Peter Truschner
- Österreich
- Zu Gast beim ilb: 2002, 2004
Peter Truschner , geboren 1967 in Klagenfurt, ist im österreichischen Kärnten aufgewachsen, in Maria Saal – dem Ort, der schon durch Thomas Bernhard und Peter Turrini literarisch verewigt wurde. Er studierte Kommunikationswissenschaften, Philosophie und Politikwissenschaft an der Universität Salzburg und veröffentlichte ab 1990 als Rezensent und Autor in diversen Kultur- und Literaturzeitschriften. 1997 wurde sein Stück „Plexiglaswelten“ im TOI-Haus-Theater in Salzburg uraufgeführt; 1999 erhielt er das Österreichische Staatsstipendium für Literatur, 2004 ein Stipendium des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia im deutschen Bamberg. Als „entscheidende Lektüre“ für seinen von der Kritik hoch gelobten Roman „Schlangenkind“ (2001) vermerkt Truschner neben den Erzählungen Robert Musils vor allem Werke nichtösterreichischer Autoren wie Harold Brodkey, Sylvia Plath oder Vladimir Nabokov. Für diesen Roman erhielt er 2001 den für literarische Debüts vergebenen Preis des österreichischen Kanzleramtes sowie 2002 das Jahresstipendium der österreichischen „Literatur-Mechana“. „Eines Tages war das Leben auf meinen Großvater herabgefallen wie ein Tropfen Harz auf eine Fliege. Wer ihn kannte, schwor, dass er sich im Harz bewegte, als wäre nichts weiter geschehen“, so der fulminante Auftakt zu einem der meistbeachteten Debütromane des Jahres 2001. „Schlangenkind“ ist eine Geschichte, die in poetischer Lakonie Erinnerungen an die guten und bösen Geister einer Kindheit auf dem Lande und einer Jugend in der Stadt rekonstruiert: ein Entwicklungsroman. Die Chronik des Heranwachsens beginnt in dem Dorf Poppichl im Kärnten der 70er Jahre: Der unehelich geborene Junge wächst auf dem heruntergekommenen großelterlichen Bauernhof auf, unter dem Dach eines trägen, autoritären Großvaters, umhüllt von der Wärme der Großmutter. Mit großer Präzision versenkt sich der Ich-Erzähler in die sinnlichen Details seiner Kindheit und nimmt darin den Großvater wie ein gegenständliches Phänomen war, als einen Mann, der „das bewusste Leben aufgegeben“ hat. Als die Mutter des Jungen, die schon längst das Weite gesucht hatte, zurückkommt und ihr Kind zu sich in die Stadt holt, zerbricht die trügerische Beschaulichkeit der rauhbeinigen Erziehung, zerbröselt auch der Lebenskompromiss der Großmutter. Jeglicher Jugend in ihrer Umgebung beraubt, versinkt sie in lähmender Einsamkeit. Der Sohn lebt nun bei seiner Mutter in Salzburg, doch die Nähe der zuvor Vermissten weckt mehr Rivalität und Bedürfnis nach Abgrenzung als erwartetes Glück. Truschner „erzählt von den armseligen, hoffnungslosen Berührungen seiner Menschenfiguren, von der Freudlosigkeit ihrer Berührungsbeziehungen – mit besonderer Genauigkeit aber von jenen seltenen Glücksgefühlen, die tatsächlich nur durch zärtliche Berührung entfacht werden“, bemerkt der Dramaturg Hermann Beil zu „Schlangenkind“, in dem auch Peter Turrini das Dorf seiner Jugend wiedererkennt: „Da ist einer, der dem Realismus seine unverwechselbare Poesie hinzufügt.“ Truschners 2007 erschienener Roman „Die Träumer“ thematisiert die fehlgeschlagene Ehe von Iris und Robert. Während Iris mit ihrem Catering-Service die High Society erobert, führt der gescheiterte Robert ein Doppelleben – unbemerkt von Iris, die erst nach seinem unerwarteten Tod beginnt, Fragen zu stellen.
Seit 1999 lebt Peter Truschner, dessen Werk inzwischen in mehrere Sprachen übersetzt wurde, in Berlin.
© internationales literaturfestival berlin
Schlangenkind
Zsolnay
Wien, 2001
Club Paradiso
[mit Kai Herbert Kuss]
Fotohof
Salzburg, 2004
Wörterbuch des Körpers
Verlag Fränkischer Tag
Bamberg, 2005
Die Träumer
Zsolnay
Wien, 2007