24. ilb
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Weltweite Lesung für Demokratie und Freiheit im Iran am 16.09.2009

Das internationale literaturfestival berlin (ilb) ruft Kulturinstitutionen, Theater, Radiostationen und interessierte Personen zu einer weltweiten Lesung der Fatwa von Großayatollah Montazeri am 16. September 2009 auf. Ziel der damit verbundenen Veranstaltungen und Aktionen soll sein, unmissverständlich Solidarität mit der demokratischen Opposition im Iran zu zeigen und den Protest gegen Inhaftierungen solcher Kräfte und Schauprozesse zu unterstreichen.

AUFRUF

Aufruf zur weltweiten Lesung für „Demokratie und Freiheit im Iran“ Das internationale literaturfestival berlin ruft Kulturinstitutionen, Theater, Radiostationen und interessierte Personen zu einer weltweiten Lesung der Fatwa von Großajatollah Montazeri am 16. September auf. Ziel der damit verbundenen Veranstaltungen und Aktionen soll sein, unmissverständlich Solidarität mit der demokratischen Opposition im Iran zu zeigen und den Protest gegen Inhaftierungen solcher Kräfte und Schauprozesse zu unterstreichen. Vor dreißig Jahren versprachen die neuen Herrscher, die sich als Stellvertreter Gottes auf Erden bezeichnen, Gerechtigkeit walten zu lassen, Liebe und Brüderlichkeit zu verbreiten, den Schwachen und Mittellosen zu helfen. Alle Bewohner des Landes sollten in Freiheit und Wohlstand leben. Der Iran sollte zum Vorbild für alle unterdrückten Staaten werden, zu einem Paradies auf Erden. Kaum an der Macht, ließen die Gottesmänner ein Großteil der Opposition liquidieren, Zehntausende Andersdenkende wurden hingerichtet, die einheimische Kultur wurde zugunsten einer vermeintlichen Islamisierung zerstört, Frauen wurden zu Menschen zweiter Klasse degradiert, Kunst und Literatur einer rigorosen Zensur unterworfen. Abgesehen vom zeitweiligen Aufbegehren Einzelner oder kleinerer Gruppen übte das Volk lange Geduld, dreißig Jahre lang. Doch nun hat der eklatante Betrug bei der Präsidentenwahl am 12. Juni das Fass zum Überlaufen gebracht. Millionen gingen auf die Straße und verlangten die Rückgabe ihrer gestohlenen Stimme. Da fiel den Machthabern die fromme Maske vom Gesicht. Das Regime entwickelte sich über Nacht zu einer Militärdiktatur schlimmster Sorte. Demonstranten wurden auf offener Straße niedergeschossen oder in Gefängnissen zu Tode gefoltert. Ehemals gestandene Männer des Gottesstaates, die jahrzehntelang das Land mitregiert und sich nun auf die Seite der Opposition begeben hatten, wurden in einem Schauprozess als Landesverräter und Kollaborateure ausländischer Geheimdienste auf die Anklagebank gesetzt. Sie legten selbstbezichtigende Geständnisse ab, die ohne jeden Zweifel durch Folter erzwungen wurden. Wie legitim ist ein Regime, das sich als göttlich betrachtet, aber auf Millionen Gläubige knüppeln und schießen lässt, sie betrügt, ihnen verbietet, ihre Toten zu beweinen und Trauerfeiern zu veranstalten? Wer heute im Iran „alah o akbar“ (Gott ist mächtig) ruft, gilt als verdächtig. Beim wöchentlichen Freitagsgebet werden die Besucher scharf kontrolliert und Verdächtige abgewiesen. Geistliche, die sich zu den Vorgängen kritisch äußern, werden eingekerkert. Wie kann ein Regime angesichts dieses Zustands immer noch den Anspruch erheben, ein islamischer Staat zu sein? Seit den Wahlen sind mehr als zwei Monate vergangen. Die täglichen Demonstrationen und Kundgebungen zeigen, dass selbst der Einsatz von massiver Gewalt und die zahlreichen Opfer den Widerstand der Bürgerinnen und Bürger nicht brechen konnten. Der Iran steht an einem Scheideweg zwischen einer klerikal verbrämten Militärdiktatur und einer demokratischen, weltoffenen Republik. Wie die Zukunft aussehen wird, ist nicht zuletzt von dem Ausmaß der Solidarität abhängig, die die Weltöffentlichkeit mit dem iranischen Widerstand zeigt. Aus Anlass des dritten Jahrestages des Kriegsbeginns im Irak hatten das Festival und die Peter-Weiss-Stiftung für Kunst und Politik e. V. mit Sitz in Berlin am 20. März 2006 erstmals eine weltweite Lesung initiiert. An diesem „Jahrestag der politischen Lüge“ wurde Eliot Weinbergers „Was ich hörte vom Irak“ an 47 Veranstaltungsorten weltweit vorgetragen – in Australien, den USA, Deutschland, Griechenland, im Libanon, in Großbritannien, den Niederlanden, in Italien, Luxemburg, Indien und der Schweiz. Es folgten weltweite Lesungen in Gedenken an Anna Politkowskaja (20. März 2007), gegen die Diktatur Robert Mugabes (9. September 2007), gegen die Repressalien in China im Vorfeld der Olympiade (20. März 2008) und in Gedenken an Mahmoud Darwish (5. Oktober 2008) mit vielen Beteiligten, auch Radio- und Fernsehsendern, in allen Kontinenten. 

Aufruf (Englisch)

LESETEXTE

Fatwa des Groß-Ayatollah Hossein-Ali Montaseri (Persisch)

Fatwa des Groß-Ayatollah Hossein-Ali Montaseri (Deutsch)

Fatwa of Great Ayatollah Hossein-Ali Montaseri (Englisch)

Fatwa du Grand Ayatollah Hoseein-Ali Montaseri (Französisch)

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