Eduardo Berti
Eduardo Berti, 1964 in Buenos Aires geboren, ist neben seiner schriftstellerischen Arbeit auch als Musikjournalist und Drehbuchautor für Dokumentarfilme tätig. Seine literarische Karriere begann 1994 mit dem Erzählband „Los pájaros“ (Die Vögel), für den er 1995 mit dem Kritikerpreis der argentinischen „Revista Cultural“ ausgezeichnet wurde. Eduardo Berti lebt heute in Paris, wo er unter anderem als Korrespondent für das Magazin „3 puntos“ arbeitet. Sein erster Roman Agua, 1997 bei „Tusquets“ erschienen, verhalf ihm nun auch über die Grenzen Argentiniens hinaus zu breiter Anerkennung bei Lesern und Kritikern. Übersetzungen des Romans ins Italienische und Französische folgten kurz darauf und machten Berti damit erstmals auch einem nicht spanisch- sprechendem Publikum zugänglich. Das Buch erzählt die Geschichte des Technikers Luis Agua, der im Auftrag eines Elektrizitätsunternehmens im Portugal der 1920er Jahre versucht, die Landbevölkerung von den Segnungen des elektrischen Lichts zu überzeugen. Anders als gewohnt will ihm dies aber in dem kleinen Dorf Vila Natal nicht recht gelingen. Schnell merkt Luis, dass die Dorfbewohner mit der verwitweten Herrin des nahegelegenen Schlosses ein Geheimnis teilen, in dem ein wertvolles Armband eine zentrale Rolle spielt. Erst nach und nach gelingt es Luis, Licht in die dörfliche Dunkelheit und die Intrigen der Bewohner zu bringen. Es beginnt ein Ränkespiel mit kafkaesken Dimensionen. Berti beweist hier, neben einem außerordentlichen Gespür für tragisch-komische Typen und Situationen, eine intime Kenntnis der modernen Literatur, die auch den Ton seines zweiten Romans, „La Mujer de Wakefield“ (Wakefields Frau), bestimmt. 1999 ebenfalls bei „Tusquets“ erschienen und kurz darauf ins Französische und Japanische übersetzt, erreichte der Roman im Jahr 2001 das Finale des „Prix Fémina Etranger“. Wie sich im Titel bereits andeutet, nimmt Berti Nathaniel Hawthornes Erzählung „Wakefield“ zum Ausgangspunkt seiner Geschichte. Anders als der amerikanische Dichter richtet Berti allerdings seine Aufmerksamkeit auf das Schicksal der Frau und nicht auf das des Ehemanns, der eines Tages verschwindet, nur um – wie sie sich kurze Zeit später herausstellt – einige Strassen weiter ein geheimes Doppelleben zu führen. „La Mujer de Wakefield“ ist mehr als nur eine alte Geschichte im neuen Kleid. „Ich möchte mich gegen die Lesarten wehren, die in der Neuschreibung von „Wakefield“ lediglich eine postmoderne Geste sehen. Der selbstreflexive Roman existiert bereits seit ‚Don Quijote’.“ Unlängst erschienen von Eduardo Berti die Kurzgeschichten „Bernabé Lofeudo“ in einer Anthologie der erotischen Reihe „La Sonrisa Vertical“ und „Esquirlas des Atamisky“ (Splitter von Atamsky) in der Sammlung „Hazañas bélicas“ (Kriegerische Heldentaten).
© internationales literaturfestival berlin
Agua
Tusquets
Barcelona, 1997
La Mujer de Wakefield
Tusquets
Barcelona, 1999
La vida imposible
Ernecé Editores
Buenos Aires, 2002
Todos los funes
Anagrama
Barcelona, 2004
Übersetzer: Leopold Federmair