Willy Vlautin
Willy Vlautin wurde 1967 in Reno, Nevada, geboren. Er war Gründer, Leadsänger, Gitarrist und Songwriter der Band Richmond Fontaine (1994–2016) und spielt heute in der Band The Delines. Bereits im Alter von elf Jahren schrieb er seine ersten Erzählungen und Lieder, zu denen ihn Songwriter und Romanautoren wie Paul Kelly, Willie Nelson, Tom Waits, William Kennedy, Raymond Carver und John Steinbeck inspirierten.
Vlautins bislang sechs Romane spielen oft in Oregon, Nevada und New Mexico und spiegeln das Leben von Menschen am wirtschaftlichen und sozialen Rand der Gesellschaft wider. In seinem Debüt »The Motel Life« (2005; dt. »Motel Live«, 2008) steht ein Brüderpaar aus Reno im Mittelpunkt. Sie sind Schulabbrecher und halten sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Eines Nachts überfährt einer der beiden im Schneesturm einen Teenager auf einem Fahrrad. Die Brüder verlassen die Stadt und fliehen nach Montana, unterwegs verbrennen sie das Auto und kehren getrennt nach Reno zurück. »Vlautin greift eindeutig über Bukowski und die anderen hinaus auf den Urtypus aller tragischen Roadstorys zurück, auf die Geschichte von Lenny und George in ›Von Mäusen und Menschen‹«, urteilte »The Independent«. Die Hauptfigur von »Northline« (2008; dt. 2009), dessen Erstausgabe mit einem Soundtrack von Vlautin und seinem Bandkollegen Paul Brainard ergänzt wurde, ist die Serviererin Allison Johnson, die Las Vegas verlässt und in Reno neu beginnen will. »Lean on Pete« (2010; dt. 2010) ist ein Jugendroman und handelt von einem fünfzehnjährigen Jungen, der auf einer heruntergekommenen Rennstrecke in Portland arbeitet und sich mit einem abgehalfterten Rennpferd anfreundet. »The Free« (2014; dt. »Die Freien«, 2015) erzählt von Menschen, die das Leben gebeutelt hat. Im Mittelpunkt steht ein versehrter Irak-Veteran, der um sein Leben ringt. »Don’t Skip Out on Me« (2018; dt. »Ein feiner Typ«, 2019) handelt von einem indianisch-irischen Ranch-Arbeiter, der in den Straßen von Las Vegas als Profiboxer sein Glück versucht. Zuletzt erschien »The Night Always Comes« (2021; dt. »Nacht wird es immer«, 2021) über eine junge Frau, die versucht, ihren Schulabschluss nachzuholen, und nebenbei jobbt. Als sie für ihre Familie auf dem überteuerten Immobilienmarkt von Portland ein Haus kaufen will, gerät sie in die Abgründe ihrer eigenen Vergangenheit und muss sich ihrer Lebenswirklichkeit stellen.
Vlautin erhielt drei Oregon Book Awards, den Nevada Silver Pen Award und wurde aufgenommen in die Nevada Writers Hall of Fame und die Oregon Music Hall of Fame. Er war Finalist für den PEN/Faulkner Award und nominiert für den Impac Award (International Dublin Literary Award). Seine Romane wurden in elf Sprachen übersetzt, »The Motel Life« und »Lean on Pete« wurden außerdem verfilmt. Vlautin unterrichtet im Writing-Programm der Pacific University und lebt in Scappoose (Oregon).
Motel Live
Berlin Verlag
Berlin, 2008
[Ü: Robin Detje]
Northline
Berlin Verlag
Berlin, 2009
[Ü: Robin Detje]
Lean on Pete
Berlin Verlag
Berlin, 2010
[Ü: Robin Detje]
Die Freien
Berlin Verlag
Berlin, 2015
[Ü: Robin Detje]
Ein feiner Typ
Berlin Verlag
Berlin, 2019
[Ü: Nikolaus Hansen]
Nacht wird es immer
Berlin Verlag
Berlin, 2021
[Ü: Nikolaus Hansen]