Sara Mesa
- Spanien
- Zu Gast beim ilb: 2020
Sara Mesa wurde 1976 in Madrid geboren und zog als Kind mit ihren Eltern nach Sevilla. Sie studierte Journalismus und Spanische Philologie. Die Autorin gilt als eine der spannendsten Stimmen einer noch jungen spanischen Autor*innengeneration und kann bereits auf eine umfangreiche Bibliografie zurückblicken.
Bekanntheit und das Lob der Kritik gewann sie mit den Erzählbänden »No es fácil ser verde« (2008; Ü: Es ist nicht leicht, grün zu sein), »La sobriedad del galápago« (2009; Ü: Die Nüchternheit der Schildkröte) und vor allem »Mala letra« (2016; Ü: Unsaubere Handschrift). Ihre literarischen Themen sind das Abweichen von Normen, Vereinzelung, Obsessionen und die Scheinheiligkeit der Gesellschaft. Ein besonderes Interesse gilt dem Gefühlsleben von Kindern und Jugendlichen. Der gefeierte Roman »Cuatro por cuatro« (2013; Ü: Vier mal vier) spielt in einem Internat, aus dem vier Mädchen flüchten. In einem rauen, distanzierten Stil und mit einer Fülle ausdrucksstarker Bilder, beunruhigend und anziehend zugleich, eröffnet Mesa einen von Manipulation und Isolation geprägten Mikrokosmos der Schüler*innen aus unterschiedlichen Familienverhältnissen, des Lehrpersonals und der Leitung. In »Cicatriz« (2015; Ü: Narbe) geht es in gewissem Sinne auch um einen Mikrokosmos, den einer Internetbeziehung. Sonia fühlt sich von Knut, einem außergewöhnlichen Menschen und Perfektionisten, abgestoßen und gleichzeitig angezogen. Mesa erzählt diese eigentümliche Liebesgeschichte in einem bündigen, doch elektrisierenden Stil. Rafael Chirbes beschreibt ihr Werk als »eine Literatur unter Hochspannung, bearbeitet mit der Präzision eines Goldschmieds«. Der vierte Roman »Cara de pan« (2018; dt. »Quasi«, 2020) schaffte es in Spanien auf alle Bestsellerlisten. Es ist ein Außenseiterroman, der Unbehagen weckt und dessen Figuren von der Norm abweichen, ein Spiel mit Vorurteilen und Ängsten. Zwischen einer fast Vierzehnjährigen und einem Mann in den Fünfzigern entwickelt sich eine Freundschaft. Hier geht es nicht etwa um Missbrauch, sondern um das Anderssein, darum, nicht in eine Gruppe oder eine Gesellschaft zu passen. Für die Literaturagentin Michi Strausfeld bringt die Autorin mit ihrer berührenden Geschichte »einen neuen Ton in die spanischsprachige Literatur der Gegenwart. Jedes Wort sitzt, es ist kein Wort zu viel.« Sara Mesa lotet in ihrem Buch den Übergang von der Kindheit zur Jugend aus und eröffnet so den Blick auf die Sorgen, Gedanken und Gefühle einer fast schon jungen Erwachsenen. Jüngst erschien ihr fünfter Roman »Un amor« (2020; Ü: Eine Liebe), die deutsche Übersetzung ist in Vorbereitung.
Mit »Cuatro por cuatro« war Sara Mesa für den Premio Herralde de Novela nominiert, für »Cicatriz« erhielt sie den Premio Ojo Crítico de Narrativa. Ihr Werk wurde vielfach übersetzt. Die Autorin lebt in Sevilla.