Tao Lin
- USA
- Zu Gast beim ilb: 2014
Tao Lin wurde 1983 als Kind taiwanesischer Eltern in Alexandria, Virginia, geboren. An der New York University absolvierte er ein Bachelorstudium der Journalistik.
Erste Bekanntheit erlangte Lin mit dem Blog »Reader of Depressing Books« sowie mit seinem Debütroman »Eeeee Eee Eeee« (2007; dt. »Gute Laune«, 2009) und der gleichzeitig publizierten Kurzgeschichtensammlung »Bed« (2007; Ü: Bett). Es folgten die Gedichtbände »you are a little bit happier than i am« (2006; Ü: Du bist ein bisschen glücklicher als ich) und »cognitive-behavioral therapy« (2008; Ü: Kognitive Verhaltenstherapie) sowie die Novelle »Shoplifting from American Apparel« (2009; Ü: Ladendiebstahl bei American Apparel). Gefeiert wie kontrovers kritisiert für die popkulturelle Referenzlastigkeit, hat sich Lins minimalistische Prosa der akribischen Abbildung eines zunehmend medialisierten Daseins verschrieben. Sein zweiter Roman »Richard Yates« (2010; dt. 2014) präsentiert sich als ein von einem hintergründigen, metafiktionalen Vexierspiel ummanteltes Beziehungsdrama. Autobiografisch gefärbt, schildert »Taipei« (2013; dt. »Taipeh«, 2014) wiederum den von mehreren Reisen (mitunter in die titelgebende Metropole) beförderten Reifungsprozess eines jungen New Yorker Schriftstellers. Der durch ein breites Assortiment von Rauschmitteln sensibilisierten Wahrnehmung der Figuren verwandelt sich auch die Erzählinstanz an, indem sie flüchtige Gedankenfragmente und minimale Gesten registriert. Drogeninduzierte Vergesslichkeit wiederum wird anhand konsequent vertauschter Wortbedeutungen veranschaulicht. Die zeitgemäß idiosynkratische Diktion fängt Lin in Dialogpassagen ein, die als Chat- und E-Mail-Transkripte sowie als Facebook-, Twitter- und Blog-Nachrichten reproduziert sind. Trotz der hochgradigen Versiertheit in der Nutzung sozialer Medien herrscht zwischen den Protagonisten auf ihren urbanen Streifzügen paradoxerweise stets auch eine betäubende Sprachlosigkeit und Entfremdung vor. In authentisch anmutenden Szenen entlarvt Lin den durch ständige Selbstzitate untermauerten ironischen Habitus der Charaktere und berichtet, wie sein fiktives Alter Ego an einer in die Brüche gehenden Beziehung wächst.
Lins Essays, Kurzgeschichten und Artikel erschienen u. a. in »Vice Magazine«, »Granta«, »The Believer«, »The New York Observer« sowie in dem Online-Magazine »Thought Catalog« und dem Blog »Gawker«. 2008 gründete er den unabhängigen Verlag Muumuu House, der sich auf die Publikation von bereits existierenden (Hyper-)Texten spezialisiert hat. Außerdem ist er, zusammen mit der Autorin Megan Boyle, Mitinitiator von MDMAfilms, einer Plattform für ihre ausschließlich mit Webcams aufgenommenen und online vertriebenen No-Budget-Filme. Neben Lesungen und Vorträgen (u. a. Vassar College, Yale University, Kansas City Art Institute, Museum of Modern Arts) unterrichtet er am Sarah Lawrence College. Lin lebt in New York.
Bed. Stories
Melville House New York, 2007
Shoplifting from American Apparel
Melville House New York, 2009
Gute Laune
DuMont Köln, 2009
[Ü: Stephan Kleiner]
Richard Yates
Luxbooks Wiesbaden, 2014
[Ü: Christian Lux]
Taipeh DuMont Köln, 2014
[Ü: Stephan Kleiner]
www.taolin.info