Benjamin von Stuckrad-Barre
Benjamin von Stuckrad-Barre wurde 1975 in Bremen geboren. Vor seiner ersten Romanveröffentlichung war er Redakteur beim deutschen »Rolling Stone«, Produktmanager bei einem Plattenlabel und Autor der »Harald Schmidt Show«. Außerdem schrieb er für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften wie die »FAZ« und den »Stern«.
Sein Debüt »Soloalbum« (1998) wurde zum Beststeller, Stuckrad-Barre galt fortan als Pionier der neuen deutschen Popliteratur. Der Ich-Erzähler, Anfang zwanzig, ist gerade von seiner Freundin verlassen worden und schlingert nun, meist im Vollrausch, durch das Nacht- und Musikleben, versinkt in Selbstzweifeln und der Sehnsucht nach seiner Ex-Freundin, geht sinnlosen Beschäftigungen nach und räsoniert über Fragen des Alltags und des guten Geschmacks. Gegliedert ist das Buch wie eine Schallplatte in eine A- und eine B-Seite, die Kapitel sind nach Songs von Oasis benannt. Damit ist das Buch nicht nur eine Hommage an die britische Band, sondern greift auf sprachlicher Ebene auch die Melancholie ihrer Musik auf, um das Lebensgefühl des Protagonisten zu transportieren. Der Roman wurde 2003 verfilmt. Nach seinem Debüt veröffentlichte Stuckrad-Barre, zumeist über Themen der Popkultur, weitere Reportagen, Artikel, Essays und Bücher wie »Livealbum« (1999), »Remix«, (1999) und »Blackbox« (2000). Eine Bestandsaufnahme der bundesrepublikanischen Gegenwart unternahm er in »Deutsches Theater« (2001), einer Collage aus Artikeln und Fotos von Prominenten aus Politik, Kultur, Sport und Gesellschaft, an deren Rollenspielen innerhalb des öffentlichen Lebens sich der Autor in einem Selbstversuch beteiligte. In seinem autobiografischen Roman »Panikherz« (2016), der auch für die Bühne adaptiert wurde, erzählt er von den Herausforderungen des frühen Ruhms, die in einen Realitätsverlust und Drogenabhängigkeit mündeten: »Im hellsten Licht, vor Augen aller, versucht der Text, Scheitern in Sprache zu übersetzen, die Todesfurcht zu erzählen« (Deutschlandfunk). Seinem Scheitern folgte ein Weg in die Selbstfindung, bei der sich Udo Lindenberg und seine wechselvolle Biografie als Fixpunkte erwiesen. Dem deutschen Rockstar ist zudem das Buch »Udo Fröhliche!« (2016) gewidmet, ein als Collage verschiedener bildlicher Darstellungsformen gestaltetes Lexikon. Nach »Ich glaub, mir geht’s nicht so gut, ich muss mich mal irgendwo hinlegen« (2018), dem dritten »Remix« von Texten über aktuelle Ereignisse und Porträts von Prominenten, veröffentlichte Stuckrad-Barre zuletzt seinen dekadent-intellektuellen Schlagabtausch mit Martin Suter »Alle sind so ernst geworden« (2020).
Über viele Jahre moderierte Stuckrad-Barre Sendungen des deutschen und Schweizer Fernsehens und hatte auch im Radio eigene Formate. 2013 erhielt er zusammen mit Hajo Schumacher den Deutschen Reporterpreis. Er lebt in Berlin.
Soloalbum
Kiepenheuer und Witsch
Köln, 1998
Livealbum
Kiepenheuer und Witsch
Köln, 1999
Remix
Kiepenheuer und Witsch
Köln, 1999
Tristesse Royale
[mit Joachim Bessing, Christian Kracht, Eckhart Nickel u. Alexander v. Schönburg]
Ullstein
Berlin, 1999
Blackbox
Kiepenheuer und Witsch
Köln, 2000
Deutsches Theater
Kiepenheuer und Witsch
Köln, 2001/2008
Festwertspeicher der Kontrollgesellschaft
Remix 2
Kiepenheuer und Witsch
Köln, 2004
Panikherz
Kiepenheuer und Witsch
Köln, 2016
Udo Fröhliche!
Das Lindenberg-Lexikon von Alkohol bis Zigarre
Axel Springer
Berlin, 2016
Ich glaub, mir gehtʼs nicht so gut, ich muss mich mal irgendwo hinlegen
Remix 3
Kiepenheuer und Witsch
Köln, 2018
Alle sind so ernst geworden
[mit Martin Suter]
Diogenes
Zürich, 2020