Abdelaziz Baraka Sakin
- Österreich, Sudan
- Zu Gast beim ilb: 2016
Abdelaziz Baraka Sakin wurde 1963 in Kassala im Osten des Sudan geboren. Seine Familie stammt ursprünglich aus Darfur. In Asyut, Ägypten, absolvierte er ein Studium der Betriebswirtschaft. Zurück im Sudan, arbeitete er zunächst als Gymnasiallehrer. Von 2000 bis 2007 war er für die Nichtregierungsorganisation Plan International Sudan.
Die Lektüre von Edgar Allan Poes Horrorgeschichten während seiner Schulzeit hätten bei ihm literarische Ambitionen geweckt, sagt Sakin. Um 2000 trat er als Schriftsteller hervor, wobei die meisten seiner Bücher in seiner Heimat verboten sind. Begründet wird dies mit angeblich zu explizit dargestellter Sexualität und anderen vermeintlichen juristischen Vergehen. Nichtsdestoweniger zirkulieren seine Werke heimlich, zum Beispiel in digitaler Form, und finden so zu ihrer äußerst großen Leserschaft. Im Oktober 2012 ließen staatliche Stellen seine Bücher von der Internationalen Buchmesse in Khartum entfernen und nahmen Sakin – nicht zum ersten Mal – vorübergehend in Haft. Aufgrund immer größerer staatlicher Repressionen verließ Sakin schließlich seine Heimat und kam im November 2012 nach Österreich. Als einer der bedeutendsten und bekanntesten Autoren des Sudan finden seine Bücher international große Beachtung. Auch wenn das Werk des Autors ganz konkrete Probleme und Konflikte seiner Heimat aufgreift, geschieht dies nicht in pädagogisch-didaktischem Ton. Vielmehr bedient sich Sakin einer poetischen, zärtlich humorvollen Sprache. Gleichzeitig gelingt es ihm, dem Leser die Komplexität der Spannungen und Auseinandersetzungen in seiner Heimat nahezubringen. So behandeln etwa die Kurzgeschichtensammlung »At the Peripheries of Sidewalks« (Ü: Am Rand der Bürgersteige) von 2005 sowie der Roman »The Jungo. Stakes of the Earth« (Ü: Der Jungo. Anteile der Erde) von 2009 das Leben und harte Schicksal von Saisonarbeitern im Osten des Sudan. Mit »The Messiah of Darfur« (2013; Ü: Der Messias von Darfur) wirft der Autor einen Blick auf den Konflikt im Westen des Landes. Im Zentrum von »Alkchandris. Wer hat Angst vor Osman Bushra?«, 2012 auf Deutsch erschienen, steht eine Streetworkerin, die sich für Straßenkinder einsetzt, die sich in ihrer Verzweiflung in den Alkohol geflüchtet haben. 2014 erschien als Gemeinschaftswerk von Sakin und Einwohnern von Saalfelden am Steinernen Meer, seinem derzeitigen Wohnort, »Der magische See«. Der kleine, schön gestaltete Band erzählt von Saalfelder Mädchen, die im Traum zu Vögeln werden und beobachten, wie ihr Ort verschwindet und zu einem großen See wird.
Über seine Motivation, trotz allem immer weiterzuarbeiten, sagt der Autor: »Ich schreibe, um mir die Kriegsangst auszutreiben.« 2009 wurde er mit dem renommierten Altayeb Salih Prize for Creative Writing ausgezeichnet. Abdelaziz Baraka Sakin lebt in Saalfelden am Steinernen Meer, Österreich.
Alkchandris. Wer hat Angst vor Osman Bushra?
aa-infohaus
Wien 2012
[Ü: Ishraga Mustafa Hamid]
Der magische See
aa-infohaus
Wien 2014
[Ü: Achmed Oublid u. Ute Zörweg]
The Jungo. Stakes of the Earth
Red Sea Press
Trenton, NJ 2015
[Ü: Adil Babikir]
Le Messie du Darfour [frz.]
Editions Zulma
Paris 2016