Xabier Puente Docampo wurde 1946 im spanischen Rábade geboren und gehört zu den führenden Kinder- und Jugendbuchautoren Galiziens. Nach seinem Studium arbeitete er als Lehrer, Kolumnist, Drehbuchautor, Redakteur für Radio Nacional de España, Schauspieler und Regisseur für Theater und Fernsehen. Zudem war er 1989 Gründungsmitglied der Asociación Galega do Libro Infantil e Xuvenil (GALIX), dessen Direktorium er fünf Jahre angehörte. Seit seinem Debüt 1986 mit »O misterio das badaladas« (Ü: Das Mysterium der Glockenschläge) sind mehr als zwanzig Erzählbände, Erstlesebücher und Romane für Kinder und Jugendliche erschienen, die ins Spanische, Katalanische, Baskische und Portugiesische übersetzt wurden. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit engagiert sich Docampo seit mehr als drei Jahrzehnten in der Lehrerfortbildung und Weiterentwicklung von Lehrmethoden. Er ist Verfasser didaktischer und pädagogischer Essays, (Mit-)Autor verschiedener Schul-Lehrbücher in galizischer Sprache und Redakteur der »Revista Galega de Educación« sowie von »Fadamorgana«, einem Magazin für Kinder- und Jugendliteratur.
Seine Texte, die häufig im ländlichen Umfeld Galiziens angesiedelt sind und die traditionellen Wurzeln dieser Gegend aufgreifen, zeichnen sich durch eine große atmosphärische Dichte aus, die es seinen jungen Lesern ermöglicht, unmittelbar in die Handlung einzutauchen. Dabei fließt in Docampos Werke seine intensive Auseinandersetzung mit der mündlichen Erzähltradition seiner Heimat ein.»Das Wichtigste ist für mich die Sprache, das ›gesprochene‹ Wort; es ist mir ein Anliegen, das mündlich Erzählte wieder lebendig werden und als etwas soeben Gehörtes erscheinen zu lassen.” Immer wieder lotet der Autor die Grenzen menschlicher Vernunft aus, indem er seine Figuren mit unerklärlichen Begebenheiten konfrontiert. Docampo komponiert seine Geschichten cinematographisch und lässt sie unbestimmbar zwischen Traum, Magie und Wirklichkeit schwanken. Zu seinen bekanntesten Werken gehört der mehrfach preisgekrönte Erzählband gruseliger Kurzgeschichten »Cando petan na porta pola noite« (1994; Ü: Wenn es nachts an die Tür klopft) – eine Hommage an die großen Geschichtenerzähler seiner Heimat. Das Grauen entsteht hier nicht durch vordergründige Überraschungseffekte, sondern durch eine minutiös beschriebene beklemmende Atmosphäre. Die Protagonisten geraten in Situationen, die sie nicht verstehen und nicht beeinflussen können: Ein Mann begegnet seinem Doppelgänger, einem anderen wird alljährlich zum Geburtstag sein Tod durch Kondolenzbriefe angekündigt.
Xabier Puente Docampo wurde mit zahlreichen Preisen geehrt, u.a. mit dem Premio Feira do Libro de A Coruña (1989) für das erzählerische Gesamtwerk eines galizischen Autoren. »Cando petan na porta pola noite« wurde mit dem Premio Rañolas (1994) und dem Premio Nacional de Literatura Infantil y Juvenil (1995) ausgezeichnet. Zwei seiner Bücher fanden Eingang in den White-Ravens-Katalog der Internationalen Jugendbibliothek München, darunter das Bilderbuch »Bolboretas« (2004, Ü: Schmetterlinge), in dem er in poetischen Bildern vom Sich-Verlieben erzählt. Er hat einen erwachsenen Sohn und lebt mit seiner Frau in A Coruña.
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