Petina Gappah
- Schweiz, Simbambwe
- Zu Gast beim ilb: 2016, 2017, 2019
Die Schriftstellerin und Juristin Petina Gappah wurde in Sambia geboren und wuchs in Simbabwe auf. Sie studierte Jura an der University of Zimbabwe und in Cambridge und promovierte in Graz. Als internationale Anwältin, spezialisiert auf die Welthandelsorganisation, arbeitete sie zuletzt für das ACWL in Genf, das die Interessen von mehr als siebzig Entwicklungsländern vertritt.
Obwohl sie Jura studierte, wollte Gappah immer Schriftstellerin werden und veröffentlichte 2009 einen Band mit 13 Kurzgeschichten über ein Simbabwe des ökonomischen und politischen Zusammenbruchs, »An Elegy for Easterly« (dt. »Im Herzen des goldenen Dreiecks«, 2019), der international positiv aufgenommen, für Preise – u. a. den Orwell Prize – in sechs Ländern nominiert und mit dem Guardian First Book Award ausgezeichnet wurde. Bereits hier entwickelte Gappah den für sie typischen Galgenhumor: Oft ist das Lachen die einzige Waffe der Opfer von Ungerechtigkeit, und es ist der Humor angesichts all der Tragik, der Gappahs Erzählungen so bemerkenswert macht. Ihr erster Roman »The Book of Memory« (2015; dt. »Die Farben des Nachtfalters«, 2016) spielt im Todestrakt des berüchtigten Chikurubi-Gefängnisses in Harare und erzählt von der Albino-Frau Memory, die ihren weißen Adoptivvater ermordet haben soll. In Form eines Briefromans berichtet Gappah von Memorys dramatischer Kindheit und lotet das Verhältnis von Schicksal und eigenen Entscheidungen sowie die erlösende Kraft der Liebe aus. Gappahs ausgeprägtes Interesse am Verhältnis von Recht und Gerechtigkeit kommt auch in ihrem Erzählband »Rotten Row« (dt. »Die Schuldigen von Rotten Row«, 2017) zum Ausdruck. Inspiriert von Ferdinand von Schirach und John Mortimer, schöpft sie mit handwerklichem Geschick die Möglichkeiten der künstlerischen Form der Kurzgeschichte aus. Schonungslos und doch humorvoll beleuchtet sie das Verbrechen: Ursachen, Täter und Opfer. Die britische Schriftstellerin Helen Simpson sagte, dass es Gappah mit diesem Werk gelungen sei, »für Harare das zu tun, was Dickens mit seiner Beschreibung des Viktorianischen Londons erreicht hatte, mit beißendem Witz und Inbrunst«. Mit ihrem jüngsten Roman »Out of Darkness, Shining Light« (2019; dt. »Aus der Dunkelheit strahlendes Licht«, 2019), den sie während ihres DAAD-Aufenthalts in Berlin 2017 vollendete, beleuchtet Gappah ein unbekanntes Kapitel der Kolonialgeschichte: wie die afrikanischen Begleiter des schottischen Missionars David Livingstone seinen Leichnam an die Küste transportierten, damit er in England begraben werden konnte. Die amerikanische Schriftstellerin Yaa Gyasi lobt den »fesselnden, wunderschönen, fantasievollen Roman, der denjenigen eine Stimme verleiht, die sonst in den Fußnoten der Geschichte laden, deren letzter mutiger Akt der Loyalität und des Respekts diese jedoch veränderte«.
Petina Gappah lebt in Harare und war u.a. von Januar 2018 bis August 2019 als Beraterin für die Regierung Simbabwes tätig.
Die Farben des Nachtfalters
Arche Literatur Verlag
Zürich/Hamburg, 2016
[Ü: Patricia Klobusiczky]
Die Schuldigen von Rotten Row
Arche Literatur Verlag
Zürich/Hamburg, 2017
[Ü: Patricia Klobusiczky]
Im Herzen des goldenen Dreiecks
Arche Literatur Verlag
Zürich/Hamburg, 2019
[Ü: Patricia Klobusiczky]
Aus der Dunkelheit strahlendes Licht
S. Fischer
Frankfurt a. M., 2019
[Ü: Anette Grube]