Siegfried Lenz
- Deutschland
- Zu Gast beim ilb: 2009
Biografie
Bibliografie
Biografie
Siegfried Lenz wurde 1926 in der Kleinstadt Lyck in den Masuren geboren. Nach dem Notabitur zog ihn 1943 die Marine ein. Vor Ende des Krieges desertierte Lenz in Dänemark, geriet in britische Kriegsgefangenschaft, kam aber noch 1945 wieder auf freien Fuß und begann Philosophie, Anglistik und Germanistik in Hamburg zu studieren. Als sich ihm 1948 die Chance bot, bei der Zeitung »Die Welt« ein Volontariat zu beginnen, brach er sein Studium ab. Vom Honorar seines ersten Romans, »Es waren Habichte in der Luft« (1951) machte er eine Reise auf einem Bananendampfer nach Kenia. Nach seiner Rückkehr nach Hamburg fasste er den Entschluss, als freier Schriftsteller zu leben. Ab 1952 war er regelmäßig Teilnehmer bei den Treffen der »Gruppe 47«, wo er andere bedeutende Autoren wie Günter Grass und Ingeborg Bachmann kennenlernte. Gemeinsam mit Grass engagierte sich Lenz für die SPD und die Ostpolitik Willy Brandts, die ihm auch wegen seiner Herkunft wichtig war. Die Verbundenheit zu den Masuren verarbeitete Lenz literarisch u.a. in dem Erzählband »So zärtlich war Suleyken« (1955) und dem Roman »Heimatmuseum« (1978). Lenz selbst hat einmal gesagt: »Schreiben ist für mich die beste Möglichkeit, um Personen, Handlungen und Konflikte verstehen zu lernen.« So greift er zumeist in klassisch-realistischer Erzählweise zeitgeschichtliche Themen auf, ähnlich wie Ernest Hemingway. Sein bekanntester Roman »Deutschstunde« (1968) handelt von einem Jugendlichen, der sich gegen seinen obrigkeitshörigen Vater auflehnt und wirft einen kritischen Blick auf die Themen Pflichterfüllung und Verantwortung im restaurativen Nachkriegsdeutschland. Ein weiterer großer Erfolg war Lenz’ Erzählung »Feuerschiff« (1960), eine Parabel über gewaltfreien Widerstand und Verantwortung. Machten ihn seine früheren Werke zu einem »Schilderer Deutschlands in seiner Zerrissenheit, auf dem Wege, sich selbst wiederzufinden« (Fritz J. Raddatz, »DIE ZEIT«), widmet er sich in den letzten Jahren häufig eher menschlich-psychologischen Themen. So handelt seine Novelle »Schweigeminute« (2008) von einem Schüler, der sich auf einer Gedenkfeier für seine verunglückte Lehrerin an die innig-verbotene Liebe zwischen ihr und ihm erinnert. Und in dem Theaterstück »Die Versuchsperson« (2009) geht der Autor auf amüsante Weise der Frage nach, ob Bücher die Welt oder nicht wenigstens die Menschen verändern. Siegfried Lenz zählt zu den bedeutendsten deutschsprachigen Erzählern der Gegenwart. Er wurde mit zahlreichen Preisen geehrt, u. a. mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, dem Goethepreis der Stadt Frankfurt und zuletzt dem Lew-Kopelew-Preis für Frieden und Menschenrechte.Siegfried Lenz starb 2014 in Hamburg.© internationales literaturfestival berlin
Bibliografie
Es waren Habichte
in der Luft
Hoffmann und Campe
Hamburg, 1951
Das Feuerschiff:
Erzählungen
Hoffmann und Campe
Hamburg, 1960
Deutschstunde
Hoffmann und Campe
Hamburg, 1968
Heimatmuseum
Hoffmann und Campe
Hamburg, 1978
Schweigeminute
Hoffmann und Campe
Hamburg, 2008
Die Versuchsperson
Hoffmann und Campe
Hamburg, 2009
www.siegfried-lenz.de