Adolf Muschg
Adolf Muschg wurde 1934 in Zollikon im Kanton Zürich geboren. Er studierte Germanistik, Anglistik und Psychologie an der Universität Zürich und in Cambridge und promovierte über Ernst Barlach. Zusammen mit Peter Bichsel, Friedrich Dürrenmatt und Max Frisch gehörte er 1969 zu den Sezessionisten, die nach ihrem Austritt aus dem Schweizer Schriftstellerverband die Gruppe Olten gründeten. Nach Gastdozenturen in Japan und den USA war er zwischen 1970 und 1999 Professor für Deutsche Sprache und Literatur an der ETH Zürich. 1997 wurde er der erste Leiter des Collegium Helveticum in der Semper-Sternwarte.
1965 erschien sein erster Roman »Im Sommer des Hasen«, dem zahlreiche Erzählungen, Theaterstücke, Hörspiele, Drehbücher und Romane wie »Sutters Glück« (2001), »Eikan, du bist spät« (2005) und »Kinderhochzeit« (2008) folgten. Oft erzählen seine Texte von Suchenden und Strauchelnden und gehen der Frage nach, wie ein Mensch sich aus seinen Prägungen der Herkunft, Gesellschaft und Familie befreien kann. »Der Rote Ritter. Eine Geschichte von Parzivâl« (1993) ist eine Neuinterpretation des Versromans von Wolfram von Eschenbach und gilt als literarisches Hauptwerk von Adolf Muschg. Der Bezug zur Gegenwart wird, wie so oft in seinen Werken, über das Narrativ eines historischen Stoffs hergestellt. Ein weiteres zentrales Thema seines literarischen Œuvres ist die Erforschung der Fremde, bei Muschg ganz konkret das unbekannte Japan, das er zeitlebens bereist und erforscht hat. Mit seinen politischen Essays »Wenn Auschwitz in der Schweiz liegt« (1997) und »Was ist europäisch? Reden für einen gastlichen Erdteil« (2005) bezog er Stellung zur Vergangenheitsbewältigung in der Schweiz und deren Alltagspolitik und zeigte sich damit als Beteiligter am politischen Diskurs Europas. Davon zeugt auch sein Roman »Heimkehr nach Fukushima« (2018), in dem er das komplizierte Verhältnis zwischen Europa und Japan und die Problematik der Atomenergie thematisiert. Zuletzt erschien »Aberleben« (2021), ein Roman über einen an Krebs erkrankten Schriftsteller, der mit siebzig Jahren seine Ehe und die Schweiz verlässt, um in Berlin ein neues Buch zu schreiben und einer Figur, die er im Vorgängerwerk sterben ließ, zu neuem Leben zu verhelfen.
Muschg wurde mit zahlreichen Preisen geehrt, darunter dem Hermann-Hesse-Preis, dem Georg-Büchner-Preis, dem Gottfried-Keller-Preis, dem Grimmelshausen-Preis sowie dem Grand Prix de Littérature der Schweiz für sein Lebenswerk. Er ist u. a. Mitglied der Akademie der Künste in Berlin, dessen Präsident er von 2003 bis 2006 war, der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz sowie der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt. Adolf Muschg lebt in der Nähe von Zürich.
Die Aufgeregten von Goethe
Politisches Drama in 40 Auftritten
Arche
Zürich, 1971
Albissers Grund
Suhrkamp
Frankfurt a. M., 1974
Entfernte Bekannte
Suhrkamp
Frankfurt a. M., 1976
Gottfried Keller
Kindler
München, 1977
Besuch in der Schweiz
Reclam
Stuttgart, 1978
Baiyun oder die Freundschaftsgesellschaft
Suhrkamp
Frankfurt a. M., 1980
Noch ein Wunsch
Suhrkamp
Frankfurt a. M., 1980
Gegenzauber
Suhrkamp
Frankfurt a. M., 1981
Leib und Leben
Suhrkamp
Frankfurt a. M., 1981
Im Sommer des Hasen Leib und Leben
Suhrkamp
Frankfurt a. M., 1982
Fremdkörper
Suhrkamp
Frankfurt a. M., 1983
Ausgewählte Erzählungen 1962–1982
Suhrkamp
Frankfurt a. M., 1983
Das Licht und der Schlüssel
Erziehungsroman eines Vampirs
Suhrkamp
Frankfurt a. M., 1984
Mitgespielt
Suhrkamp
Frankfurt a. M., 1984
Goethe als Emigrant
Auf der Suche nach dem Grünen bei einem alten Dichter
Suhrkamp
Frankfurt a. M., 1986
Empörung durch Landschaften
Suhrkamp
Frankfurt a. M., 1988
Der Turmhahn und andere Liebesgeschichten
Suhrkamp
Frankfurt a. M., 1989
Die Schweiz am Ende. Am Ende die Schweiz
Erinnerungen an mein Land vor 1991
Suhrkamp
Frankfurt a. M., 1990
Zeichenverschiebung
Edition Klaus Isele
Eggingen, 1991
Herr, was fehlt Euch
Zusprüche und Nachreden aus dem Sprechzimmer des heiligen Grals
Suhrkamp
Frankfurt a. M., 1994
Nur ausziehen wollte sie sich nicht
Ein erster Satz und seine Fortsetzung
Suhrkamp
Frankfurt a. M., 1995
Liebesgeschichten
Suhrkamp
Frankfurt a. M., 1995
Die Insel, die Kolumbus nicht gefunden hat
Sieben Geschichten Japans
Suhrkamp
Frankfurt a. M., 1996
Der Rote Ritter
Eine Geschichte von Parzivâl
Suhrkamp
Frankfurt a. M., 1996
Wenn Auschwitz in der Schweiz liegt
Fünf Reden eines Schweizers an seine und keine Nation
Suhrkamp
Frankfurt a. M., 1997
O mein Heimatland
150 Versuche mit dem berühmten Schweizer Echo
Suhrkamp
Frankfurt a. M., 1998
Stadt Europa
Schwabe
Basel, 1999
Sutters Glück
Suhrkamp
Frankfurt a. M., 2001
Das gefangene Lächeln
Suhrkamp
Frankfurt a. M., 2002
Gehen kann ich allein und andere Liebesgeschichten
Suhrkamp
Frankfurt a. M., 2003
Von einem der auszog, leben zu lernen
Goethes Reisen in die Schweiz
Suhrkamp
Frankfurt a. M., 2004
Der Schein trügt nicht
Über Goethe
Insel
Frankfurt a. M., 2004
Eikan, du bist spät
Suhrkamp
Frankfurt a. M., 2005
Was ist europäisch?
Reden für einen gastlichen Erdteil
C.H.Beck
München, 2005
Tragische Literaturgeschichte
Diogenes
Zürich, 2006
Kinderhochzeit
Suhrkamp
Frankfurt a. M., 2008
Sax
C.H.Beck
München, 2010
Löwenstern
C.H.Beck
München, 2012
Die Japanische Tasche
C.H.Beck
München, 2015
Heimkehr nach Fukushima
C.H.Beck
München, 2018
Aberleben
C.H.Beck
München, 2021