Robert Macfarlane
- Zu Gast beim ilb: 2019
Robert Macfarlane wurde 1976 in Nottinghamshire geboren. Bereits als Kind liebte er das Bergsteigen. Nach dem Besuch der Nottingham High School studierte er in Cambridge am Pembroke College und in Oxford am Magdalen College, außerdem nahm er einen Lehrauftrag an einer Universität in Peking an. Seine Promotion schloss er 2000 am Emmanuel College in Cambridge ab.
Große Bekanntheit erlangte Macfarlane mit seinen Büchern über Landschaften, Orte, Natur, Menschen und Sprache. Heute gilt er als wichtigster britischer Autor des Nature Writing. Schon für sein erstes Buch »Mountains of the Mind« (2003; dt. »Berge im Kopf«, 2005) erhielt er zahlreiche Preise, darunter den Somerset Maugham Award. Das Buch beschreibt, wie sich die menschliche Wahrnehmung der Berge historisch verändert hat, und bezieht auch den Wandel in Wissenschafts- und Kulturgeschichte ein. Im Vordergrund steht dabei weniger die Geschichte des Bergsteigens als vielmehr der Alpinismus als Suche nach Freiräumen in einer zunehmend reglementierten Welt. Nach einer wissenschaftlichen Arbeit über Plagiate im 19. Jahrhundert ging Macfarlane mit »The Wild Places« (2007; dt. »Karte der Wildnis«, 2015) der Frage nach, wo heute noch Wildnis zu finden sei. In diesem »Plädoyer für einen nachbarschaftlichen Umgang mit der Natur« (»NZZ«) beschreibt er abgelegene, verborgene und undurchdringliche Landschaften und wertet historische Reiseaufzeichnungen aus. Erinnert wird zudem an den Schriftsteller und Umweltschützer Roger Deakin als Spiritus Rector dieses Werks. Die BBC drehte auf der Grundlage des Buches eine Dokumentation, 2012 erschien eine Fortsetzung mit dem Titel »The Old Ways« (dt. »Alte Wege«, 2016), in der Macfarlane alte Verbindungswege zwischen menschlichen Siedlungsräumen aufspürt – von den Kreidefelsen Englands über die Vogelinseln Schottlands, Spaniens Kulturlandschaften und die Pilgerrouten Palästinas bis hin zum Himalaja. In »Landmarks« (2015) untersucht Macfarlane die Möglichkeiten der Verbalisierung von Naturerfahrungen, und in seinem neuesten Buch »Underland« (2019; dt. »Im Unterland«, 2019) unternimmt er eine Entdeckungsreise unter die Erde, zu Höhlenlandschaften, unterirdischen Flüssen, zur Gletscherwelt Grönlands sowie in einen Stollen für Atomabfälle.
Macfarlane, der für die seine Bücher u. a. mit der Hay Festival Medal for Prose und dem EM Forster Award for Literature ausgezeichnet wurde und der auch als Essayist und Kritiker für »The Guardian« tätig ist, wurde 2011 zum Mitglied der Royal Society of Literature ernannt. Zuweilen arbeitet er auch mit Musikern zusammen, so schrieb er 2012 das Libretto zur Jazzoper »Untrue Island«, die mit der Musik von Arnie Somogyi in einem ehemaligen Atomwaffenlager in Orford Ness in Suffolk aufgeführt wurde. Er ist außerdem Gründungsmitglied der Naturschutzorganisation Action for Conservation. Er lebt bei Cambridge.
Berge im Kopf
AS-Verlag
Zürich, 2005
[Ü: Gaby Funk]
Holloway
Faber & Faber
London, 2013
Landmarks
Hamish Hamilton
London, 2015
The Gifts of Reading
Penguin
London 2016
Karte der Wildnis
Ullstein
Berlin, 2015
[Ü: Andreas Jandl u. Frank Sievers]
Alte Wege
Matthes & Seitz
Berlin, 2016
[Ü: Andreas Jandl u. Frank Sievers]
Die verlorenen Wörter
[Ill: Jackie Morris]
Matthes & Seitz
Berlin, 2018
[Ü: Daniela Seel]
Im Unterland
Eine Entdeckungsreise in die Welt unter der Erde
Penguin
München, 2019
[Ü: Andreas Jandl u. Frank Sievers]