Top 5 Literarische Entdeckungen auf dem 24. ilb

Portraits Sofia Andruchowytsch, Thomas Korsgaard, Hiroko Oyamada
v.l.n.r.: Sofia Andruchowytsch © Olha Bondar, Thomas Koorsgard © Lis Kasper Bang, Hiroko Oyamada © Shinchosha

Liebes Publikum,

wonach suchen Sie in einem Buch? Ich bin fasziniert von Geschichten, die durch die Art, wie sie erzählen, die Welt für mich klarer sichtbar machen, sie vielleicht sogar neu aufschließen. Wenn ein Text mich beim Lesen in andere Gedankenwelten mitnimmt, ist das, was darin passiert, nicht wichtiger als wie es erzählt ist. Ein eigener Erzählsound ist wie ein Lied, das man immer wieder hören möchte, weil es eine besondere Stimmung einfängt.

Für das diesjährige Programm des internationalen literaturfestival berlin haben wir Autor:innen ausgewählt, die Form und Inhalt auf so kongeniale Weise zusammenbringen. Besonders begeistert bin ich von Thomas Korsgaard aus Dänemark und Iida Turpeinen aus Finnland – zwei junge Autor:innen, die gerade mit ihren Debütromanen international für Furore sorgen. Korsgaard erzählt in seiner »Tue-Trilogie« (Ü: Justus Carl, Kerstin Schöps) eine ebenso zarte wie witzige Coming-of-Age-Geschichte, die er im ländlichen Dänemark auf einem Bauernhof ansiedelt. Turpeinen schlägt in »Das Wesen des Lebens« (Ü: Maximilian Murmann) einen weiten Bogen von den frühen Forschungsreisen in die Beringsee bis zum Artensterben in der heutigen Zeit. Am So 08 Sep 2024 um 18:00 kann man die beiden bei Neue Stimmen aus Skandinavien erstmals in Berlin erleben.

Diese Entdeckungen sollten Sie außerdem nicht verpassen:

  • Finn Job und Raphaëlle Red – zwei neue literarische Stimmen, die jeweils in ihren Debütromanen bewiesen haben, dass die Road Novel auch lange nach Jack Kerouac noch lebendig ist.
    New German Voices | Sa 07 Sep | 19:30

  • Sofia Andruchowytsch – der letzte Teil ihres großen Epos über die Geschichte der Ukraine im 20. Jahrhundert und die Suche nach Liebe und Zusammenhalt erscheint im Herbst auf Deutsch (Ü: Alexander Kratochvil und Maria Weissenböck). Ausgezeichnet mit dem Hermann-Hesse-Preis 2024. Die Amadoka-Trilogie | So 08 Sep | 20:00

  • Nona Fernández und Alia Trabucco Zerán – diese beiden Autorinnen setzen sich mit dem heutigen Chile auseinander. Nach dem Tod eines Kindes wird in Zeráns »Mein Name ist Estela« (Ü: Benjamin Loy) die Haushälterin vernommen. Ihr Bericht offenbart ein komplexes Beziehungsgefüge voller Kälte und stiller Gewalt. In Fernández’ »Twilight Zone« (Ü: Friederike von Kriegern) kommt die Erinnerung nicht zur Ruhe. Immer wieder kehrt sie zurück in die Jahre der Pinochet-Diktatur.
    Historia de la violencia: Neue Stimmen aus Chile | Mi 11 Sep | 18:00

  • Hiroko Oyamada – »Das Loch« (Ü: Nora Bierich) erzählt von einer jungen Frau, die ihren Job aufgibt, um mit ihrem Mann aufs Land zu ziehen, in ein Haus neben den Schwiegereltern. Ausgezeichnet mit dem wichtigen japanischen Akutagawa-Preis, ist dieser dünne surreale Roman eine echte Entdeckung. Oyamada stellt ihn im Gespräch mit der Berliner Autorin Miku Sophie Kühmel vor.
    Das Loch | Fr 13 Sep | 20:00

Ob zart und poetisch, humorvoll, skurril, emotional oder fantastisch – in diesen Büchern werden Sie ganz sicher fündig. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Entdecken und lade Sie ganz herzlich ein, diese Autor:innen live auf dem Festival zu erleben.

Ihre Simone Schröder
(Programmleiterin)