Pola Oloixarac
- Argentinien
- Zu Gast beim ilb: 2017
Die argentinische Schriftstellerin, Journalistin und Übersetzerin Pola Oloixarac wurde 1977 in Buenos Aires geboren. Sie studierte Philosophie an der Universidad de Buenos Aires (UBA).
Mit ihrem Debütroman »Las teorías salvajes« (2008; Ü: Die wilden Theorien) löste Oloixarac in ihrer Heimat eine Auseinandersetzung über die Dominanz linker Intellektueller und den Sexismus aus. Vom Schriftsteller Ricardo Piglia als »die große Entdeckung der neueren argentinischen Literatur« gefeiert, wurde sie 2010 auf die Granta-Liste der besten spanischsprachigen Autoren gewählt und ins International Writing Program der University of Iowa eingeladen. Die Handlung ihres zweiten Romans »Las constelaciones oscuras« (2015; dt. »Kryptozän«, 2016) umspannt die Zeit vom Ende des 19. Jahrhunderts bis ins Jahr 2024: Die Forschungsreise einer europäischen Expedition in Darwins Todesjahr 1882 nach Lateinamerika endet in einer rauschhaften Nacht, in der alle Schranken zwischen lebender und toter Materie fallen. Hundert Jahre später zeugen in der subtropischen Sommerhitze Brasiliens eine Anthropologin und ein Flugzeugbauingenieur den späteren Nerd Cassio Liberman Brandão da Silva. Dieser wird mit seinen überaus komplizierten und heimtückischen Computerviren in den 1990er Jahren zum Star der internationalen Hackerszene. Doch schließlich beginnt der vereinsamte Freak digitale und genetische Daten zu mischen: Im Jahr 2024 arbeitet Cassio an einem Projekt im südlichen Argentinien, das die Welt der Computerviren auf die menschliche DNA ausdehnt. Oloixaracs Dystopie nimmt hier Bezug auf die in Argentinien gängige Praxis, die genetischen und biometrischen Daten der Bürger in großem Umfang zu erfassen und zu speichern. »Las constelaciones oscuras« ist ein hellsichtiger philosophischer, mit Metaphern angereicherter und in kantiger Sprache erzählter Roman, der den Darwinismus des 19. Jahrhunderts und den Fortschrittsglauben verspottet und den Beginn des Endes des Anthropozäns einleutet.
2014 fand im Teatro Colón in Buenos Aires die Uraufführung der Oper »Hércules en el Mato Grosso« über die Amazonasreise des französisch-brasilianischen Fotografen Hércules Florence und des deutschen Naturforschers Freiherr Georg Heinrich von Langsdorff statt, für die Oloixarac das Libretto verfasste. Sie ist Mitbegründerin und Mitherausgeberin der zweisprachigen Internet-Zeitschrift »The Buenos Aires Review« für lateinamerikanische Gegenwartsliteratur und Literaturkritik. Als Journalistin schreibt sie außerdem für »New York Times«, BBC, »Rolling Stone«, »The Telegraph«, »Clarín« und »Folha de S. Paulo« über die kulturelle und politische Situation Argentiniens. Die Autorin lebt in San Francisco, California, und Berlín, einer kleinen Straße im Nordwesten von Buenos Aires.
Swetotsch moj nebesnyj
Moskovski pisatel’
Moskau, 1994
Sneg vnutri
Elinin
Moskau, 2008
Paul Klee’s Boat
Zephyr Press
Chicago, 2013
[engl. Ü: Andrew Wachtel]
Schwärzer als Weiß
Gedichte, zweisprachig
Leipziger Literaturverlag
Leipzig, 2015
[Ü: Erich Ahrndt]
Grönland
Novellenzyklus
Edition Solitude
Stuttgart, 2016
[Ü: Erich Ahrndt]