Ryad Assani-Razaki
- Benin, Kanada
- Zu Gast beim ilb: 2014
Assani-Razaki wurde 1981 in Cotonou im westafrikanischen Staat Benin als Sohn eines Informatikers und einer literaturbegeisterten Mutter geboren. Er studierte Informatik an der University of North Carolina und an der Université de Montréal. Sein Schreiben, mit dem er bereits in früher Jugend begann, wird bis heute aber vor allem durch seine regelmäßigen Besuche in Benin beeinflusst.2009 erschien seine Kurzgeschichtensammlung »Deux cercles« (Ü: Zwei Kreise), für die er im selben Jahr mit dem Trillium Book Award ausgezeichnet wurde. Diese Geschichten erzählen von Afrikanern, die ihre Heimat in Richtung Westen verlassen haben in der Hoffnung auf ein besseres Leben, sich, dort angekommen, jedoch ausgegrenzt und entfremdet fühlen. Für seinen ersten Roman »La main d’Iman« (2011 in Kanada; 2013 in Frankreich; dt. »Iman«, 2014) griff der junge Autor ebenfalls auf jahrelange Recherchen zurück, um aus den Geschichten sonst ungehörter Menschen einen prototypischen, fiktiven Staat in Afrika als Handlungsort zu konstruieren und die ihm erzählten Erlebnisse literarisch zu verarbeiten. Dieses Debüt brachte ihm 2011 nicht nur den Prix Robert-Cliche für frankokanadische Literatur ein, sondern fand auch großen Widerhall im deutschsprachigen Feuilleton. Dabei wurde u. a. die klare, knappe Sprache des Autors gelobt, dem es ohne viele Zwischentöne gelinge, »die individuellen inneren und äußeren Erfahrungen seiner fünf Figuren aus vier Perspektiven über eine jahrzehntelange Zeitspanne bis kurz nach der Jahrtausendwende« (»taz«) zu schildern. Nach Ansicht des Bayerischen Rundfunks zeige Assani-Raziki eine »brutale Ausweglosigkeit«, in der die Protagonisten seiner Erzählung gefangen seien, egal wie sehr sie sich auch anstrengen, ihr Leben zu verändern. Andere Stimmen wiesen darauf hin, dass der Roman nicht nur Afrika in seiner Brutalität darstelle, sondern Letztere auch in Verbindung zu Europa setze, sowohl in Hinblick auf die Wunden, die der Kolonialismus hinterlassen habe, als auch auf den Umgang mit Flüchtlingen, deren Leidensdruck und -weg die Figur Iman symbolisch verkörpere. Als literarische Vorbilder nennt Assani-Raziki selbst die Literaturnobelpreisträger Toni Morrison und V. S. Naipaul. 2013 verfasste er für den Wettbewerb des Governor General’s Award zum Thema »Blut« die Erzählung »Habibti« über einen Vater, der sich zwischen der Familienehre und der Liebe zu seiner Tochter entscheiden muss. Auf der Leipziger Buchmesse 2014 danach befragt, ob er weiter als Informatiker arbeiten wolle, betonte Assani-Raziki, es sei ihm wichtig, eine eigene Lebenswirklichkeit zu haben, wenn er die Alltagsgeschichten anderer Menschen sammle und fiktionalisiere.Ryad Assani-Razaki lebt in Toronto.
Deux Cercles
vlbMontréal, 2009
Le sang – Habibti
Unveröffentlicht, 2013
http://yhoo.it/1pU84P3Iman
WagenbachBerlin, 2014[Ü: Sonja Finck]