El Salvador ist eines derjenigen Länder Mittelamerikas, deren Einwohner sich zusehends aufgrund steigender Gewalt zur Emigration bzw. Flucht gezwungen sehen. Asylanträge in Mexiko von Geflüchteten aus El Salvador sind im Zeitraum von 2013 bis 2015 fast um das vierfache gestiegen. Einen großen Teil der Flüchtlinge zieht es von dort auch in die USA. Allerdings ist die Situation für Migranten besonders in Mexiko äußerst gefährlich. Im vergangenen Jahr mahnte Amnesty International, dass das Land „zu einer Todesfalle für Migranten geworden“ ist.[1] Der UNHCR ist vor allem wegen der steigenden Zahl unbegleiteter Kinder und Frauen besorgt, die in ihrem Heimatland neben Arbeitslosigkeit und Armut von sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt, der Zwangsmitgliedschaft in kriminellen Strukturen und Mord bedroht sind. Die kriminellen Strukturen von Jugendbanden sind derart gefestigt, dass die Regierung im vergangenen März in vielen Gefängnissen den Notstand ausrufen ließ. El Salvador hat mit seinen rund sechs Millionen Einwohnern eine der höchsten nationalen Mordrate weltweit – der Jahresmittelwert lag 2015 bei 18 Morden pro Tag.
Teilnehmender Autor: Juan José Martínez
Der Anthropologe und Autor Juan José Martínez wurde 1986 in El Salvador geboren. Seit fast zehn Jahren forscht er über das Phänomen von Bandenkriminalität und dessen Auswirkungen in seinem Heimatland. Er schrieb literarische Berichte für verschiedene Medien. 2010 erschien sein Buch »Las mujeres que nadie amó« (dt. Die Frauen, die keiner liebte). 2015 wurde sein Sachbuch »Ver, oír y callar« (dt. „Schauen, Hören und Schweigen“), in dem er über Mitglieder der Mara Salvatrucha berichtet, im Pepitas de Calabaza Verlag veröffentlicht.
[1] amnesty.ch: „Mexico. Schockierender Anstieg von Angriffen gegen Migranten“ vom 18. Juni 2015. https://www.amnesty.ch/de/laender/amerikas/mexiko/dok/2015/mexiko-schockierender-anstieg-von-angriffen-gegen-migranten (06.06.2016)