Wolf Biermann
Wolf Biermann wurde 1936 in Hamburg geboren, beide Eltern waren im kommunistischen Widerstand, der Vater wurde nach Jahren in politischer Haft in Auschwitz ermordet. 1953 übersiedelte Wolf Biermann in die DDR. 1957 bis 1959 Regieassistenz am Berliner Ensemble. Erste Lieder und Gedichte seit 1960, sein Mentor wurde Hanns Eisler. Er absolvierte an der Humboldt-Uni das Studium der Philosophie und Mathematik. Nach dem Bau der Mauer, 1961, Gründung und Leitung des Hinterhoftheaters b.a.t. in Prenzlauer Berg bis zu dessen Verbot 1963. 1965 wurde ein totales Auftritts- und Publikationsverbot über ihn verhängt. Seine Lieder und Gedichte verbreiteten sich fortan in der DDR illegal durch Handabschriften und Tonbandkopien. Biermann ließ seine Gedichte und Lieder durch die Grenze in den Westen schmuggeln, wo sie als Bücher oder Schallplatten veröffentlicht wurden. Seine Gedichtbände zählen zu den meistverkauften der deutschen Nachkriegsliteratur. Biermann wurde zum radikalsten Kritiker der Parteidiktatur in der DDR, seine Wohnung wurde Zentrum des intellektuellen Austauschs zwischen Ost und West. Im November 1976 wurde Biermann gegen alle Rechtsnormen nach einem Konzert für die IG-Metall in Köln aus der DDR ausgebürgert. Dieser totalitäre Willkürakt gegen den Dichter löste eine ungeahnt große Protestbewegung in Ost und West aus und markierte für viele Menschen den Anfang vom Ende des SED-Regimes.
Er kehrte nach Hamburg zurück, lebte pendelnd aber auch für ein paar Jahre in Paris. Im Westen tourte er mit jeweils neuen Liedern und Gedichten auf Konzertreisen durch viele Länder der Welt. 1983 löste er sich von seinem Kinderglauben Kommunismus. Ende 1989 erzwangen ostdeutsche Bürgerrechtler ein erstes Biermann-Konzert in Leipzig. 1990 gehörte Biermann zu den Besetzern der Ostberliner Stasi-Zentrale, die die weitere Vernichtung der Akten des Staatssicherheitsdienstes verhinderten. Er hielt Ästhetik-Vorlesungen an der Heine-Universität Düsseldorf. Zwei Jahre dichtete er das Poem »Großer Gesang des Jizchak Katzenelson vom ausgerotteten jüdischen Volk« ins Deutsche. Biermann schreibt provokante Polemiken, liefert Denkanstöße im Wettkampf der Ideen um richtige und falsche Kriege, um die Ruinen des Kommunismus. Er veröffentlichte eine ganze Reihe poetischer Produktionen, eigene Gedichtbände und Nachdichtungen, darunter »Heimat. Neue Gedichte« (2006) und »Fliegen mit fremden Federn« (2011).
Er veröffentlichte außerdem zahlreiche CDs. 2007 wurde Wolf Biermann zum Ehrenbürger der Stadt Berlin ernannt. Er arbeitete und konzertierte mit dem Göteborger Kammerchor, dem Dirigenten Gunnar Eriksson und dem Jazz-Pianisten Stefan Forssén zusammen. Seit 2012 gibt er Konzerte mit seiner Frau Pamela Biermann, gemeinsam auch mit den Freejazzern vom Zentralquartett. Im Herbst 2016 erscheint seine Autobiografie.
Heimat
Neue Gedichte
Hoffmann & Campe
Hamburg, 2006
Berlin, du deutsche deutsche Frau
Hoffmann & Campe
Hamburg, 2008
Fliegen mit fremden Federn
Nachdichtungen und Adaptionen
Hoffmann & Campe
Hamburg, 2011
Warte nicht auf bessre Zeiten!
Die Autobiographie
Propyläen
Berlin, 2016
Im Bernstein der Balladen
Lieder und Gedichte
Propyläen
Berlin, 2016