Santiago Roncagliolo
- Peru
- Zu Gast beim ilb: 2007
Santiago Roncagliolo wurde 1975 im peruanischen Lima geboren und wuchs in Mexiko auf, wo seine Familie politisches Asyl gesucht hatte. In seine Geburtsstadt zurückgekehrt, studierte er Linguistik und Literatur an der dortigen Universidad Católica. Anschließend arbeitete er drei Jahre lang in einer staatlichen Beratungsstelle zur Verteidigung der Menschenrechte, welche systematische Nachforschungen über das Schicksal von Vermissten und Toten des Kampfes gegen den Terrorismus des »Leuchtenden Pfades« anstellte. Im Jahr 2000 wanderte er nach Spanien aus.
Roncagliolo gehört zu einer jungen Generation lateinamerikanischer Schriftsteller, für die nicht mehr die lange Zeit dominierende Literatur des Magischen Realismus pr ägend ist. Vielmehr beeinflussen das Kino und die omni pr äsente Medienwelt sein sehr vielfältiges Werk. »Ich möchte gute Literatur mit Mitteln der Populärkultur (wie dem Thriller oder dem Fernsehen) machen. Mir scheinen beide nicht unvereinbar.«
Roncagliolo nutzt in seinem Werk verschiedenste erzählerische Möglichkeiten wie die Medien Schrift und Bild, Texte für Kinder und Erwachsene, Fiktion und Sachbuch. Sein Theaterstück »Tus amigos nunca te harían daño« (Ü: Deine Freunde werden dich niemals verletzen) wurde in acht lateinamerikanischen Ländern aufgeführt und in die Anthologie »Dramaturgia Peruana« aufgenommen. Eine Fassung seines Drehbuchs »Extraños« (2001) wurde mit dem Petrobras-Preis ausgezeichnet und wird gerade in Brasilien verfilmt. Für seine Erzählsammlung »Crecer es un oficio triste« (2003; Ü: Großwerden ist ein trauriges Geschäft) wurde er von FNAC als »neues Talent« ausgezeichnet. Sein jüngstes Kinderbuch, »Matías y los imposibles« (2006; Ü: Matthias und die Unmöglichen), fand Eingang in den White-Ravens-Katalog der Internationalen Jugendbibliothek München.
Das Interesse von Kritik und Publikum erregte er vor allem mit dem Roman »Pudor« (2004; dt. »Vorsicht«, 2006). Die Geschichte einer Familie, in der das Schweigen über die eigenen Gefühle übermächtig geworden ist und Erstarrung und Einsamkeit sich unaufhaltsam ausbreiten, wurde fünf Mal aufgelegt und für das Kino adaptiert. Der Film lief dieses Jahr in Spanien an.
Der folgende Roman, »Abril rojo« (2006; Ü: Roter A pr il), ist ein Thriller, der auf Roncagliolos Erfahrungen bei seiner früheren Arbeit basiert. Er schildert, wie einem gesetzestreuen und gewissenhaften Generalstaatsanwalt bei der Untersuchung von Mordfällen in der Hochburg des »Leuchtenden Pfades« die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen. Der Roman wurde 2006 mit dem renommierten Premio Alfaguara ausgezeichnet und in mehr als zwölf S pr achen übersetzt. Auf der anschließenden Lesereise durch die ganze Welt gestalteten sich Roncagliolos Einträge in dem Blog http://blogs.elboomeran.com zu einem virtuellen Tagebuch. Eine Auswahl daraus wurde kürzlich unter dem Titel »Jet Lag« (2007) veröffentlicht.
Neben seiner Tätigkeit als Schriftsteller schrieb Roncagliolo für verschiedene südamerikanische Zeitungen und das spanische Blatt »El País« Reportagen und politische Analysen. Daneben war er als Übersetzer tätig. Er lebt in Barcelona.
© internationales literaturfestival berlin
La guerra de Mostark
Santillana
Lima, 2001
El príncipe de los caimanes
Ediciones del Bronce
Barcelona, 2002
Crecer es un oficio triste
El Cobre
Barcelona, 2003
Matías y los imposibles
Ed. Siruela
Madrid, 2006
[Ill: Ulises Wensell]
Abril rojo
Alfaguara
Madrid, 2006
Vorsicht
Claassen
Berlin, 2006
[Ü: Angelica Ammar]
Jet Lag
Alfaguara
Madrid, 2007
Abril vermelho
Objetiva
Rio de Janeiro, 2007
Übersetzer: Angelica Ammar