Romesh Gunesekera
Romesh Gunesekera wurde 1954 in Colombo, Sri Lanka, geboren, wo er auch seine frühe Kindheit verbrachte. Er wuchs zweisprachig auf, mit Englisch und Singhalesisch, der Amtssprache Sri Lankas. Von Sri Lanka zog die Familie auf die Philippinen, bevor sie sich 1972 in London niederließ. Gunesekera hat Englische Literatur und Philosophie an der University of Liverpool studiert.
Gunesekera begann bereits im Alter von 14 Jahren mit dem Schreiben. 1992 veröffentlichte er die Erzählsammlung „Monkfish Moon“ (Ü: Seeteufel Mond). Sein erster Roman, „Reef“, erschien 1994 und wurde für den Booker Prize nominiert (dt. „Riff”, 1998). „Riff“ ist eine Liebesgeschichte, die in einem bedrohten Paradies angesiedelt ist. Erzählt wird sie von Triton, der mit elf Jahren in die Dienste Sagaldos tritt, eines in seine Wissenschaft vertieften Meeresbiologen. Triton ist ein sprechender Name: Ursprünglich der antiken Mythologie entlehnt, wo er den Sohn Neptuns bezeichnet, zugleich aber auch der Name des größten Mondes des vorletzten Planeten unseres Sonnensystems, verweist der Name auf das Verhältnis der beiden Hauptfiguren und ihre Entrücktheit von der Welt. Das Haus Sagaldos ist ein sich selbst genügender Mikrokosmos, der von Tritons Kochkünsten bestimmt wird und durch dessen Zaubergarten nichts von den ethnischen und sozialen Konflikten Sri Lankas dringt. Aber dieser scheinbar elysische Zustand ist nicht von Dauer, die politische Realität holt beide ein, und auch das Riff, Forschungsobjekt und Lebensinhalt Sagaldos, fällt als vermarktbare Ressource der Zerstörung zum Opfer. Fern der Heimat muss der erwachsen gewordene Erzähler erkennen, dass er auf einen schwachen und naiven, weltfremden Mann gebaut hatte. Die markante Stimme des Erzählers, naiv und wach zugleich, die problemlos in die erwachsene Perspektive überblendet, lässt die Begriffe von Vertrautheit und Fremde vertauscht erscheinen. Verstärkt wird dieser Eindruck durch das Einflechten singhalesischer Begriffe, die nicht erklärt werden (in der deutschen Übersetzung werden die Begriffe in einem Glossar erläutert). Der Ton ist lyrisch, gegen Ende zunehmend elegisch, und es scheint die Erkenntnis auf, dass die fremden Einflüsse, die zu schnell und vielfältig in das Land eingedrungen sind, nicht ganz unschuldig sind am Untergang dieser Welt.
Seitdem veröffentlichte Gunesekera die Romane „The Sandglass” (1998; dt. „Sandglas”, 1999), eine Reflexion über Schwermut und Verfall vor dem Hintergrund der Geschichte zweier verfeindeter Familien, „Heaven´s Edge“ (2002; dt. „Am Rand des Himmels“, 2005) und „The Match“ (2006; Ü: Der Wettkampf). Gunesekera verfasst auch Lyrik, die in verschiedenen Anthologien vertreten ist. Sein Werk wurde in ca. zehn Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der BBC Asia Award for Achievement in Writing & Literature für „Sandglas“. Gunesekera lebt in London.
© internationales literaturfestival berlin
Monkfish Moon
Granta
London, 1992
Riff
Unionsverlag
Zürich, 1998
Übersetzung: Giò Waeckerlin Induni
Sandglas
Unionsverlag
Zürich, 1999
Übersetzung: Giò Waeckerlin Induni
Am Rand des Himmels
Berlin Verlag
Berlin, 2005
Übersetzung: Bernhard Kleinschmidt
The Match
Bloomsbury
London, 2006
Übersetzer: Giò Waeckerlin Induni