Timothée de Fombelle
- Frankreich
- Zu Gast beim ilb: 2008
Timothée de Fombelle, 1973 in Paris geboren, begann bereits als Kind zu schreiben und entdeckte früh seine Leidenschaft für das Theater. Mit 17 Jahren gründete er die Theatertruppe »La Troupe des Bords de Scène«, für die er Texte schrieb und inszenierte. Nach einem Literaturstudium arbeitete er zunächst als Lehrer, u.a. in Hanoi und im Pariser Vorort Courneuve. 2006 gab er mit dem Abenteuerroman »Tobie Lolness: La vie suspendue« (dt. »Tobie Lolness: Ein Leben in der Schwebe«, 2008) sein fulminantes Debüt und gehört seither zu den gefeierten Schriftstellern französischer Kinderliteratur.
»Wie reich und immer wieder frisch die Erzähltradition Europas ist, wenn sie Kindern und Jugendlichen Mut und ethische Werte vermitteln will« (»Die Zeit«), das zeigt Timothée de Fombelle in seinem bezaubernden Heldenepos. Rasant und leichtfüßig erzählt er von den gefährlichen Abenteuern des tapferen »Tobie Lolness«, der nur anderthalb Zentimeter groß ist und auf einer prächtigen Eiche lebt. Als Tobies Vater, ein begnadeter Wissenschaftler und Philosoph, das Geheimnis einer revolutionären Erfindung zur Energiegewinnung nicht preisgeben will, um den Baum vor Ausbeutung zu retten, und beim Großen Baumrat in Ungnade fällt, wird Familie Lolness in die »Niederen Äste« vertrieben und schließlich zum Tode verurteilt. Nur Tobie kann entkommen und versucht – verfolgt vom tyrannischen Rüsselkäferzüchter Jo Mitch und dessen skrupelloser Privatarmee – seine Eltern zu retten. In langen, dramaturgisch ausgeklügelten Rückblenden entfaltet Fombelle als »begnadeter Erzähler« (»Süddeutsche Zeitung«) eine vielschichtige Handlung, die von den Strapazen und Charakterprüfungen seiner winzigen menschlichen Akteure, von Verrat, Freundschaft und Liebe berichtet. Mit großer poetischer Kraft kreiert er einen autarken Mikrokosmos voll zahmer Blattläuse, liebenswerter Nacktschnecken und Furcht einflößender Kampfameisen. In seiner sagenhaften Baumwelt spiegeln sich nicht minder brisante Themen wie Ressourcenverknappung, Klimawandel oder auch Fremdenfeindlichkeit und die Entstehung von Diktaturen durch Einschüchterung und Manipulation. Fombelle präsentiert den Baum mit all seinen Labyrinthen aus Ästen, Mooswäldern und Blattwerk als schützenswertes Biotop und schärft den Blick für die »Zeitenwende von der Agrar- zur Ausbeutungsgesellschaft« (»Die Zeit«): »Für mich sind die Bäume grüne Planeten, und mein Planet Erde ist gefährdet wie diese Bäume«, sagt Fombelle über seine Idee, für sein erstes Kinderbuch ein Baumvolk zu erfinden.
Im zweiten Band, »Tobie Lolness: Les yeux d’Elisha« (2007; dt. »Tobie Lolness: Die Augen von Elisha«, 2008), erfährt der Dreizehnjährige – nach zwei Jahren im »Grasland« bei den »Hautlosen« –, dass seine tot geglaubten Eltern noch am Leben sind, und beschließt, auf den Baum zurückzukehren. Beide Bände wurden in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Preisen bedacht, u.a. mit dem Prix Saint-Exupéry (2006) und dem Prix Sorcières (2007). Timothée de Fombelle lebt in Paris.
© internationales literaturfestival berlin
Tobie Lolness. Ein Leben in der Schwebe
Gerstenberg
Hildesheim, 2008
[Ü: Tobias Scheffel, Sabine Grebing]
[Ill: François Place]
Tobie Lolness. Die Augen von Elisha
Gerstenberg
Hildesheim, 2008
[Ü: Tobias Scheffel, Sabine Grebing]
[Ill: François Place]
Übersetzung: Tobias Scheffel, Sabine Grebing