Stefano Benni, einer der bekanntesten italienischen Autoren auf dem Gebiet der politischen Satire, wurde 1947 in Bologna geboren. Er ist nicht nur Romancier, Dramatiker und Lyriker, sondern auch Journalist und Regisseur. Seit seinem literarischen Durchbruch mit dem Science-Fiction-Roman »Terra!« (dt. »Terra«, 1985) im Jahr 1983 zählt er zu den auflagenstärksten Autoren Italiens. Seine rund zwanzig Bücher – vom Politthriller über Märchen bis hin zur Groteske – überschreiten mutwillig die Grenzen der verschiedenen Genres und sind besonders bei jungen Lesern sehr beliebt. Trotz ihrer makaber-phantastischen und überzogenen Art kommen sie der Realität sehr nahe.
Sein literarisches Werk umfasst Romane, Erzählbände und Gedichtsammlungen, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Die Mediensatire »Baol« (1990; dt. »Baol oder die magischen Abenteuer einer fieberhaften Samstagnacht«, 1992) spielt deutlich auf George Orwells »1984« an: So ist das »Ministerium der Wahrheit« bei Benni ein TV-Archiv, das mit gefälschten Aufnahmen die Massen kontrolliert. Mit schwarzem Humor entfaltet sich in seinen Romanen eine Medien- und Politsatire, die die triste Welt der Großstadt, den gierigen Neoliberalismus sowie die Folgen der Globalisierung spöttisch überzeichnet. Dieser moralische Anspruch, der unter der grellen Oberfläche seiner Romane ein ernstes und bisweilen melancholisches Bild vermittelt, unterscheidet Benni von den Autoren der Popliteratur.
In seiner beißenden Politsatire des Lebens im 21. Jahrhundert, dem Roman »Spiriti« (2000; dt. »Geister«, 2001), verknüpft der Autor die Schicksale von siebzig verschiedenen Charakteren in unzähligen Handlungssträngen und Schauplätzen zu einer Mischung aus Märchen, Utopie und Comic. Die Einheitssprache von Politik und Medien wird gnadenlos mit ihren Versatzstücken karikiert: »Also, was halten Sie von der Location? Übernehmen wir die Sache live? Stellen wir das Ganze ins Netz? Das ist ein Zwanzig-Milliarden-Geschäft, eine davon spenden wir für eine gute Sache, den Rest verknuspern wir selbst«, rasselt der »König für Show-Biz und Propaganda« seine üblichen Phrasen herunter, als er das letzte Stückchen Erde dem Ausverkauf preisgibt. Bennis Welt des Jahres 2010 droht aufgrund von globalisiertem Ultra-Kapitalismus, Umweltzerstörung, Krieg und Korruption in einer Apokalypse zu enden und kann nur noch von Geistern gerettet werden. Der Autor selbst sagt von sich: »Ich bin weder Optimist noch Pessimist. Ich bin klarsichtig.«
Bennis Roman »Achille piè veloce« (2003; dt. »Der schnellfüßige Achilles«, 2006) erzählt von der spannungsvollen Freundschaft zwischen einem frustrierten Verlagslektor und einem phantasiebegabten Schwerstbehinderten. Voller unerwarteter Wendungen und gespickt mit zahlreichen Anspielungen auf Literatur und Politik wird mit abgründigem Humor und bisweilen derber Sprache eine anrührende Geschichte erzählt.
Neben seinen literarischen Werken schreibt der Autor auch Kolumnen, u.a. für »Panorama« und »Il Manifesto«. Außerdem führte er 1989 bei dem Film »Musica per vecchi animali« (1989; Ü: Musik für alte Tiere) Regie und nahm an verschiedenen Theaterproduktionen teil, u.a. von »Il bar sotto il mare« (dt. »Die Bar auf dem Meeresgrund«). Benni lebt heute in seiner Geburtsstadt Bologna.
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