Rambharos Jha
- Indien
- Zu Gast beim ilb: 2017
Rambharos Jha wurde 1978 im Bezirk Darbanga der Region Mithila im indischen Bundesstaat Bihar geboren. Die Familie zog nach Madhubani, als sein Vater Arbeit in einem staatlich unterstützten Kunst- und Kulturprojekt bekam, das der Wiederbelebung lokaler Kunsttraditionen gewidmet war und Künstlern die Möglichkeit bieten sollte, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. In diesem Kontext konnte Rambharos Jha als Junge beobachten, wie die Frauen zu religiösen Festen Hauswände mit aus Kuhdung hergestellten Farben bemalten. Schließlich lernte auch Jha das Zeichnen und wählte für seine Bilder zunächst Geschichten aus der hinduistischen Mythologie, bis er schließlich zu säkulareren Themen überging, in denen er, der Mithila-Tradition folgend, zugleich seinem eigenen kreativen Impuls folgte.
Seine erste Buchveröffentlichung »Waterlife« (2011) zeigt diese Tradition der ostindischen Malerei von Bihar. Darin verwandeln sich Motive aus dem Leben unter- und oberhalb der Wasseroberfläche des Meeres, die im zarten und kunstvollen Mithila-Stil ausgeführt wurden, gleichsam zu Sinnbildern von Gedächtnis und Überlieferung. Das Kinderbuch wurde auf Büttenpapier in Siebdruck per Hand hergestellt. Mittlerweile liegen auch Ausgaben in Frankreich, Deutschland, Italien, Japan, Brasilien und Korea vor, die sich jeweils unterscheiden: In der französischsprachigen Version beispielsweise wurden die Texte der englischen Originalausgabe, die Jha ergänzend zu seinen Bildern über die Meeresbewohner verfasste, durch 2000 Jahre alte tamilische Gedichte ersetzt. Die deutschsprachige Fassung »Wasserwelten« (2016) vereinigt alle drei Komponenten. Die nummerierte Auflage wurde ebenfalls als Siebdruck in einer Druckerei in Chennai hergestellt, die sich durch soziale Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern auszeichnet. Damit handelt es sich um Unikate mit dem Label »fair trade«. Die Tableaus dieses Buches, in denen mal ein Kranich auf den Wellen schwimmt, während ein Krokodil im dunkelgrünen Wasser liegt, mal eine Fischfamilie auf Seepferdchen trifft, offenbaren die Einzigartigkeit und Kostbarkeit dieser Wasserwelt. Während die zitierten Verse die Zeichnungen assoziativ ergänzen, geben Jahs Begleittexte vor allem Einblick in den künstlerischen Schaffensprozess: »Der Hummer ist Nahrung für uns Menschen. Wird er nicht sofort nach seinem Tod gekocht, ist er aber giftig. Das brachte mich zur Frage, ob der Hummer etwa ein Geheimnis hüte, über das wir nichts wissen. Ich wollte den Kern seines Wesens zeigen und habe deshalb den Hummer mit einem Durcheinander von Strichen, Mustern und Farben versehen. Als ich damit fertig war, erkannte ich, dass der Kunst keine Grenzen gesetzt sind.«
Rambharos Jhas Arbeiten waren in Ausstellungen in Indien, Südafrika, Island sowie in den USA zu sehen.
Ein Kunstbilderbuch aus Indien
Baobab Books
Basel, 2016
[Ü: Eveline Masilamani-Meyer]