Europa im Streit (2014)

Europa im Streit

MEHR EUROPA WAGEN – DIE EU BRAUCHT ENGAGIERTE BÜRGERINNEN UND BÜRGER!

Das ist das Leitthema der Auftaktveranstaltung des Kongresses »Europa im Streit« am 2. Mai 2014 im Haus der Kulturen der Welt. In einer Zeit, da das Thema »Europa« in den nationalen Wahlkämpfen kaum eine Rolle spielt, die drängenden Probleme Europas hinter geschlossenen Türen verhandelt werden und eine wachsende Zahl von populistischen Parteien die öffentliche Meinung zu bestimmen sucht, ist es nötig, Europa – und seinen Kontroversen – einen neuen Raum zu verschaffen. Die Zweifel und Einwände der Bürger verdienen Gehör und sollten nicht den Populisten und den politischen Eliten überlassen werden. Ziel des Kongresses ist es, eine Kultur des öffentlichen Streits mit Bürgern, Intellektuellen und Politikern über die Konflikte und Potentiale Europas anzustoßen und ein Netzwerk mit ähnlich ausgerichteten Initiativen zu etablieren. Nicht Beschwörung und Besänftigung bringen Europa weiter, sondern der öffentlich geführte Meinungsstreit.

Der Kongress wird am 06. und 07. November 2014 fortgesetzt und die Ergebnisse der Europa-Wahlen in den Blick nehmen.

Möchten Sie weitere Informationen zum Kongress »Dispute over Europe« erhalten, haben Fragen oder Anregungen oder möchten am Kongress teilnehmen, dann schreiben Sie uns gerne an presse@literaturfestival.com

EUROPA IM STREIT
KICK-OFF 02. MAI 2014
KONGRESS 18. – 19- September

TEILNEHMENDE

  • Anne Applebaum , USA, Polen
  • Priya Basil, Großbritanien
  • Angelo Bolaffi, Italien
  • Dany Cohn-Bendit, Deutschland
  • György Dalos, Ungarn
  • Bill Drozdiak, USA
  • Joachim Fritz-Vannahme, Deutschland
    Ralf Fücks, Deutschland
  • Ulrike Guérot, Deutschland
  • Wolfgang Herles, Deutschand
  • Ulrike Herrmann, Deutschland
  • Frank Herterich, Deutschland
  • Nina Jurisch, Deutschland
  • Viktor Jerofejew, Russland
    Sergey Lagodinski, Deutschland
  • Elina Makri, Großbritanien
  • Amanda Michalopoulou, Griechenland
  • Jaques Rupnik, Frankreich
  • Michail Schischkin, Russland
  • Volker Schlöndorff, Deutschland
  • Peter Schneider, Deutschland
  • Ulrich Schreiber, Deutschland
  • Daniela Schwarzer, Deutschland
  • Linn Selle, Deutschland
  • Hubert Vedrine, Frankreich
  • Jon Worth, Großbritianien
  • Taras Yemchura, Ukraine

Erklärung

Im Jahr 2014 jährt sich zum hundertsten Mal der Beginn des Ersten Weltkrieges. Das Trauma dieses Krieges und des von den Deutschen entfesselten Zweiten Weltkrieges gaben den Anstoß zur europäischen Einigung.

Die friedliche Revolution von 1989 und die Implosion des Sowjetimperiums rückten die Verwirklichung des Traums von einem freien und geeinten Europa in greifbare Nähe.

Heute, ein Vierteljahrhundert später, müssen wir uns fragen, ob dieser Traum ausgeträumt ist:

Die Demokratien Europas sehen sich durch Russland herausgefordert, das in seinem Drängen auf Revision der Anfang der 90er Jahre gefundenen Friedensordnung auch vor Gewalt nicht zurückschreckt. EU und Währungsunion stoßen angesichts der Finanz- und Schuldenkrise an institutionelle und politische Grenzen. Noch ist nicht sicher, ob Europa diese Herausforderungen besteht.

Im Gegenteil: Kleinmut regiert. Klare Worte zu drängenden Fragen der Zeit fehlen. Die politischen Eliten verlegen sich auf’s Beschwichtigen und Beschwören. Unterdessen wachsen die Zweifel der Bürger an Europa. Populisten von rechts wie links mobilisieren gegen Brüssel, europafeindliche Parteien haben wachsenden Zulauf. Es wäre eine bittere Ironie der Geschichte, wenn der europäischen Idee, die 1989 stark genug war, den Eisernen Vorhang zu überwinden, jetzt der Atem ausginge.

Wir sagen: Nein, unser Traum von Europa ist nicht ausgeträumt. Die Europäische Idee erschöpft sich nicht in einer Währungsunion. Sie steht für ein einzigartiges Zivilisationsmodell und muss gegen ungebändigte Finanzmärkte ebenso verteidigt werden wie gegen neo-autoritäre Regime und postimperiale Aggression. Die Einsicht reift, dass der Euro nur im Rahmen politischer Institutionen überleben kann, die durch entschlossene Integrationsschritte zu einer Politischen Union Europas führen. Nur so kann die außen- und sicherheitspolitische Handlungsfähigkeit wachsen, die Europa braucht, um sich in den Fährnissen der globalisierten Welt zu behaupten. Mehr Europa und nicht weniger heißt die Parole!

Mehr Europa, wie wir es fordern, geht nur Hand in Hand mit mehr Demokratie. Die Einheit Europas kann nicht auf sich jagenden Gipfeltreffen – quasi hinter dem Rücken der Bürger – erreicht werden. Das europäische Projekt darf nicht zum exklusiven Besitz politischer und administrativer Eliten werden. Fragen, die die Existenz und Zukunft jedes einzelnen Bürgers betreffen, müssen in breiter öffentlicher Willensbildung verhandelt werden. Nicht Besänftigung bringt Europa weiter, sondern der offene und öffentlich geführte Meinungsstreit. Die Zweifel und Einwände der Bürgerinnen und Bürger verdienen Gehör und dürfen nicht den Populisten überlassen werden. Auch die unterschiedlichen Erfahrungen im Verhältnis von Nation und Selbstbestimmung, welche die Völker im Osten und Westen Europas in ihrer jüngeren Geschichte gemacht haben, verdienen eine offene Diskussion.

Diese Auseinandersetzung wollen wir führen, zunächst am 2. Mai und dann am 18. und 19. September 2014 in Berlin unter dem Titel »Europa im Streit«. Zu dem Kongress sind besonders auch engagierte Schüler und Studierende eingeladen.

Weitere Debatten, auch in anderen Städten und im Internet mögen folgen. Wir kooperieren mit dem internationalen literaturfestival berlin und mit den Václav Havel European Dialogues in Prag.

Die Initiatoren: Hans-Christoph Buch, Daniel Cohn-Bendit, Ulrike Guérot, Frank Herterich, Steffen Noack, Peter Schneider, Ulrich Schreiber.

Die Ideengeberinnen und Initiatorinnen sind Hans-Christoph Buch, Daniel Cohn-Bendit, Ulrike Guérot, Frank Herterich, Nina Jurisch, Steffen Noack, Peter Schneider und Ulrich Schreiber.

Der Kongress „Dispute over Europe“ ist eine Veranstaltung der Peter-Weiss-Stiftung für Kunst und Politik in Kooperation mit der Bertelsmann Stiftung, der Allianz Kulturstiftung, der BMW Stiftung Herbert Quandt und der Václav Havel Library. Sie wird unterstützt vom Auswärtigen Amt.