Peter Stephan Jungk
Peter Stephan Jungk wurde 1952 im kalifornischen Santa Monica geboren. Der Sohn einer jüdischen Emigrantenfamilie verbrachte seine Kindheit und Jugend in Wien, West-Berlin und Salzburg. Anschließend war er Regieassistent am Basler Theater und bei verschiedenen Filmen. Er studierte am American Film Institute in Los Angeles. In Paris arbeitete er 1977 als Regieassistent bei Peter Handkes Film »Die linkshändige Frau«. Im nächsten Jahr erschien sein Kurzgeschichtenband »Stechpalmenwald«. 1979/80 studierte er an einer Toraschule in Jerusalem, wo er seinen ersten Roman »Rundgang« (1981) verfasste, in dem Spaziergänge durch die Stadt Anlass zu Reflexionen über Heimat und Identität bieten.
Alle der bislang sieben Romane Jungks kreisen um die Themen Identität und Individualität. Seine Protagonisten sind unruhige Charaktere: auf der Suche nach ihrer Berufung und ihren Wurzeln die einen (»Tigor«, 1991), von ihrer Herkunft und Persönlichkeit getrieben die anderen (»Die Unruhe der Stella Federspiel«, 1996; »Die Erbschaft«, 1999). »Der König von Amerika« (2001) ist eine Romanbiografie über Walt Disney und entwirft die faszinierende Persönlichkeit eines charismatischen Konzerndiktators, dessen Visionen erstaunliche Werke erschaffen. 2013 wurde im Teatro Real in Madrid die auf diesem Roman basierende, von Philip Glass komponierte Oper »The Perfect American« uraufgeführt. Der fiktiv überhöhten Biografie folgte ein autobiografisch geprägter Roman: »Die Reise über den Hudson« (2005). Er erzählt von dem Selbstfindungsprozess eines Mannes, der angesichts der erdrückenden Fürsorge seiner Mutter und des übermächtigen Vaters nicht aus seiner Sohnesrolle herausfindet. Jungks Romanwerk »Das elektrische Herz« (2011) handelt von der Liebe zwischen einem jüdischen Dramatiker, der seit seiner Jugend mit Herzproblemen zu kämpfen hat, und einer jungen kabylischen Postbotin. In steter Zwiesprache mit seinem Herzen lässt der Protagonist seine nicht eben wenigen »Weibergeschichten« Revue passieren– nicht ohne eine gehörige Portion Ironie. In seiner an Bühne und Film geschulten, bildhaften Sprache eines Realismus, der bisweilen magisch einprägsam ist, fertigt Jungk nuancierte, nachdenklich machende Porträts, faktenreiche Tableaus und fesselnde Erzählstränge. Seine Lebensdarstellung Franz Werfels (1987) wurde von der Kritik als »erste wirklich umfassende und nicht nur deshalb lesenswerte Biografie« (»FAZ«) gewürdigt. 2015 veröffentlichte Jungk die Biografie seiner Großtante, einer bemerkenswerten Fotografin, die zugleich Geheimagentin für die Sowjetunion war: »Die Dunkelkammern der Edith Tudor-Hart«. Zudem arbeitet Jungk als Übersetzer sowie als Autor und Regisseur für Funk, Fernsehen und Presse. Er führt zurzeit Regie bei einem Dokumentarfilm über Edith Tudor-Hart.
Nachdem er 2001 bereits mit dem Stefan-Andres-Preis ausgezeichnet worden war, erhielt er 2011 den Buchpreis der Salzburger Wirtschaft. Der Autor lebt in Paris.
Tigor
S. Fischer
Frankfurt a. M., 1991
Die Erbschaft
List
München, 1996
Der König von Amerika
Klett-Cotta
Stuttgart, 2001
Die Reise über den Hudson
Klett-Cotta
Stuttgart, 2005
Die Dunkelkammern der Edith Tudor-Hart
S. Fischer
Frankfurt a. M., 2015
Marktgeflüster. Eine verborgene Heimat in Paris
S. Fischer
Frankfurt a. M., 2021