Das internationale literaturfestival berlin (ilb) ruft Intellektuelle, Schriftsteller, Künstler, Kultureinrichtungen, Schulen, Universitäten, Radio- und Fernsehsender zur Teilnahme an einer weltweiten Lesung am 23. April 2012, dem Welttag des Buches, auf. Mit der Lesung und einer Schweigeminute soll der Toten gedacht, die Solidarität mit den Gegnern des Assad-Regimes bekundet und der Hoffnung auf ein freies, demokratisches und säkulares Syrien Ausdruck verliehen werden. Gerade jetzt, nach dem Erreichen eines brüchigen Waffenstillstands, ist ein wahrnehmbares Zeichen von Künstlern, Kulturschaffenden und Intellektuellen dringender denn je! Aufruf für eine weltweite Lesung gegen das Assad-Regime, für Freiheit und Demokratie in Syrien
Gelesen wird aus dem Tagebuch der syrischen Autorin Samar Yazbek, die die Geschehnisse des vergangenen Jahres seit Ausbruch der Revolte dokumentierte und den beiliegenden Appell verfasste, der uns zu diesem Aufruf bewegte. Die Texte aus dem Tagebuch stellt die Autorin für die Lesungen über das Festival zur Verfügung. Sie liegen auf Arabisch, Englisch, Französisch und Deutsch vor.
Auf die friedlichen Demonstrationen zu Beginn des vergangenen Jahres reagierte die Regierung mit der Militarisierung der Städte, Terror und Mord. Sie lancierte damit die Aufstände in den Gemeinden und die Spaltung von Gesellschaft und Armee. Soldaten, die sich weigerten, dem Befehl zum Mord an Zivilisten Folge zu leisten, mussten desertieren und gründeten die Freie Armee Syriens, deren Ziel die Verteidigung der Bürger ist.
Die Sicherheitskräfte setzen seit Monaten schwere Artillerie für ihren Vernichtungsfeldzug ein. Städte werden belagert und geplündert, Frauen vergewaltigt und ihre Leichen in die Nacht geworfen, junge Menschen ins Gefängnis gesteckt, gefoltert und ermordet. Seit Beginn der Proteste wurden Menschenrechtsaktivisten zufolge fast 10 000 Menschen getötet. Während Syriens Zivilisation und Kultur mit ihrer einzigartigen Geschichte am Abgrund steht, begnügt sich die Welt weitgehend damit, TV-Nachrichten über den Feldzug Assads zu sehen. Die Veranstaltungen am Welttag des Buches sollen dieses Schweigen durch die Forderung nach dem Rücktritt Assads und das Plädoyer für Freiheit und Demokratie in einem säkularisierten Syrien brechen.
AUFRUF
Samar Yazbezk: Appell für Freiheit und Demokratie in Syrien
Appell an die Intellektuellen, Schriftsteller und Künstler der Welt Während ich diese Worte niederschreibe, um euch über die älteste Zivilisation der Geschichte zu berichten, werden syrische Kinder kaltblütig abgeschlachtet, syrische Frauen vergewaltigt und ihre Leichen in die Nacht geworfen. Die Städte werden bombardiert und belagert, junge Leute ins Gefängnis gesteckt, gefoltert und getötet. Mithilfe seiner Geheimdienstapparate und mit schwerem militärischem Gerät rottet das syrische Regime seine Bevölkerung aus und lässt keinen Stein auf dem anderen. Vor einem Jahr begann die friedliche Revolution meines großartigen Volkes. Die Demonstranten hielten Ölzweige und Spruchbänder mit Slogans in die Höhe, doch die Regierung antwortete mit Tod, Terror und der Belagerung der Städte sowie mit der Anstachelung zu einem konfessionellen Bürgerkrieg und der Spaltung von Gesellschaft und Armee. Soldaten, die sich dem Tötungsbefehl verweigerten, wurden zur Desertion und zur Gründung der Freien Syrischen Armee gezwungen, um die friedlichen Zivilisten zu schützen. In meinem Land Syrien gibt es weder Mitglieder von Al Qaida noch Salafisten noch bewaffnete Banden. Die einzige bewaffnete Bande, die tötet und die Menschen in Angst und Schrecken versetzt und die Spaltung der Gesellschaft vorantreibt, ist die Clique um Bashar al-Assad und seine Familie. Aus Syrien, der „zweiten Heimat aller Intellektuellen der Welt“, wurde die erste Fackel der Zivilisation zu den Menschen getragen, aus Syrien, dem Land der Poesie, der Kunst und der Geschichte, der Heimat der Philosophie und der Baukunst, aus Syrien, das die Poesie, die Schönheit, die Literatur und die Musik umarmt, aus diesem Syrien, das heute unter den Blicken der Welt gemordet wird, das langsam vor sich hinstirbt, während die Welt dem Diktator dabei zuschaut, wie er eine mehrere tausend Jahre alte Zivilisation auslöscht. Als die reguläre syrische Armee die jahrtausendealten Altertümer bombardierte, hat niemand gegen die Zerstörung des Gedächtnisses der Menschheit protestiert! Doch obwohl das syrische Volk sich selbst überlassen ist und sein Blut in Strömen fließt, rücken die Menschen nicht von ihren Forderungen nach Freiheit, Würde und Gerechtigkeit ab. Freundinnen und Freunde, wie lange wollt ihr zu dieser Barbarei und zu diesen Verbrechen schweigen? Wie lange noch wollt ihr der Tragödie unseres Volkes tatenlos zusehen? Ich rufe euch dazu auf, euch zu erheben und die öffentliche Meinung zu erschüttern! Übt Druck auf eure Regierungen aus, damit sie so rasch wie möglich meinem Land zu Hilfe kommen, meinem Land, das die Wiege der Geschichte, der Zivilisation und der Kultur ist, Syrien, wo die Menschen und die Kunst, die Kreativität und das Leben in Agonie danieder liegen. Freundinnen und Freunde, Schriftstellerinnen und Schriftsteller, Künstlerinnen und Künstler, Intellektuelle der Welt: Schließt euch der edelsten und mühsamsten Revolution der Geschichte an! Diese Revolution unterstützen heißt, die Werte der Wahrheit, der Gerechtigkeit und der Zivilisation zu unterstützen. Unterzeichner: Samar Yazbezk
Weltweite Lesung gegen das Assad-Regime am 23. April 2012
Für Freiheit und Demokratie in Syrien Weltweite Lesung gegen das Assad-Regime am 23. April 2012 Das internationale literaturfestival berlin (ilb) ruft Intellektuelle, Schriftsteller, Künstler, Kultureinrichtungen, Schulen, Universitäten, Radio- und Fernsehsender zur Teilnahme an einer weltweiten Lesung am 23. April 2012, dem Welttag des Buches, auf. Mit der Lesung und einer Schweigeminute soll der Toten gedacht, die Solidarität mit den Gegnern des Assad-Regimes bekundet und der Hoffnung auf ein freies, demokratisches und säkulares Syrien Ausdruck verliehen werden. Gerade jetzt, nach dem Erreichen eines brüchigen Waffenstillstands, ist ein wahrnehmbares Zeichen von Künstlern, Kulturschaffenden und Intellektuellen dringender denn je! Aufruf für eine weltweite Lesung gegen das Assad-Regime, für Freiheit und Demokratie in Syrien Das internationale literaturfestival berlin (ilb) rief Intellektuelle, Schriftsteller, Künstler, Kultureinrichtungen, Schulen, Universitäten, Radio- und Fernsehsender zur Teilnahme an einer weltweiten Lesung am 23. April 2012, dem Welttag des Buches, auf. Mit der Lesung und einer Schweigeminute sollte der Toten gedacht, die Solidarität mit den Gegnern des Assad-Regimes bekundet und der Hoffnung auf ein freies, demokratisches und säkulares Syrien Ausdruck verliehen werden. Gerade nach dem Erreichen eines brüchigen Waffenstillstands, war ein wahrnehmbares Zeichen von Künstlern, Kulturschaffenden und Intellektuellen dringender denn je! Gelesen wird aus dem Tagebuch der syrischen Autorin Samar Yazbek, die die Geschehnisse des vergangenen Jahres seit Ausbruch der Revolte dokumentierte und den beiliegenden Appell verfasste, der uns zu diesem Aufruf bewegte. Die Texte aus dem Tagebuch stellt die Autorin für die Lesungen über das Festival zur Verfügung. Sie liegen auf Arabisch, Englisch, Französisch und Deutsch vor. Auf die friedlichen Demonstrationen zu Beginn des vergangenen Jahres reagierte die Regierung mit der Militarisierung der Städte, Terror und Mord. Sie lancierte damit die Aufstände in den Gemeinden und die Spaltung von Gesellschaft und Armee. Soldaten, die sich weigerten, dem Befehl zum Mord an Zivilisten Folge zu leisten, mussten desertieren und gründeten die Freie Armee Syriens, deren Ziel die Verteidigung der Bürger ist. Die Sicherheitskräfte setzen seit Monaten schwere Artillerie für ihren Vernichtungsfeldzug ein. Städte werden belagert und geplündert, Frauen vergewaltigt und ihre Leichen in die Nacht geworfen, junge Menschen ins Gefängnis gesteckt, gefoltert und ermordet. Seit Beginn der Proteste wurden Menschenrechtsaktivisten zufolge fast 10 000 Menschen getötet. Während Syriens Zivilisation und Kultur mit ihrer einzigartigen Geschichte am Abgrund steht, begnügt sich die Welt weitgehend damit, TV-Nachrichten über den Feldzug Assads zu sehen. Die Veranstaltungen am Welttag des Buches sollen dieses Schweigen durch die Forderung nach dem Rücktritt Assads und das Plädoyer für Freiheit und Demokratie in einem säkularisierten Syrien brechen.
Aufruf Samar Yazbezk (Englisch)
Aufruf Weltweite Lesung (Englisch)
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LESETEXTE
Samar Yazbek: „A Woman in the Crossfire: Diaries of the Syrian Revolution“ (englisch)
Samar Yazbek: „Feux croisés: Journal de la révolution syrienne“ (französisch)
TEILNEHMER*INNEN
Bayreuth (Universität Bayreuth) | Berlin (internationales literaturfestival berlin) | Innsbruck (Freies Radio Innsbruck) | Kiel (Ulrike Göking/ Kieler Operntreppe) | Lübeck (Frauke Kässbohrer) | Rostock (Hartmut Möller und Christophe Bresoli/ für Musik und Theater Rostock und Universität Rostock)