Shared Trauma. Eine Nacht der Erinnerungen

Portrait Ronya Othmann, Sasha Marianna Salzmann
Ronya Othmann © Paula Winkler, Sasha Marianna Salzmann ©Dirk Skiba

»Die Sprachlosigkeit liegt noch unter der Sprache, selbst wenn ein Text da ist.«
– Ronya Othmann

»Ich gehe diesen Weg Brief für Brief, über all die Scherben«
– Sasha Marianna Salzmann

Liebes Publikum,
nahezu täglich hören, sehen oder lesen wir von Krieg, Gewalt, Hass. Oft sind es nicht mehr als Schlagworte und Zahlen, die im Kopf hängen bleiben. Aus Selbstschutz verdrängen viele häufig das Leid, das weltweit durch Gewalterfahrungen entsteht.

In einer Nacht der Erinnerungen wollen wir am 13. September von 18:00 – 24:00 Uhr Betroffene und Zeug:innen im Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung zu Wort kommen lassen und ihnen den nötigen Raum und die Zeit geben, kollektive Gewalterfahrungen zu erinnern und auszudrücken. Autor:innen lesen aus ihren Texten und teilen mit uns ihre Traumata zum erst zehn Jahre zurückliegenden Völkermord an den Êzîden durch die Terrororganisation Islamischer Staat; zur systematischen Unterdrückung und Verfolgung der Uiguren in China; zur Inhaftierung und Folter friedlich protestierender Regimegegner in Belarus, zu den Entführungen der Boko Haram, und zum brutalen Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023.

Literatur kann dort ansetzen, wo für gewöhnlich nur noch Sprachlosigkeit herrscht. Olga Bubich, Helon Habila, Ronya Othmann, Sasha Marianna Salzmann und Ofer Waldman, Tahir Hamut Izgil und Joshua Freeman wagen es, sich der Ohnmacht mit ihrer je eigenen Sprache entgegenzustellen. Mit der Dokumentarfilmerin Branwen Okpako und der Soziologin Karolina Wigura denken sie gemeinsam über Formen des Schreibens und Sprechens nach und zeigen Wege auf, wie an Gewalt erinnert werden kann.

Nicht nur inhaltlich, sondern auch dramaturgisch ist dieser Abend besonders – die Zeit ist gestreckt und der Ort in Bewegung. Die Nacht der Erinnerung dauert sechs Stunden, beinhaltet Podiumsgespräche, Wandellesungen im ganzen Haus und ein Filmgespräch mit Screening. Sie sind außerdem herzlich eingeladen, sich zwischen den Gesprächen und Lesungen im Foyer einzufinden und auszutauschen. Der Büchertisch der Buchhandlung »Kisch & Co.« versorgt Sie währenddessen mit der entsprechenden Lektüre, die Bar des Restaurants »Kreuzberger Himmel« mit Essen und Getränken.

Schreiben gegen das Vergessen
18:00-18:45 Uhr
Gespräch mit Tahir Hamut Izgil & Joshua Freeman, Ronya Othmann, Sasha Marianna Salzmann & Ofer Waldman
Moderation: Shila Behjat
Die Veranstaltung findet auf Deutsch statt und wird simultan ins Englische gedolmetscht. Mit Redebeiträgen auf Uigurisch.

Wandellesungen
19:00-20:15 Uhr
Lesung mit Olga Bubich, Joshua Freeman & Tahir Hamut Izgil, Ronya Othmann, Sasha Marianna Salzmann & Ofer Waldman
Die Veranstaltung findet auf Deutsch und Englisch statt. Mit Lesebeiträgen auf Uigurisch.

Sprachlosigkeit überwinden
20:45-21:45 Uhr
Gespräch mit Olga Bubich, Branwen Okpako, Karolina Wigura
Moderation: Shila Behjat.
Die Veranstaltung findet auf Englisch statt und wird simultan ins Deutsche gedolmetscht.

Branwen Okpako und Helon Habila: Return to Chibok
22:15-24:00 Uhr
Gespräch und Filmscreening mit Helon Habila und Branwen Okpako
Moderation: Dorothee Wenner
Die Veranstaltung findet auf Englisch statt.