Seine geschickten Fälschungen, hat man gesagt, schenken der Welt ein zweites Leben. So berichtet Schuldt etwa in seinem Buch »In Togo, dunkel« von Expeditionen ins alte Japan, nach Afrika und in den Amazonas-Dschungel. Man versteht nichts. Das Ringen mit dem Unverstandenen ist das Drama. Die Kette der Missverständnisse wird zum Fest der Fantasie. Am Ende steht der Europäer als der Exot da, dessen unsinnige Ideen und Lebenspraktiken der Leser nicht mehr glauben kann.
Schuldt erfindet, was man mit Sprache noch nicht gemacht hat. Ein Gelehrter voller Schalk, ein mad scientist, ein linguistischer Konstruktivist. Manche seiner Werke sind komponiert, als wären sie einem musikalischen, mathematischen oder architektonischen Denken entsprungen. Ausgeführt werden sie aber vorzugsweise in einem garstigen, knirschenden Realismus. Ebensolche Zwitter aus Abstraktion und Realismus sind seine großflächigen Bilder chinesischer Schrift auf verfallenden Mauern, die weltweit ausgestellt wurden.
Seit 2012 arbeitet der Autor an »Opprobrium«, einem satirisch-kritischen Wörterbuch, einem Jahrhundertwerk zur Durchleuchtung der deutschen Sprache und Gegenwart.
Schuldt, geboren 1941, ist in der rauen Hafenstadt Hamburg aufgewachsen. Seine erste Ausstellung »von nichts« verursachte einen Skandal bis nach Japan. Er hat Sprachen aufgesogen, in London, Paris, Amsterdam gelebt und von 1978 bis 2000 in New York, bis er dann für fast ein Jahrzehnt in die entlegensten Teile Chinas verschwand. Seither hat er woanders ein paar Bücher aus dem Ärmel geschüttelt und ist jetzt wieder in New York.