Rachel Cusk, geboren 1967 in Saskatoon, Kanada, wuchs vorwiegend in Los Angeles auf. 1974 zog die Familie nach Großbritannien. Cusk studierte Englisch am New College der Universität Oxford und arbeitete danach bei einer Londoner Literaturagentur, bereiste Spanien und Mittelamerika.
1993 erschien ihr erster Roman »Saving Agnes« (Ü: Agnes retten), für den sie mit dem Whitbread First Novel Award ausgezeichnet wurde. Den Somerset Maugham Award erhielt sie für ihren zweiten Roman »The Country Life« (1997; dt. »Aufs Land«, 1998). Darin trifft die 29-jährige Stella, eine frisch verheiratete Rechtsreferendarin, jäh den Entschluss, London zu verlassen und sich in der Grafschaft Sussex als Dienstmädchen bei einer begüterten Familie zu verdingen. Mit rasanten Dialogen und Situationskomik wird beschrieben, wie ungeeignet Stella sowohl für den Job als auch für das Landleben ist. Eine völlig andere Tonart schlägt Cusk in »Arlington Park« (2006; dt. 2007) an, das einen Tag im Leben einer wohlhabenden Familie in einer Londoner Vorstadt beschreibt, zwischen Kindergeschrei, Ehefrust und Zukunftsangst. Auch »The Bradshaw Variations« (2009; dt. »Die Bradshaw Variationen«, 2011) ist ein Familienporträt, in dem die Protagonisten daran kranken, dass sie sich in übermäßigen Reflexionen verlieren und trotz Wohlstand, Karriere und Nachwuchs kein Glück empfinden. Cusks Trilogie der »weiblichen Odyssee im 21. Jahrhundert«, bestehend aus »Outline« (2014; dt. 2016), »Transit« (2016; dt. 2017) und »Kudos« (2018; dt. 2018), ist ein erzählerisches Projekt über das Leben als geschiedene Frau, alleinerziehende Mutter, Schriftstellerin und Mensch. »Outline« ist das Psychogramm einer Autorin, die im sommerlichen Athen einen Schreibkurs gibt und dort mit einer Vielzahl von Lebensgeschichten der Teilnehmer konfrontiert wird – Geschichten von Begierden, Ängsten, Liebe und Verlust. »Transit« zeigt eine Frau, die nach der Trennung von ihrem Mann versucht, in der neuen Lebenssituation und einer neuen Umgebung Fuß zu fassen, im Nachdenken über vergangene Beziehungen und Erlebnisse sowie in neuen Begegnungen sich selbst neu zu erfinden. In »Kudos« befindet sich eine Schriftstellerin nach gescheiterter Beziehung mit ihrem neuen Buch auf Lesereise und sucht Antworten auf Fragen nach der eigenen Identität, der Rekonstruierbarkeit von Familie, der Verantwortung gegenüber sich selbst und anderen. »Mir als Schriftstellerin erscheint es zwingend, mich auf eine autobiografische Form zurückzuziehen, die sich den erfundenen, gefälschten Repräsentationen der Wirklichkeit verweigert.«
Neben ihren belletristischen Werken ist Cusk auch Autorin von Sachbüchern. In »A Life’s Work« (2001) beschreibt sie nüchtern ihre Erfahrungen als Mutter, in »Aftermath« (2012) geht es um ihre Scheidung vom englischen Fotografen Adrian Clarke. Cusk lebt in London und Norfolk.