T. C. Boyle
T. C. Boyle wurde 1948 in Peekshill, New York, geboren. Er wuchs unter schwierigen Verhältnissen auf und schaffte nur knapp seinen Schulabschluss. 1968 schloss er sein Studium der englischen Sprache und Geschichte an der State University of New York ab und begann zu schreiben. Gleichzeitig machte er Musik und arbeitete als Lehrer an einer Highschool. 1977 promovierte er über die englische Literatur des 19. Jahrhunderts an der University of Iowa, wo er auch Schreibkurse bei John Irving belegte.
In seinem ersten Roman »Watermusic« (1980; dt. »Wassermusik«, 1987) begibt er sich auf die Spuren des Afrika-Forschers Mungo Park, der Anfang des 19. Jahrhunderts eine Expedition zu den Quellen des Niger in Afrika unternahm und scheiterte. Für seinen dritten Roman »World’s End« (1987; dt. 1989), eine amerikanische Familiensaga, erhielt Boyle den PEN/Faulkner Award für das beste Buch des Jahres. Ausgehend vom Konzept der Echowirkung von Ereignissen innerhalb von Familien und einer Nation, entwickelt Boyle für diesen Roman eine Spiegelungstechnik, die verdeutlicht, wie sich bestimmte Muster zwischen den Generationen wiederholen. Der an den »Zauberberg« von Thomas Mann erinnernde Roman »The Road to Wellville« (1993; dt. »Willkommen in Wellville«, 1993) handelt von einem Paar, das sich in einem Sanatorium des Cornflakes-Erfinders Kellogg auf der Suche nach ewiger Jugend durch eine gesunde Lebensweise befindet. Der Stoff wurde 1994 nach dem Drehbuch von Alan Parker verfilmt. »The Tortilla Curtain« (1995; dt. »América«, 1996) stieß zunächst auf starke Widerstände: »Es ging um ein gesellschaftspolitisch heißes Eisen – die illegale Einwanderung in Südkalifornien. Viele Kritiker gingen daher recht voreingenommen an das Buch heran. Nicht wenige beschimpften mich heftig …« Der Roman wurde mit dem Prix Médicis Étranger ausgezeichnet und ist mittlerweile auch in den USA ein moderner Klassiker. Ein Porträt der amerikanischen Gesellschaft der vierziger und fünfziger Jahre, die von Prüderie und unterdrücktem Begehren geprägt war, zeichnete er mit »The Inner Circle« (2004; dt. »Dr. Sex«, 2005). Boyles jüngster Roman »San Miguel« (2012; dt. 2013) erzählt von drei Frauenschicksalen im Kalifornien des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Abgesehen von seinen 14 Romanen ist T. C. Boyle zudem Autor von über sechzig Kurzgeschichten. Sein Erzählungsband »Tooth and Claw« (2005; dt. Zähne und Klauen, 2008) enthält Geschichten, die in unterschiedlichen Jahrhunderten und gesellschaftlichen Milieus spielen und den Menschen im Kampf gegen seine innere wie die äußere Natur zeigen.
T. C. Boyle legt großen Wert auf den performativen Charakter seiner zahlreichen Lesungen, getreu seinem Motto: »Literatur kann in jeder Hinsicht großartig sein, doch sie ist nur Unterhaltung.« Er lebt in Montecito bei Santa Barbara in Kalifornien.
Wassermusik
Rogner & Bernhard
Hamburg, 1987
[Ü: Werner Richter]
World’s End
Hanser
München, 1989
[Ü: Werner Richter]
América
Hanser
München, 1996
[Ü: Werner Richter]
Zähne und Klauen
Hanser
München, 2008
[Ü: Anette Grube und Dirk van Gunsteren]
San Miguel
Hanser
München, 2013
[Ü: Dirk van Gunsteren]