Ruth Padel
Ruth Sophia Padel wurde 1946 in London geboren. Im Anschluss an ihr Griechisch-Studium in Oxford promovierte sie an dieser Universität, wo sie danach von 1974 bis 1984 lehrte. Birkbeck College und Princeton waren zwischenzeitlich weitere akademische Stationen der Nachfahrin des Naturforschers Charles Darwin.
Ihrem ersten poetischen Werk »Alibi« folgten neun weitere Gedichtbände, darunter zuletzt »Learning to Make an Oud in Nazareth« (2014; Ü: Lernen, wie man eine Oud [orientalische Kurzhalslaute] in Nazareth baut). Padels Dichtung zeichnet sich dabei durch einen gekonnten Umgang mit poetischen Strukturen wie Zeilen und Strophen, aber auch durch (erfindungs-)reiche Bilderwelten und eine Energie aus, die ihrem musikalischen Sinn für Rhythmik und Reim geschuldet sind. Charakteristisch für Padels Stil ist die Gegenüberstellung der modernen mit der antiken Welt. Zu den Themen, die sie in ihren Gedichten behandelt, zählen Natur, Wissenschaft, Geschichte, bedrohte Tiere und zwischenmenschliche Beziehungen. 2002 veröffentlichte Padel »52 Ways of Looking at a Poem: How Reading Modern Poetry Can Change Your Life« (Ü: 52 Arten, ein Gedicht zu betrachten. Wie das Lesen moderner Lyrik Ihr Leben ändern kann), eine Sammlung von Interpretationen zeitgenössischer Gedichte, die auf einer einflussreichen Kolumne basierte, die sie von 1998 bis 2001 in der Londoner Zeitung »Independent on Sunday« schrieb, um Leser zu ermutigen, Wege zu finden, sich mit moderner Lyrik auseinanderzusetzen. Die Anthologie »The Poem and the Journey« (2006; Ü: Das Gedicht und die Reise) mit Interpretationen zu Gedichten von zeitgenössischen amerikanischen, irischen, kanadischen und britischen Autoren beschrieb Wege, jedes neue Gedicht als eine Reise zu verstehen. Nicht nur als Vorsitzende der UK Poetry Society von 2004 bis 2007, sondern auch mit einer Reihe von Radiobeiträgen über das Schreiben von Lyrik sowie durch Vorträge an der Newcastle University übte sie großen Einfluss auf die zeitgenössische britische Dichtung und deren Kritik aus. In Sachtexten, die parallel entstanden, setzte sich die Autorin ebenfalls mit Themen auseinander, die auch ihr lyrisches Werk prägen. So stellte sie 2000 in »I’m a Man: Sex, Gods and Rock’n’Roll« (Ü: Ich bin ein Mann. Sex, Götter und Rock’n’Roll) eine Verbindung zwischen dieser Musikrichtung und antiker Frauenfeindlichkeit her. Auch ihre Arbeit »Tigers in Red Weather« (2005; Ü: Tiger in rotem Wetter) zum Erhalt bedrohter Tierarten fand international Beachtung. 2010 veröffentlichte Padel ihren ersten Roman »Where the Serpent Lives« (Ü: Wo die Schlange lebt), der Wilderei aus der Sicht betroffener Tiere schildert. Ein Band mit Lyrik und Prosa, »The Mara Crossing« (2012; veröffentlicht in den USA als »On Migration. Dangerous Journeys and the Living World«, 2014; Ü: Über Migration. Gefährliche Wege und die lebende Welt), verknüpft Natur, Wissenschaft und Poesie. Ihre neueste Sammlung »Learning to Make an Oud in Nazareth« (2014) ist eine Meditation über den Mittleren Osten, über Konflikt und Kreativität.
Unter den zahlreichen Auszeichnungen, die Padel für ihr Werk erhielt, sind der Forschungspreis der Caloute Gulbenkian Foundation (2003) und der Erste Preis in der UK National Poetry Competition. Sie ist die einzige Person, die Fellow sowohl der Royal Society of Literature als auch der Zoological Society of London ist. Sie lebt in London, wo sie Lyrik am King’s College lehrt.
The Poem and the Journey
Chatto & Windus
London, 2006
Darwin
A Life in Poems
Chatto & Windus
London, 2009
Where the Serpent Lives
Abacus
London, 2011
The Mara Crossing / On Migration / We Are All from Somewhere Else
Chatto & Windus
London, 2012
Counterpoint Press
Berkeley, 2014
Vintage
London, 2020
Learning to Make an Oud in Nazareth
Chatto & Windus
London, 2014
Tidings – A Christmas Journey
Chatto & Windus
London, 2016
Emerald
Chatto & Windus
London, 2018
Beethoven Variations
Chatto & Windus
London, 2020
Knopf
New York, 2021
Daughters of The Labyrinth
Corsair
London, 2021