wu Ming-Yi: Der Mann mit den Facettenaugen

In einer Welt, in der Bäume laufen können, Rehe sich in Ziegen verwandeln und vor Taiwans Küste ein riesiger Müllstrudel durchs Meer treibt, treffen ein indigener Jugendlicher und eine lebensmüde Akademikerin aufeinander. Der Schriftsteller und Umweltaktivist Wu Ming-Yi gilt als eine der wichtigsten Stimmen Taiwans. Nun liegt erstmals ein Roman

Intimations: Zadie Smith im Gespräch mit Daniel Kehlmann

Zadie Smith, »eine der wichtigsten literarischen Stimmen unserer Zeit« [WELT], hat mit »Intimations« [dt. »Betrachtungen«] zuletzt einen Essayband aus den ersten Monaten des Corona-Lockdowns vorgelegt. Im Gespräch mit Daniel Kehlmann erörtert sie die Kraft der literarischen Essayistik und das Spannungsfeld zwischen privatem und öffentlichem Raum. Welche Erzählungen brauchen wir in

Sergei Loznitsa: Sčastje Moë / Mein Glück

Der Fernfahrer Georgi gerät mit einer Warenladung auf Abwege und steht plötzlich mitten im Nirgendwo. Er sucht nach dem richtigen Weg, versinkt aber immer stärker im Alltag eines russischen Dorfes und wird dort Zeuge eines mit Gewalt geführten Überlebenskampfes, bis er schließlich selbst zum Täter wird. »Sergei Loznitsas erster Spielfilm