Tom Cooper
- USA
- Zu Gast beim ilb: 2017
Tom Cooper wurde 1974 in Fort Lauderdale, Florida, geboren. Seine Kurzgeschichten erschienen u. a. in »Oxford American«, »Mid-American Review« und »Gulf Coast« und waren viermal für den Pushcart Prize nominiert.
In seinem Romandebüt »The Marauders« (2015; dt. »Das zerstörte Leben des Wes Trench«, 2016) führt er den Leser in das Insellabyrinth von Barataria Bay unweit von New Orleans im amerikanischen Louisiana. Bei der Ölkatastrophe von 2010 waren dort an der Plattform Deepwater Horizon über drei Monate lang an die achthundert Millionen Liter Öl ins Meer geflossen, später fegte auch noch der Hurrikan Katrina über die Gegend hinweg. Zu den Betroffenen gehört der 17-jährige Wes Trench, der seine Mutter im Hurrikan verloren hat und dafür seinen Vater verantwortlich macht, weil dieser sie nicht rechtzeitig evakuierte. Als ihr Streit eskaliert, heuert Wes bei einem Fischer an, der wie die meisten Menschen der Gegend vom Shrimpfang lebt. Dem alten Lindquist jedoch geht es noch schlechter, weil der Ölteppich die Küste bedroht, ihn Frau und Tochter verlassen haben, ihm seine Armprothese gestohlen wurde und er sich mit Alkohol und Tabletten betäubt. Das hindert ihn jedoch nicht daran, seiner Wahnidee zu folgen und in den küstennahen Sümpfen nach einem Piratenschatz zu suchen. Die Sumpflandschaft ist besiedelt von Menschen, die ebenso zerstört sind wie die Landschaft, aber auch wenn niemand gern hier lebt, glaubt kaum jemand an einen Ausweg oder Alternativen. Gleichzeitig ist die sumpfige Gegend der Bucht Projektionsfläche für das große Glück, das man ausgerechnet hier finden kann – sei es ein Goldschatz, wie Lindquist hofft, oder das große Geld durch den Anbau von Marihuana, wie ihn die brutalen Zwillingsbrüdern Toup betreiben. Der junge Wes gilt in dieser Ansammlung skurriler Figuren und inmitten von Kriminalität, Gier und Perspektivlosigkeit als Hoffnung für die Zukunft, und tatsächlich wird er schließlich erwachsen und verfolgt seinen Traum: ein eigenes Schiff. Coopers Erzählweise zeichnet sich durch einen ständigen Wechsel zwischen den Perspektiven der einzelnen Figuren aus, was dem Text eine hohe Dynamik verleiht. Die Dialoge spiegeln die trostlose Existenz und Resignation der Figuren wider, deren Lebenswelt als eine geheimnisumwitterte Landschaft erscheint: Baumstümpfe mit vermeintlich höhnisch grinsenden Gesichtern, ölverseuchte Vögel, glitzernde Insekten. Der Bestsellerautor Stephen King lobte Coopers Debüt als »übermütig, zornig, einfallsreich und unfassbar komisch«.
Cooper schreibt zudem Drehbücher für Fernsehspiele. Er lebt in New Orleans.
Ullstein
Berlin, 2016
[Ü: Peter Torberg]