Die baltischen Staaten haben wenig Erfahrung mit der Aufnahme und dem Umgang mit Geflüchteten. Wenigen Menschen wird in Litauen überhaupt Asyl gewährt. Im Jahr 2015 wurden insgesamt ca. 300 Asylanträge gestellt, wovon über die Hälfte jedoch abgelehnt wurde. Hierbei werden Flüchtlinge aus Litauens Nachbarländern, wie zum Beispiel Russland, gegenüber Asylsuchenden aus Drittländern bevorzugt aufgenommen. Nur widerwillig stimmte die litauische Regierung im September 2015 zu, im Rahmen des EU-Relocation Programms innerhalb der nächsten zwei Jahre 1.105 Flüchtlinge aufzunehmen. Tatsächlich sind von ihnen aber nur 214 im Land angekommen (Stand Januar 2017 [1]). Unterstützung in ihrem neuen Leben erhalten sie durch den Staat jedoch kaum, stattdessen werden sie eher von der übrigen Bevölkerung isoliert, als dass sie am alltäglichen Leben teilnehmen würden.
Teilnehmender Autor: Nils Mohl
Nils Mohl wurde 1971 in Hamburg geboren. Mit Ende zwanzig begann er zu schreiben, sein Debütroman „Kasse 53“ erschien 2008. Darauf folgten weitere Veröffentlichungen, wie zum Beispiel die Kurzgeschichtensammlung „Ich wäre tendenziell für ein Happy End“ (2009) und den Roman „Es war einmal Indianerland“ (2011), wofür er für den Jugendliteraturpreis nominiert war. Für seine Werke erhielt Nils Mohl verschiedene Auszeichnungen, darunter der MDR-Literaturpreis und dem Literaturförderpreis der Stadt Hamburg für seine Kurzgeschichten sowie der Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis (2011) und das Kranichsteiner Jugendliteraturstipendium (2012). Er lebt gegenwärtig in Hamburg.
Eine ausführliche Biografie finden Sie hier.
Litauen – Fotografien von Nils Mohl
Rund anderthalb Stunden mit dem Auto von Vilnius entfernt befindet sich die eine von nur zwei staatlichen Einrichtungen für Flüchtlinge in Litauen. Das 2.300-Seelen-Nest Rukla ist umgeben von Mischwald, Kasernen und einem militärischen Übungsgelände.
Fotografiert am 27. August 2016 in Rukla, Litauen.
Flüchtlingskinder, die in dem Rukla Flüchtlingsheim wohnen. Flüchtlinge in Litauen – das waren in der Vergangenheit vor allem politisch Verfolgte aus Russland, Weißrussland und der Ukraine. Maximal ein paar Hundert jedes Jahr. Ethnisch, sprachlich, religiös und kulturell lagen die Hürden für eine Eingliederung verhältnismäßig niedrig. Mit der weltweiten Flüchtlingskrise ändert sich das Bild nun nach und nach.
Fotographiert am 27. August 2016 in Rukla, Litauen.
Redwan Eid ist Journalist und Flüchtling aus Syrien. Er zahlte im Frühjahr 2016 Schlepper in der Türkei, um im Schlauchboot nach Griechenland zu gelangen. Von dort wollte er weiter nach Irland – landete aber im Rahmen des EU-Relocation-Programms schließlich in Litauen.
Fotografiert am 29. August 2016 in Vilnius, Litauen.