Wally De Doncker
- Belgien
- Zu Gast beim ilb: 2009
Wally de Doncker wurde 1958 in der flämischen Stadt Tielt geboren. Es ist eines seiner zentralen Anliegen, Kinder und Literatur einander nahezubringen. Aus diesem Grund gab er 2001 seinen Beruf als Lehrer auf, um sich ausschließlich seiner Arbeit als Autor widmen zu können. Er entwickelte 1996 mit »Leesdraak« (Ü: Lesedrachen) eine mittlerweile im flämischen Sprachraum weit verbreitete Vorlese- und Leselernmethode für den Vorschulbereich. Des Weiteren reflektiert er Themenaspekte der internationalen Kinderliteratur in Artikeln für nationale sowie internationale Fachmagazine und Zeitschriften.
In »Ahum« (2000; Ü: Hm-hm!) erzählt Wally de Doncker von den Bewohnern Tuschepans, die alles besitzen: Arbeit, Autos, Häuser sowie Unterhaltung. Alles ist normiert, geordnet, und alle Bewohner sind gleich – auch in ihrer Einsamkeit. Argwöhnisch beobachten sie daher die sich von ihrem Leben so unterscheidende Zweisamkeit der beiden Fremdlinge innerhalb ihrer Gemeinschaft. Der durchaus kritische Unterton dieser Geschichte über den Mut zum Anderssein sowie Individualität in einer normierten Gesellschaft ist auch dem Rezensenten Jant van der Weg in der Zeitung »Friesch Dagblad« nicht entgangen: »What happiness is, this kind of people do not know. Everything is captured in patterns, there is work for everyone and television games entertain them. Inhabitants of Toesjepa all look the same. Their clothes remind us of the Mao-suits in China. Very poetically a socio-critical sound is pictured in word and collage.«
Die existenzielle Frage nach individueller Bedeutung beschäftigt auch das O in »Het verhaal van O« (2007; Ü: Wenn O erzählt). Dieses ist zwar perfekt geformt, doch fühlt es sich weder den Buchstaben noch Ziffern wirklich zugehörig, empfindet vielmehr eine unbeschreibliche Leere, die zur Suche nach der eigenen Bedeutung führt. In seinem aktuellen Kinderbuch »Het begint ergens« (2009; Ü: Es beginnt irgendwo) diskutiert der Autor die Auswirkungen der globalen Klimaerwärmung auf das Leben, in diesem Fall das der tierischen Bewohner unseres Planeten. Immer wieder greift Wally de Doncker Themen auf, die in der zeitgenössischen Kinderliteratur kaum präsent sind. Sensibel, jedoch auch sehr direkt schildert er beispielsweise in »Een opa met gaatjes« (1996; dt. »Was ist bloß mit Opa los?«, 1997) die Facetten des Abbaus der geistigen und körperlichen Leistungsfähigkeit alter Menschen.
Seine Bücher wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Überdies wurden einige seiner Texte für die Bühne, als Musical, Animation und als Tanzfilme adaptiert. Heute lebt Wally de Doncker mit seiner Familie in Hamme, Belgien.
© internationales literaturfestival berlin
Soessol, soessol!
Standaard
Antwerpen, 1989
[Ill: Mai Grietens]
Was ist bloß mit Opa los?
Rex
Luzern, 1997
[Ill: Anne Westerduin]
[Ü: Annette Leimer]
Ahum
Davidsfonds
Leuven, 2000
[Ill: Gerda Dendooven]
Tsjilp, zegt de vis
Davidsfonds
Leuven, 2004
[Ill: Veerle Derave]
Het verhaal van O
Davidsfonds
Leuven, 2007
[Ill: Jurgen Walschot]
Het begins ergens
Davidsfonds
Leuven, 2009
[Ill: Veerle Derave]