Sharon Dodua Otoo
Die britische Schriftstellerin und Publizistin Sharon Dodua Otoo wurde 1972 in London als Tochter ghanaischer Eltern geboren. Bis 1997 studierte sie German and Management Studies am Royal Holloway College der Universität London. 2006 siedelte sie nach Deutschland über.
2012 veröffentlichte sie ihre erste Novelle »the things i am thinking while smiling politely« (dt. »die dinge, die ich denke während ich höflich lächle«, 2013). Mit schonungsloser, subtiler Ironie erzählt sie darin die Geschichte des schleichenden Zerfalls einer Ehe sowie davon, wie sich die Trennung des Paars auf ihre Kinder und ihr Umfeld auswirkt. Unter Einhaltung der formalen Merkmale einer Novelle spielt Otoo gleichzeitig mit ihren verschiedenen narrativen Möglichkeiten, verschachtelt Zeitebenen, wechselt zwischen Humor und Ernst, zwischen Deskription und Reflexion. Die Autorin, die sich bei der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD-Bund) e. V. engagiert, berührt in ihrem Debüt zudem das Thema Rassismus in Deutschland: »Weiße Menschen sehen mich manchmal so an, als sei ich ihre eigene private Völkerschau. Zurückstarren hilft nicht.« Ihre zweite Novelle erschien 2014 zunächst in deutscher Übersetzung unter dem Titel »Synchronicity« und ein Jahr später im englischen Original (»Synchronicity. The Original Story«). Otoo spielt darin auf mehreren Ebenen mit dem Begriff der Farbigkeit: Eine Designerin verliert zunehmend die Fähigkeit, Farben wahrzunehmen, und nimmt ihre Umgebung als grau und eintönig wahr. Einen Ausweg findet sie schließlich in einer synästhetischen Erfassung farblicher Nuancen. Otoo berührt mit ihrer Novelle Themen wie Rassismus, Gentrifizierung, Mutter-Tochter-Beziehungen und depressive Verstimmungen im Berliner Winter. 2016 nahm Sharon Dodua Otoo an den 40. Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt teil und gewann mit ihrem Beitrag »Herr Gröttrup setzt sich hin« den Ingeborg-Bachmann-Preis. Der Protagonist, Namensvetter eines deutschen Raketeningenieurs, ist der Prototyp des deutschen Spießers. Eines Tages gerät sein streng kategorisierter und ritualisierter Alltag aus den Fugen, als sein Frühstücksei nicht die gewohnte Konsistenz aufweist und seine Krawatte bespritzt. Das Ei übernimmt die Rolle des Ichs und leistet dem Ehepaar nachhaltigen Widerstand. Die Jury des Ingeborg-Bachmann-Preises lobte den Text als »unangestrengte Satire über den deutschen Alltag, in dem ein Frühstücksei den Aufstand wagt«, sowie den »sehr scharfen Blick der Autorin für versteckten Rassismus«. 2020 eröffnete sie den Lesewettbewerb mit einer »Rede zur Literatur« über Diversität und den respektvollen Umgang mit Sprache unter dem Titel »Dürfen Schwarze Blumen Malen«.
Sharon Dodua Otoo ist Herausgeberin der englischsprachigen Reihe »Witnessed«, in der bisher fünf Bücher erschienen. Außerdem schreibt sie Artikel und Kommentare für »Missy Magazine«, »an.schläge«, »ak analye & kritik«, den »Tagesspiegel«, »African Courier« u. a. Sie lebt mit ihren vier Söhnen in Berlin.
Unter folgendem Link können Sie sich die Veranstaltung mit Sharon Dodua Otoo auf dem 20. ilb auf unserem YouTube-Kanal ansehen: <a class="external-link" href="https://youtu.be/WqQf0rJo7SU“ target=“_self“ title=“A Plea for Democracy 20.ilb“>https://youtu.be/WqQf0rJo7SU<a class="external-link" href="https://youtu.be/WqQf0rJo7SU“ target=“_self“ title=“A Plea for Democracy 20.ilb“>
die dinge, die ich denke während ich höflich lächle
edition assemblage
Münster, 2013 [Ü: Mirjam Nuenning]
Synchronicity
edition assemblage
Münster, 2014 [Ü: Mirjam Nuenning]
Die Geschichte von Kreis und Viereck
RAA Berlin
Berlin, 2018
Adas Raum
S. Fischer
Frankfurt a. M. 2021