Elias Khoury
- Libanon
- Zu Gast beim ilb: 2002
Elias Khoury wurde 1948 in Beirut, Libanon, geboren. Er studierte Geschichte und Soziologie an der Libanesischen Universität in Beirut und an der Universität Paris. Als junger Mann erlebte Elias Khoury 1967 die arabische Niederlage im Sechstagekrieg. Diese Ereignisse und die daraus folgende neue palästinensische Flüchtlingswelle führte ihn zu seinem heutigen moralischen und politischen Engagement für mehr Gerechtigkeit in Palästina. Die Erfahrungen des langen libanesischen Bürgerkrieges haben sich in seinen zehn Romanen, die auf Arabisch erschienen und u.a. ins Englische, Französische, Italienische, Hebräische, Schwedische und Deutsche übersetzt wurden, niedergeschlagen. Heute ist Khoury Redakteur der Literaturbeilage der bekannten Beiruter Zeitung „An-Nahar“. Seit dem Ende des Libanesischen Bürgerkrieges, 1990, verteidigt er die Ansicht, dass dieser Krieg und die moralische Verantwortung, die daraus erwächst, nicht vergessen werden dürfen. Khoury war Professor für Arabische und Vergleichende Literatur an der Columbia University und New York University und Leiter des Beiruter Theaters. Heute ist er stellvertretender Leiter des Ayloul Kunstfestivals Beirut. Als Romancier, Dramatiker, Kritiker und Journalist ist Khoury ein Intellektueller, der daran glaubt, dass die Rolle des Intellektuellen darin besteht, Werte wie Gerechtigkeit und Freiheit aufrechtzuerhalten. Elias Khoury zählt heute zu den bedeutendsten Autoren des Libanon und der arabischen Welt. Sein Roman „Bab Al-Shams“ wurde 1998 mit dem Palästina-Preis ausgezeichnet. Im selben Jahr wurde sein Roman „Das Königreich der Fremdlinge“ ins Deutsche übersetzt, 2000 erschien „Der geheimnisvolle Brief“ in deutscher Sprache. „Als ich in die Dörfer im Süden des Libanon kam und den Duft der Erde wahrnahm, in den sich der Geruch der Unterdrückung, des Leidens und des Blutes mischte, da verwandelte sich die Erde in meiner Hand in Erzählungen und Geschichten“, beschreibt der Autor die Beweggründe seines Schreibens. Immer wieder zieht es Khoury in den Süden Libanons, wo seine Geschichten ihren Ursprung haben. Die meisten seiner Bücher erzählen vom Krieg, von Themen wie Emigration, Vertreibung, Entfremdung, Verlust von Heimat und Identität. Geprägt durch die klassische arabische Erzähltradition, ist Elias Khoury ein genauer Kenner verschiedener poetischer Ansätze der westlichen Moderne. Er hat in seinen Texten einen eigenen Montagestil entwickelt, so z.B. in dem Roman „Der geheimnisvolle Brief“. Dort verlässt er die Chronologie der Erzählung, springt in der Zeit vor und zurück und umkreist so dieselben Geschehnisse aus verschiedenen Perspektiven. Auf faszinierende Weise verknüpft er die persönliche Geschichte seiner Darsteller mit dem politischen und sozialen Geschehen des Libanon, so dass er nicht nur individuelle Lebensgeschichten beschreibt, sondern sein Personal zu einem lebendigen Teil der Zeitgeschichte wird. Einmal bilden philosophische, ein anderes Mal religiöse oder aus der kriegsbewegten Landesgeschichte herausgegriffene Momente den Ausgangspunkt eines neuen Ansatzes der Geschichte. Sie führen den Leser in der dem Autor eigenen trocken-ironischen Erzählweise in ein Land voller bizarrer Legenden. Elias Khoury lebt in Beirut.
© internationales literaturfestival berlin
Little Mountain
Carcanet
Manchester, 1989
Übersetzung: Maia Tabet
Gates of the City
University of Minnesota Press
Minneapolis, 1993
Übersetzung: Paula Haydar
Königreich der Fremdlinge
Das Arabische Buch
Berlin, 1998
Übersetzung: Leila Chammaa
Der geheimnisvolle Brief
Beck
München, 2000
Übersetzung: Leila Chammaa
Das Tor zur Sonne
Klett-Cotta
Stuttgart, 2004
Übersetzung: Leila Chammaa
Yalo
Actes Sud
Arles, 2004
Übersetzerin: Leila Chammaa