Yaa Gyasi
- Ghana, USA
- Zu Gast beim ilb: 2017
Yaa Gyasi
Die ghanaisch-amerikanische Schriftstellerin Yaa Gyasi wurde 1989 in Mampong geboren, einer kleinen Stadt in der Region Aschanti, die neben Kumasi eine Residenz der Könige der Aschanti war. Ihre Familie siedelte 1991 in die Vereinigten Staaten über, als Gyasis Vater, später Professor für Französisch, an der Ohio State University den Doktorgrad erlangt hatte. Die Familie lebte auch in Illinois und Tennessee, und seit ihrem zehnten Lebensjahr wuchs Gyasi in Huntsville, Alabama, auf. Als eher schüchternes Kind von Immigranten fand Gyasi in ihrer Kindheit vor allem bei Büchern Zuflucht und Sicherheit.
Nachdem eine Erzählung von ihr in einer US-amerikanischen Zeitschrift abgedruckt worden war und sie mit 17 Jahren »Song of Solomon« von Toni Morrison gelesen hatte, fasste sie den Entschluss, Schriftstellerin zu werden. Gyasi studierte englische Sprache in Stanford und machte ihren Master beim Iowa Writers’ Workshop, einem Kurs für Kreatives Schreiben an der University of Iowa. Davor hatte sie bis 2012 bei einem Start-up-Unternehmen in San Francisco gearbeitet und begonnen, ihren ersten Roman zu schreiben, den sie 2015 vollendete. Zu ihrem Debüt »Homegoing« (2016; dt. »Heimkehren«, 2017) wurde sie durch eine Reise nach Ghana inspiriert, der ersten Rückkehr seit ihrer Kindheit. Gyasi erzählt in einzelnen eigenständigen Kapiteln, die den Text als »Roman in Kurzgeschichten« erscheinen lassen, die Geschichte von zwei Halbschwestern, zwei Zweigen einer ghanaischen Familie, von denen der eine an der Goldküste, dem heutigen Ghana, bleibt, während der andere in die USA auswandert. Jeder der Nachkommen dieser Familie ist erzählerisch mit einem historischen Ereignis verknüpft: beispielsweise der Einführung des Kakaos als Kulturpflanze in Ghana, den Aschanti-Kriegen mit dem Britischen Königreich im 19. Jahrhundert oder Sklaverei und Rassentrennung in den USA. Insgesamt umspannt die Handlung mehrere Jahrhunderte. »Ich kam aus einem Land, aus Ghana, das an der Sklaverei beteiligt war, und geriet an einen Ort, an dem man die Sklaverei institutionell immer noch stark fühlt, weil man den Rassismus immer noch stark fühlt … Wäre ich nicht in Alabama aufgewachsen, hätte ich dieses Buch wohl nie geschrieben.«
Gyasis Debüt wurde von der Kritik hoch gelobt und erhielt mehrere Auszeichnungen, u. a. den John Leonard Prize, den Debütpreis des National Book Critics Circle Award. Die Autorin lebt in Berkeley, Kalifornien.
DuMont
Köln, 2017
[Ü: Anette Grube]