Tianxin Cai
- China
- Zu Gast beim ilb: 2004
Tianxin Cai wurde 1963 in Huangyan, einer Stadt im Südosten der Volksrepublik China, geboren. Er studierte Mathematik und erlangte 1987 seinen Doktortitel in Zahlentheorie an der Shandong Universität. Der Mathematiker war mehrere Jahre lang Gastdozent und Gastprofessor in Frankreich sowie in Nord- und Südamerika. Er publizierte eine Reihe von mathematischen Fachaufsätzen. Tianxin Cai zählt zu den aktivsten Autoren der jungen chinesischen Avantgarde. Er nahm an internationalen Poesiefestivals im kolumbianischen Medellín, im argentinischen Rosario sowie in Zürich, Genua, Vilenica, Slowenien, und in Durban, Südafrika, teil. Sein erster Lyrikband „Bi An“ (Ü: Das Ufer) wurde 1992 veröffentlicht. Seither sind drei weitere Gedichtbände in China erschienen. In Kolumbien wurde in spanischer Übersetzung „La desnudez antigua“ (2002), eine Sammlung seiner Lyrik, herausgegeben. Seine Gedichte basieren zumeist auf ganz alltäglichen Beobachtungen der Umgebung, die er ins Surreale überhöht. So beispielsweise in dem Gedicht „Sonnenlicht“: „Die Sonne gleicht einer Mangofrucht, / aufgeschnitten ist sie der Tag, / unberührt die Nacht, / unser Mund verschlingt Sonnenlicht, / das die Muskeln stärkt, / im Schlaf strömen / die Strahlen in unsere Adern, / wandern durch uns hindurch / und treffen unterwegs / andere Stücke Licht.“ Bilder aus der Natur, Metaphern der Zeit und der Unendlichkeit werden in ihrer Intensität durch die Verwendung einer reduzierten Sprache aufgeladen. In der schlichten Form entwickelt sich eine sinnliche Poetik des Raumes.
Seit 1995 ist Tianxin Cai Herausgeber von „Apollinaire“, einer Literaturzeitschrift, die zweimal jährlich erscheint und mittlerweile eines der einflussreichsten Untergrundmagazine im heutigen China ist. Neben Lyrik schreibt er Reiseberichte und Essays. Er übersetzte außerdem Werke von Elizabeth Bishop, Margaret Atwood, Jorge Luis Borges, Octavio Paz und Gabriel García Marquez ins Chinesische. Seine Biographie über Elizabeth Bishop, ihre Reisen und ihre Poesie, kam 2000 unter dem Titel „Bei Fang, Nan Fang“ (Ü: Nord, Süd) heraus. 2003 erschien ein Band mit Übersetzungen amerikanischer Lyrik und Prosa sowie ein Band mit Essays. Außerdem schreibt er eine regelmäßige Kolumne für das Magazin „Book City“ aus Shanghai, als Zeitschrift vergleichbar mit dem „New Yorker“. In diesem Jahr gab er in zwei Bänden eine Auswahl von Gedichten des 20. Jahrhunderts heraus. Tianxin Cai lebt in Hangzhou. Er ist Mathematikprofessor an der Zhejiang Universität.
© internationales literaturfestival berlin
Bi An
Zhejiang Art & Literature
Hangzhou, 1992
Meng Xiang Huo Zai Shi Shang
Zhishi
Peking, 1993
Jiang Shi
Dreaming Factory
Hangzhou, 1995
Mei Guo, Zian Shang Fei Ji Zai Fei
Dreaming Factory
Hangzhou, 1998
Heng Yue Da Lu De Lv Xing
Orient
Peking, 1999
Bei Fang, Nan Fang
Orient
Peking, 2000
Übersetzer: Juana und Tobias Burghardt