Ilma Rakusa
Ilma Rakusa wurde 1946 im slowakischen Rimavská Sobota geboren. Nachdem sie ihre frühe Kindheit in Budapest, Ljubljana und Triest verbracht hatte, emigrierte ihre Familie 1951 in die Schweiz. Rakusa studierte Slawistik sowie Romanistik in Zürich, Paris und St. Petersburg. 1971 schrieb sie ihre Dissertation über das Motiv der Einsamkeit in der russischen Literatur und arbeitete in der Folge als Assistentin am Slawischen Institut der Universität Zürich. Seit 1977 ist sie dort als Lehrbeauftragte tätig sowie freiberuflich als Übersetzerin, Publizistin und Schriftstellerin in Erscheinung getreten. Dabei überträgt Rakusa nicht nur aus dem Russischen, Serbokroatischen, Ungarischen sowie Französischen ins Deutsche, sondern auch aus unterschiedlichen literarischen Gattungen, wie ihre Übersetzungen von dem Erzählband »Der goldene Kaftan und andere Märchen« (1981) des russischen Schriftstellers Alexander Remisow, von Erzählungen des serbokroatischen Autors Danilo Kiš, von Theaterstücken des ungarischen Dramatikers Péter Nádas und von dem Roman »Der Liebhaber« (1985) der französischen Autorin Marguerite Duras beispielhaft zeigen. 2008 gab Rasuka zusammen mit Ursula Keller eine Sammlung von 33 Essays mit dem Titel »Europa schreibt. Was ist das Europäische an den Literaturen Europas?« heraus. Auch als Publizistin für renommierte Publikationen wie die »Neue Zürcher Zeitung« und »Die Zeit« setzt sie sich für die Vermittlung osteuropäischer Literaturen ein.
Nachdem sie 1977 ihr literarisches Debüt mit dem Lyrikband »Wie Winter« gegeben hatte, veröffentlichte Rakusa zahlreiche weitere Gedichte, Erzählungen und Poetikvorlesungen. 2003 unternahm sie in »Von Ketzern und Klassikern« einen Streifzug durch die russische Literatur in Form von Porträts zu Autoren wie Dostojewski, Michail Prischwin und Daniil Charms. Ihre Erinnerungen an eine Kindheit und Jugend in einer Region, die nach dem Zweiten Weltkrieg erst wieder eine eigene Identität finden musste, brachte Rakusa 2009 in »Mehr Meer« zu Papier, das einer Rezension der »Zeit« zufolge am ehesten noch als »poetische Autobiografie« zu beschreiben sei. Zuletzt erschien der Erzählband »Einsamkeit mit rollendem ›r‹« (2014), dessen Geschichten laut der »Neuen Zürcher Zeitung«, von einem melancholischen Grundton geprägt, abwechselnd Momente flüchtigen Glücks und ein Gefühl der Heimatlosigkeit auslösten, aber auch zur Vermittlung zwischen Kulturen beitrügen.
Zu den Auszeichnungen, die Rakusa für ihr Schaffen erhielt, zählen der Petrarca-Übersetzerpreis (1991), der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung (1995), der Schweizer Buchpreis (2009) sowie zuletzt der Prix Lipp (2013). Die Autorin ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Sie lebt in Zürich.
www.ilmarakusa.info
Wie Winter
Edition Howeg
Zürich, 1977
Love after love
Acht Abgesänge
Suhrkamp
Frankfurt a. M., 2003
Von Ketzern und Klassikern
Streifzüge durch die russische Literatur
Suhrkamp
Frankfurt a. M., 2003
Mehr Meer
Erinnerungspassagen
Droschl
Graz, 2009
Einsamkeit mit rollendem »r«
Droschl
Graz, 2014