Liebes Publikum,
wie wirkt sich die Klimakrise auf das Schreiben über die Natur aus? Gibt es so etwas wie eine ökologische Poetik? Warum ist die Resignation undemokratisch? Der Klimawandel – die prätraumatische Epoche, wie ihn Schriftsteller Paolo Giordano auf dem letzten ilb bezeichnete – hat die Literatur längst erobert. Der britisch-nigerianische Autor und Booker-Preisträger Ben Okri fordert nun literarische Dringlichkeit: zu schreiben, als wäre es das Letzte, was man tut. Das »existenzielle Schreiben«, wie er es nennt, könnte nicht das Ende, sondern der Anfang einer neuen, gegenwärtigen Literatur sein.
Viele Bücher und Veranstaltungen des 24. ilb nehmen diese Themen auf. Autor:innen, Wissenschaftler:innen und Journalist:innen kommen beim Festival zusammen und diskutieren mit dem Publikum – nicht nur über die Herausforderungen, die uns bevorstehen, sondern auch über die Chancen, die wir zu ergreifen haben.
Hier stellen wir Ihnen einige Höhepunkte in unserem Programm zum Themenkomplex Umwelt und Klima vor:
Ein Highlight ist das Gespräch zwischen Davi Kopenawa – Schamane und Vertreter der indigenen Yanomami in Brasilien und Preisträger des Alternativen Nobelpreises 2019 – und Mirjam Herrmann, Klimaaktivistin der »Letzten Generation«. Die beiden werden über die Klimakrise sprechen und über Möglichkeiten, die Gewaltspirale zu durchbrechen.
Natur Gewalt | Do 12 Sep | 20:00
Laut dem Soziologen Jens Beckert und der Historikerin Hedwig Richter gibt es Wege aus dem ökologischen Desaster, aber, so sagen sie, »das drängendste Problem der westlichen Gesellschaften ist die Resignation«. Gemeinsam mit dem Atmosphärenforscher Tobias Sauter liefern sie Ansatzpunkte für eine demokratische Klimapolitik – in Kooperation mit der Einstein Stiftung Berlin.
Climate Chance | Sa 14 Sept | 16:00
Elif Shafak gehört zu den bedeutendsten Autor:innen der Gegenwart. Ihr Werk »Am Himmel die Flüsse« (neu in deutscher Übersetzung von Michaela Grabinger) bedient die poetische Idee, dass Wasser ein Gedächtnis habe. Ein einziger Tropfen Wasser verbindet die Narrativstränge von drei Charakteren und reist durch deren disparate Räume und Epochen. Es erzählt vom Gilgamesch Epos, der Stadt Mossul unter der IS-Herrschaft und der Klimakrise aus der Sicht einer Hydrologin. Moderiert wird die Veranstaltung von Thomas Böhm, die deutsche Übersetzung wird Angela Winkler lesen.
Elif Shafak: Am Himmel die Flüsse | Fr 13 Sep | 20:00
Das Land der Sámi sind seit Jahrtausenden die Fjorde, Moorgebiete und Tundra Nordskandinaviens. Timimie Märak aktualisiert mit Spoken Word Art mündliche Erzähltraditionen und setzt sich aktivistisch für indigene Landrechte ein. Linnea Axelssons Versroman »Ædnan« (engl. Ü: Saskia Vogel) erzählt davon, wie zwei samische Familien über ein Jahrhundert gegen koloniale Traumata und Gewalt an der Natur kämpfen. Die Autor:innen lesen und sprechen über Fürsorge, nichtmenschliche Handlungsmacht und soziale Prägung in der Klimakrise. Moderation Saskia Vogel.
Sounding Cold Spaces: Sámi Poetics | Di 10 Sep | 18:00
Im Rahmen des Festivals wird Kenah Cusanit den »Deutschen Preis für Nature Writing 2024« für den Essay »Senatore Cappelli« erhalten. Es lesen auch die Stipendiat:innen Fiona Sironic und Erik Wunderlich. Claudia Roth, Dirk Messner, Börries von Notz und Andres Rötzer sprechen über die Relevanz von »Nature Writing«, moderiert von Vivian Perkovic – in Kooperation mit dem Berliner Verlag Matthes & Seitz, dem Bundesumweltamt sowie der Stiftung Kunst und Natur.
Deutscher Preis für Nature Writing: Kenah Cusanit | Mi 11 Sep | 18:00
Wir freuen uns über Ihre Teilnahme!