Raúl Zurita
- Chile
- Zu Gast beim ilb: 2001
Raúl Zurita Canessa wurde 1951 in Santiago de Chile geboren, wo er auch Kindheit und Schulzeit verbrachte. 1967 begann er ein Bauingenieurstudium an der Universidad Frederico Santa Maria in Valparaiso sowie ein Studium der Mathematik an der Technischen Ingenieurschule in Santiago. Als am 11. September 1973 die sozialistische Regierung Chiles in einem Militärputsch gestürzt wurde, verhaftete man Raúl Zurita und hielt ihn zusammen mit fast 1000 Menschen im Rumpf eines Schiffes gefangen; eine traumatische Erfahrung für den damals 22jährigen.
In einer wirtschaftlich schwierigen Situation schlug sich Zurita vier Jahre lang als Computerverkäufer durch. Gleichzeitig besuchte er als Gasthörer die Philosophische Fakultät der Universidad de Chile in Santiago, wo er Schriftstellern und Intellektuellen wie Nicanor Parra, Ronald Kay, Christian Hunneus und Henrique Lihn begegnete. In »Manuscritos«, der Zeitschrift der Philosophischen Fakultät, wurde 1975 zum ersten Mal ein Gedicht von Zurita veröffentlicht. Vier Jahre später erscheint »Purgatorio«, der erste Teil eines dreiteiligen Gedichtzyklus, den Zurita erst 14 Jahre später beenden würde. Das Buch wird ein großer Erfolg.
Im Protest gegen das Pinochet-Regime gründet Raúl Zurita zusammen mit Freunden die Künstleraktionsgruppe »Colectivo de Acción de Arte«, doch die Verzweiflung am Terror der Diktatur wächst. Der Versuch, sich die Augen mit Ammoniak zu verätzen, um das Leid um sich herum nicht mehr mit ansehen zu müssen, scheitert glücklicherweise.
Unter dem Titel »Anteparaíso« erschien 1982 der zweite Teil von Zuritas Gedichtzyklus. Die Arbeit an diesem Buch wurde begleitet von dem Projekt, die 15 Verse des Poems von fünf Flugzeugen in je acht Kilometer langen weißen Kondensstreifen in den Himmel über New York schreiben zu lassen. Die Verse, die Zurita im Andenken an die Minderheiten der Welt verfasst hatte, wurden in weiten Teilen New Yorks gesehen.
1984 erhielt Raúl Zurita ein Stipendium der John Simon Guggenheim Memorial Foundation für seine poetische Arbeit. In der Folge hielt er Lesungen und Vorträge an mehreren nordamerikanische Universitäten, darunter Harvard, Yale, Stanford und Berkeley. 1989 wurde sein poetisches Gesamtwerk mit dem Pablo-Neruda-Preis ausgezeichnet. 1990 unterrichtete Zurita als Gastprofessor an der Universidad de Chile. Noch im selben Jahr wurde er von der demokratischen Regierung Chiles unter Präsident Patricio Aylwin zum Kulturattaché seines Landes in Rom ernannt. Während der Expo ’92 in Sevilla repräsentierte sein Werk die chilenische Dichtung. 2000 wurde er mit dem chilenischen Nationalpreis ausgezeichnet.
1993 beendete Raúl Zurita mit einem voluminösen dritten Band seinen Gedichtzyklus. In Anlehnung an Dantes »Divina Commedia« stellt »La Vida Nueva« eine als Lebensreise angelegte Aufarbeitung der zwanzigjährigen Leidens- und Hoffnungsgeschichte des chilenischen Volkes dar und reiht seinen Autor in die literarische wie politische Tradition von Gabriel Mistral, Pablo Neruda und anderen großen chilenischen Dichtern ein. 2006 erschien der Gedichtband „Los países muertos”, von dem der an Parkinson erkrankte Zurita verkündete, es werde seine letzte Veröffentlichung sein.
© internationales literaturfestival berlin
Purgatorio
Editorial universitaria
Santiago de Chile, 1979
Literatura, lenguaje y sociedad
CENECA
Santiago de Chile, 1983
Canto a su amor desaparecido
Editorial universitaria
Santiago de Chile, 1987
Anteparaíso
Visor
Madrid, 1991
La vida nueva
Editorial universitaria
Santiago de Chile, 1994
Canto de los rios que se aman
Editorial Universitaria
Santiago de Chile, 1997
Al dia más blanco
Alfaguara
Santiago de Chile, 1999
Sobre el amor, el sufrimiento y el nuevo milenio
Editorial Andrés Bello
Barcelona, 2000
Poemas militantes
Dolmen Ediciones
Santiago de Chile, 2000
El amor de Chile
Editorial Andrés Bello
Barcelona, 2002
INRI
Fondo de Cultura Económica
Santiago de Chiöle, 2003
Cantares
LOM
Santiago de Chile, 2004
Mi mejilla es el cielo estrellado: antología
Instituto Coahuilense de Cultura
Saltillo, Coahuila, 2004
Übersetzer: Willi Zurbrüggen