
Stefan Zweifel
- Schweiz
- Zu Gast beim ilb: 2015, 2017, 2018, 2019
Stefan Zweifel wurde 1967 in Zürich, Schweiz, geboren. Nach einem Studium der Philosophie, Komparatistik und Ägyptologie an der dortigen Universität schrieb er seine Doktorarbeit über Donatien Alphonse François de Sade, Georg Wilhelm Friedrich Hegel und den französischen Arzt und Philosophen Julien Offray de La Mettrie. Dabei arbeitete Zweifel mit Michael Pfister zusammen, ebenso wie bei der von ihm bereits im Alter von siebzehn Jahren begonnenen Neuübersetzung der Hauptwerke des Marquis de Sade, »Justine und Juliette«, die von 1990 bis 2002 in zehn Bänden erschien und ihn bekannt machte. Neben der Organisation von Ausstellungen über den Dadaismus und den Surrealismus betreute Zweifel bis 2004 die dreisprachige Kulturzeitschrift »Gazzetta«.
Texte von ihm über Theater, Musik, Literatur und Tanz erscheinen u.a. in der »Neuen Zürcher Zeitung«, der »Weltwoche« und in der Zeitschrift »Literaturen«. 2005 erregte Zweifel Aufsehen mit dem im Berliner »Magazin« publizierten Beitrag »Houellebecqs Alptraum«, in dem er seine Überlegungen preisgab, den auf dem Vordersitz schlafenden französischen Skandalautor während einer Fahrt auf den Ruhrpott aus dem Auto zu werfen, als eine »Erlösung für alle / und danach vielleicht gleich nachspringen«. In einem Interview mit der Schweizer »Medienwoche« bedauerte er 2013, dass es immer weniger solch derart aus dem Rahmen fallende Texte gebe, und verortete sein Schreiben an der verschwimmenden Grenze zwischen Journalismus und Literatur: »Die Frage ist, ob es nicht auch Regeln gibt, die kreativ machen. Wenn die Regeln sehr groß sind, kann sehr viel kreative Freiheit entstehen, weil man die Regeln unterwandern, umlaufen muss, mit ihnen spielt. […] Wiederum wird es rasch langweilig, wenn alles nach Regeln gemacht wird. Man muss immer wieder gegen sie verstoßen.« Von 2007 bis Mai 2014 war Zweifel Teilnehmer der Sendung »Literaturclub« im Schweizer Fernsehen, die auch auf 3sat ausgestrahlt wurde. 2012 übernahm er schließlich die Moderation der Sendung von der Journalistin Iris Radisch.
Als Übersetzer brachte Zweifel u.a. Jean-Jacques Rousseaus »Träumereien eines einsam Schweifenden« (2012) sowie Raymond Roussels Werk »Locus Solus« (2012) und »Moravagine: Monsterroman« von Blaise Cendrars (2014) aus dem Französischen ins Deutsche. 2007 war Zweifel Autor und Mitherausgeber des Katalogs zu der im Museum Tinguely gezeigten Ausstellung »Die Situationistische Internationale (1957–1972). In girum imus nocte et consumimur igni«. 2009 erhielt er den Berliner Preis für Literaturkritik, 2011 den Zuger Übersetzerpreis. 2015 erschien mit »Shades of Sade« eine wieder mit Michael Pfister verfasste Einführung in das Werk des Marquis, zu der Zweifel bemerkte: »Vielleicht ist Sade wieder so aktuell, weil wir gerade in seine Welt eintauchen.« Der Autor lebt in Zürich.
Sade/Lamettrie/Hegel
[Hg. mit Michael Pfister]
Matthes & Seitz
Berlin, 2002
In girum imus nocte et consumimur igni
Die situationistische Internationale
JRP Ringier
Zürich, 2007
Shades of Sade
Eine Einführung in das Werk des Marquis de Sade
[Mit Michael Pfister]
Matthes & Seitz
Berlin, 2015