Taha Muhammad Ali
- Palästina
- Zu Gast beim ilb: 2004
Taha Muhammad Ali wurde 1931 in Saffuriya, einem Dorf in Galilea, Palästina, geboren. Er besuchte die Grundschule, konnte seine reguläre Ausbildung jedoch nicht fortsetzen, da er schon als Junge die Familie unterstützen musste. Im arabisch-israelischen Krieg 1948 wurde das Dorf stark bombardiert und schließlich dem Erdboden gleich gemacht. Seine Familie konnte in den Libanon fliehen. Taha Muhammad Ali kehrte ein Jahr später nach Israel zurück, wo er sich in Nazareth niederließ und einen Souvenirladen eröffnete. Seit dieser Zeit widmete er sich der Literatur. Er brachte sich selbst klassisches Arabisch und Englisch bei und begann Gedichte zu schreiben. Erst relativ spät, im Alter von zweiundfünfzig Jahren, veröffentlichte er den ersten von bisher vier Lyrikbänden. 2003 erschien sein erster Erzählungsband. In englischer Übersetzung liegt „Never Mind: Twenty Poems and a Story” (2000) vor. Als einer der führenden palästinensischen Dichter wird Taha Muhammad Ali vor allem für seine offene und einfühlsam-differenzierte Poesie geschätzt. Seine Gedichte thematisieren persönliche Erinnerungen, die er wiederum in Beziehung zu politischen Ereignissen setzt. Wichtige Inspiration für seine Lyrik und Kurzgeschichten ist Saffuriya, das Dorf seiner Kindheit – ein Ort, mit dem Erinnerungen an das Leben damals verbunden sind. Im Mittelpunkt seiner Arbeiten stehen meist einfache Menschen. Eines seiner bekanntesten Gedichte ist “Abd el-Hadi Fights a Superpower” aus dem Jahr 1973, dessen Titelheld ein einfacher Mensch ist, dem die Idee fern liegt, sich gegen Ungerechtigkeiten aufzulehnen. In “Post-operative Complications Following the Extraction of Memory”, das ebenfalls 1973 im Jahr des Yom-Kippur-Krieges entstand, bezeichnet sich das lyrische Ich als “ein Kamel, das die Schlachthäuser flieht”. Spätere Gedichte sind von Sehnsucht, Hoffnung und bittersüßen Reminiszenzen geprägt. Taha Muhammad Ali verwendet Formen, die auf der klassischen arabischen Dichtung basieren, ohne sich jedoch dem Ornament zu beugen. Stattdessen bevorzugt er einfache Worte und prägnante Bilder. In Israel, den USA und Europa trat er bei gemeinsamen Lesungen mit Aharon Shabtai und seinem englischen Übersetzer Peter Cole auf. Das Publikum war von der Kraft der Poesie ebenso begeistert wie vom Mut der Poeten, auf diese Art ein Zeichen für eine mögliche Koexistenz im israelisch-palästinensischen Alltag zu setzen. Taha Muhammad Ali lebte seit seiner Rückkehr aus dem Libanon und bis zu seinem Tod 2011 in Nazareth.
Der Autor verstarb am 2. Oktober 2011.
© internationales literaturfestival berlin
Al-Quasida ar-rabia wa-asar quasa`id u-hra
An-Nasira
As-Saut, 1983
Al-Barakah fi al-Quran al karim
Al-Iskandariyah Dar Nashr
Al-Thaquafah, 1990
Never Mind: Twenty Poems and a Story
Ibis Edition
Jerusalem, 2003
Übersetzung: Peter Cole, Yahya Hijazi, Gebriel Levin
Übersetzer: Andrea Haist, Gabriel Levin