In Kenia befindet sich das größte Flüchtlingslager der Welt. In der Ortschaft Daadab nahe der somalischen Grenze leben derzeit über 350.000 Flüchtlinge. Es wurde 1991 im Zuge des andauernden Bürgerkriegs im Nachbarland Somalia aufgebaut. Die ältesten im Lager geborenen Kinder sind über 20 und haben ihr Heimatland nie gesehen. Neben Daadab gibt es in Kenia ein weiteres Flüchtlingscamp, das die Größe einer kleineren deutschen Großstadt hat und sich in der Nähe des Dorfes Kakuma im Norden des Landes befindet. Dort sind vor allem Flüchtlinge aus dem Südsudan untergebracht. Da es für Kenia unmöglich ist, den finanziellen Aufwand seiner Flüchtlingshilfen alleine zu tragen, bekommt es für seine humanitäre Hilfe große Summen an Geldern von der UN und von Nichtregierungsorganisationen. Seitdem es vermehrt zu terroristischen Anschlägen durch die somalische Miliz Al-Shaabab kommt, plant die kenianische Regierung, das Camp in Daadab zu schließen und keine Flüchtlinge mehr aufzunehmen, um sich vor islamistischen Übergriffen zu schützen. Im Mai 2016 berichtete die tagesschau, dass „[d]ie Regierung […] die staatliche Flüchtlingsbehörde aufgelöst [habe].“[1][2]
Teilnehmender Autor: Abdi Latif Dahir
Der Journalist Abdi Latif Dahir wurde in Nairobi geboren, wuchs aber zum Teil im bürgerkriegsgeplagten Somalia auf. Dort sammelte er bereits in jungen Jahren erste schriftstellerische Erfahrungen, die seinen analytischen und doch narrativen und nah am Menschen orientierten Stil prägten. Dahir studierte Journalismus an der US International University-Africa in Nairobi und erhielt seinen Master an der Columbia University. Als freier Reporter schrieb er für viele nationale und internationale Zeitungen und Magazine vor allem über die Situation in Kenia und Somalia.
[1] tagesschau: Kenia will gigantische Flüchtlingslager schließen. https://www.tagesschau.de/ausland/kenia-fluechtlingslager-101.html (10.6.2016)
[2] UNHCR Kenya: UNHCR Appeals to Kenya Over Decision to End Refugee Hosting http://www.unhcr.org/ke/867-unhcr-appeals-to-kenya-over-decision-to-end-refugee-hosting.html
Kenia – Fotografien von Abdi Latif Dahir
Ein Bus, der von Garissa zum Dadaab Flüchtlingslager im nordöstlichen Kenia fährt. Seit seiner Gründung im Jahr 1991 hat sich Dadaab in einem ständigen Wohnsitz verwandelt – eine selbstgestylte Flüchtlingsrepublik für Menschen, die in einem Zyklus des Wartens gefangen sind.
Fotografiert am 28. Dezember 2015.
Amphile Kassim, der seit Jahrzehnten in den Lagern lebt. Er nennt die UN-Flüchtlingsagentur „seine Regierung,“ ihr Logo als „meine Fahne,“ und das Lager als sein „einziges Land.“
Fotografiert am 4. Januar 2016 in Dadaab.
Hawa Abdi, die kürzlich als Teil einer UN-Expedition nach Somalia gebracht wurde, sagte, ihre ehemalige Heimatstadt Kismayo wäre nicht für die Rückführung bereit. „Zu gehen ist kein Problem“, sagte sie, „aber wohin gehen wir?“
Fotografiert am 1 Januar 2016 in Dadaab.