Wir stellen die Autor:innen des 22. ilb vor – mit Fragen über das Schreiben, Lesen und Nichtzuendelesen. Hier verrät Lauren Oyler, wo sie am liebsten so tut, als wäre das Schreiben eine unkomplizierte und spontane Angelegenheit.
Zeit für ein kleines Geständnis: Welchen großen Klassiker haben Sie angefangen… aber nicht zu
Ende gelesen?
»Emma« von Jane Austen.
Die ewige Frage: Hardcover oder Taschenbuch?
Taschenbücher, weil sie praktisch und einfach zu transportieren sind. Es macht mir auch nichts aus, wenn meine Bücher kaputtgehen.
Wenn ein unveröffentlichtes Buch eines Autors oder einer Autorin entdeckt werden würde, über wen würden Sie sich am meisten freuen?
Virginia Woolf – bis auf eine Ausnahme habe ich alle ihre Bücher gelesen und ich möchte nicht, dass sie mir ausgehen.
Die zentrale Frage: Lesezeichen oder Eselsohren?
Ich versuche, Lesezeichen zu benutzen, aber ich verliere sie immer und begnüge mich mit einem Stift, den ich an der richtigen Stelle ins Buch stecke und der in meiner Tasche auch immer gleich wieder herausfällt. Eselsohren mache ich nur, um interessante Passagen zu markieren, nicht um meinen Fortschritt beim Lesen festzuhalten.
Welches Buch liegt gerade auf Ihrem Nachttisch?
»Exercises in Style« von Raymond Queneau, »Herzog« von Saul Bellow, »Mating« von Norman Rush, Kafkas »Briefe an Milena«, Kafkas Tagebücher, »Three« von Ann Quin, »Murphy« von Samuel Beckett, »In Europa« von Geert Mak, »Ansichten eines Clowns« von Heinrich Böll und ein paar Nabokovs, die ich anscheinend dort lagere.
Was ist Ihr Lieblingsbuchladen?
»Saint George’s« im Prenzlauer Berg.
Wer war bisher Ihre Neuentdeckung des Jahres?
Nachdem ich jahrelang von Freunden ein Loblied auf sie gehört hatte, las ich zwei Bücher von Barbara Pym, »Excellent Women« und »Less Than Angels«. Ich liebe britische Nachkriegsliteratur, insbesondere von Frauen, und Pyms trockener Humor ist das perfekte Gegenmittel zu den zeitgenössischen, sentimentalen Versuchen, die Stellung der Frau in der Gesellschaft und in der Liebe zu charakterisieren.
Wenn Sie für den Rest Ihres Lebens nur noch ein einziges Buch lesen dürften, welches wäre es?
»Pale Fire« von Nabokov [übrigens keines der Bücher, die auf meinem Nachttisch liegen].
An welchem Ort schreiben Sie am liebsten?
Am Küchentisch. Ich muss so tun, als wäre der Schreibprozess provisorisch und spontan – mit anderen Worten: Ich muss so tun, als würde ich nicht wirklich schreiben.
Lesen Sie Ihre eigenen Bücher, nachdem sie veröffentlicht wurden?
Nein, bisher noch nicht!
Wir freuen uns, Lauren Oyler am 16. September auf dem internationalen literaturfestival berlin begrüßen zu dürfen. In ihrem Debütroman »Fake Accounts« entdeckt eine Bloggerin, dass ihr Freund im Internet Verschwörungstheorien verbreitet. Als er kurz darauf stirbt, beginnt sie ein Spiel mit virtuellen Identitäten. Alle weiteren Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier.
Übersetzung: Lilian Schneider