Festival und Eröffnung
taz, Bericht von Julia Hubernagel und Jens Uthoff, 13. September 2024: “Es ist das erste Mal, dass ein Externer das Festival nach der 22 Jahre währenden Regentschaft Ulrich Schreibers nun unter der neuen Leiterin Lavinia Frey kuratiert, und es ist auch das erste Mal, dass Habila überhaupt etwas kuratiert, wie er der taz kurz vor Festivalbeginn verriet. Man darf beides als Erfolg verbuchen.”
FAZ, Bericht von Petra Ahne, 16. September 2024: „Während beim ilb in der Vergangenheit Zeitkritisches verhandelnde Panels die Literatur zu überlagerten drohten, lief in dieser Ausgabe, der ersten ganz von der neuen Leiterin Lavinia Frey geplanten, beides aufeinander zu. […] Das Publikum machte die Neufokussierung des Festivals offenbar bereitwillig mit […].“
Süddeutsche Zeitung, Bericht von Sonja Zekri, 07. September 2024: “[…] das ILB hat alle Chancen, den Lesesaal tatsächlich für alle zu öffnen und nicht nur eine andere exklusive Kammer für eine erlesen international vernetzte Zuhörerschaft zu bespielen.”
Deutschlandfunk Kultur, Fazit, Beitrag von Stefanie von Oppen, 11. September 2024: “Ein richtiger Coup ist ihr [Lavinia Frey] gelungen mit der Erfindung einer Curator in Residence und das ist in diesem Jahr der Nigerianer Helon Habila. Von dessen Netzwerken hat das ilb sicher sehr profitiert.”
FAZ, Bericht von Petra Ahne, 07. September 2024: “Mit ihr [Beata Umubyeyi Mairesse] kam eine erschütternde Unmittelbarkeit in den bis auf den letzten Platz gefüllten Saal, die die Frage nach der Bedeutung des Erzählens erst überlagerte, um dann schockierend mit ihr zu verschmelzen.”
Deutschlandfunk Kultur, Lesart, Bericht von Stefanie von Oppen, 06. September 2024: “Also eine gewisse Feierlichkeit hat es schon. Was ganz besonders war, oder ich glaube, auch jedes Mal üblich ist, war die Musik. Also es begann mit einer Band. […] Es war einfach schonmal fantastisch, ein toller Auftakt. […] Dann nahm das ganze doch Fahrt auf, indem dann eben Helon Habila auftrat und vor allem der absolute Höhepunkt, die Schriftstellerin Beata Umubyeyi Mairesse, zu ihr später noch mehr, aus Ruanda.”
Tagesspiegel, Bericht von Gregor Dotzauer, 07. September 2024: “Helon Habila, der erste Gastkurator des seit dem vergangenen Jahr von Lavinia Frey geleiteten Festivals, tat also gut daran, zur Eröffnung eine ruandische Schriftstellerin einzuladen, die dem Genozid als 15-Jährige nach Frankreich entkommen war. Wie Beata Umubyeyi Mairesse, als Tochter eines Polen leicht hellhäutig, im Haus der Berliner Festspiele von der lebensrettenden Lüge erzählte, mit der sie der Miliz weismachen konnte, sie sei Französin und der Präsident in Paris sehr ungehalten, wenn man ihr etwas antue – das war eine bewegende, grundsympathische, mit stiller Autorität vorgetragene und durch die berichtete Erfindungsgabe sofort aufs Feld der Literatur führende Rede.”
Szczepan Twardoch: Kälte:
FAZ, Bericht von Petra Ahne, 07. September 2024: “Ihre Rede über die Notwendigkeit, dass Überlebende, dass Opfer Zeugnis ablegen, fand ein unerwartetes Echo im zweiten Text des Abends, geschrieben von Szczepan Twardoch, einem der großen Namen, die in überschaubarer Zahl doch vertreten sind.”
Happy Stories, Mostly:
Deutschlandfunk Kultur, Fazit, Beitrag von Stefanie von Oppen, 11. September 2024: “eine Veranstaltung, die ich einfach großartig fand. Da waren Marylyn Tan, Norman Erikson Pasaribu und Tash Aw und die haben ihre Texte gelesen, die wirklich toll, provokant und mutig waren.”
Queerness in South East Asia:
taz, Bericht von Ilo Toerkell, 12. September 2024: “Zu Beginn der gut besuchten Veranstaltung in der Heinrich-Böll-Stiftung kontextualisierte die Wissenschaftlerin und Professorin Khoo Ying Hooi das Thema in Hinblick auf die rechtliche Lage und mediale Repräsentation. […] „If you are not happy we can talk about it, but first put on this ball-gag“, („wenn du nicht glücklich bist, können wir darüber reden, aber leg zuerst diesen Knebel an“), rezitiert Marylyn Tan in beißendem Tonfall aus ihrem Gedichtband. Es ist ein wohl treffendes Bild für den restriktiven Diskurs.”
In the Presence of Absence: Poems for Palestine:
Deutschlandfunk Kultur, Fazit, Bericht von Stefanie von Oppen, 11. September 2024: “Das war wirklich sehr ergreifend […] Man sah viele Menschen sehr berührt im Publikum und glücklicherweise war das Compassion-Team dabei, um diese Menschen aufzufangen in dem Moment.”
Tagesspiegel, Bericht von Gerrit ter Horst, 11. September 2024: “Ein trauriger, ein wütender Abend, aber auch ein gemeinschaftlicher Abend fand im Haus der Berliner Festspiele statt. Und ein zutiefst literarischer, gab er doch dem Schmerz eine Sprache und einen Ort.”
New Voices from Chile:
Deutschlandfunk, Kultur heute, Bericht von Peter B. Schumann, 12. September 2024: “Es gibt viele denkwürdige Abende auf diesem internationalen Literaturfestival. Aber keiner war so konkret an ein historisches Datum gebunden wie die gestrige Veranstaltung. Der Putsch der Militärs gegen Salvador Allende vernichtete damals ein einzigartiges Projekt: die Einführung eines demokratischen Sozialismus, und veränderte Chile wie auch die Geschichte Lateinamerikas für Jahrzehnte. Das Festival reflektierte das Ereignis mit zwei chilenischen Schriftstellerinnen. […] Mit dieser Lesung hat das Internationale Literaturfestival nachdrücklich den Jahrestag des Militärputsches in Chile in Erinnerung gerufen. Und es hat zwei außergewöhnliche Schriftstellerinnen vorgestellt, die mit ihren Romanen eindrucksvoll veranschaulichen, wie weit die Vergangenheit noch immer die Gegenwart durchdringt.”
Tash Aw: Strangers on a Pier:
taz, Bericht von Julia Hubernagel und Jens Uthoff, 13. September 2024: “[…] die Lesung mit Tash Aw stellt auf beiläufige Art die besondere Kraft von Literatur unter Beweis; Licht auf Themen, Länder und Komplexe zu werfen, die zum Wettstreit um die öffentliche Aufmerksamkeit normalerweise gar nicht erst antreten.”
Aleida Assmann: Gemeinsinn:
Tagesspiegel, Bericht von Ulrike Baureithel, 13. September 2024: “Dieser „sechste Sinn“ [der Gemeinsinn] umschreibt für Assmann das Gegenmodell zu Populismus, Ressentiment und Hass, den die Rechte forciert, um die Gesellschaft auseinanderzutreiben. Die Rechte habe „Solidarität“, dieses urlinke Motiv, um das es Heinz Bude in zwölf gleichnamigen Meditationen (Hanser 2019) geht, für sich gekapert. Dass die Sozialdemokratie den Solidaritätsgedanken aufgegeben habe, räche sich bitter, erklärt er unter Beifall.”
Davi Kopenawa & Mirjam Herrmann: Naturgewalt
FAZ, Bericht von Petra Ahne, 16. September 2024: “Wenn Literaturfestivals geballte Gelegenheiten zum Perspektivwechsel sind, war der Auftritt von Davi Kopenawa beim Internationalen Literaturfestival Berlin (ilb) eine besonders eindrückliche, so selbstbewusst, wie er vor Augen führte, dass er ganz gut ohne die Kulturtechnik auskommt, die eine zehntägige Feier des Buchs erst möglich macht.”
Festival Kitchen:
Deutschlandfunk Kultur, Fazit, Beitrag von Stefanie von Oppen, 11. September 2024: “Das frühere Festivalzelt ist inzwischen ausgetauscht gegen eine sogenannte Festival Kitchen, die dann von einem syrischen Restaurant bespielt wird und wo auch alle Gäste durchaus eingeladen sind, hinzukommen. […] Die Leute halten sich auch gerne länger dort [im Haus] auf. […] Und diese Möglichkeit bietet das Festival auch, dass es viele Gespräche gibt zwischen Autorinnen und Autoren und dem Publikum, die sich in der besagten Kitchen auch treffen können, um da gemeinsam zu essen und insofern habe ich den Eindruck, dass es wirklich ein sehr gelungenes Festival ist.”
Programmveröffentlichung:
FAZ, Bericht von Petra Ahne, 03. Juli 2024: “Kompakter, konzentrierter, risikofreudiger wird das ilb, so der Eindruck nach der Vorstellung des Programms am Mittwoch. Man setzt weniger auf die ganz großen Namen und mehr auf die Entdeckungsfreude des Publikums.“
Buchpremiere Salman Rushdie:
FAZ, Kommentar von Andreas Kilb, 17. Mai 2024: “Das Buch trägt die Spuren des Todes, dem Rushdie knapp entgangen ist, und wer genau hinschaut, kann diese Spuren auch in seinem Gesicht erkennen, das nicht nur älter, sondern starrer wirkt, und in seiner rechten Hand, die steifer gestikuliert als die linke. Und man kann nicht aufhören hinzuschauen an diesem Abend im Deutschen Theater.”
Deutsche Welle, Bericht von Sabine Kieselbach, 17. Mai 2024: “Das Publikum in Berlin feiert Salman Rushdie für seine Kraft, seinen Humor und auch für seine so wichtige Botschaft. Dafür, das ist an diesem Abend noch einmal klar geworden, zahlt Rushdie einen furchtbaren Preis.”