Peter Carey
Peter Carey wurde 1943 in Bacchus Marsh, einer Kleinstadt im Bundesstaat Victoria, Australien, geboren. Er begann ein Studium der Naturwissenschaften, gab es jedoch zugunsten des Schreibens auf. Seinen Lebensunterhalt verdiente er als Werbetexter zunächst in Melbourne, später in London. 1970 kehrte er nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Europa nach Australien zurück. Dort lebte er abwechselnd in einer alternativen Gemeinschaft im Regenwald von Queensland und in Sydney, wo er eine eigene Werbeagentur gründete. Seit 1990 lebt er in New York. Er veröffentlichte bisher acht mehrfach preisgekrönte Romane, drei Erzählbände, ein Kinderbuch, Reisebeschreibungen und mehrere Drehbücher. Er ist nach J. M. Coetzee der zweite Autor, dem der Booker Prize zweimal verliehen wurde. Charakteristisch für Peter Careys Erzählkunst sind Verdichtung surrealer und realer Elemente zu einer alptraumhaften Atmosphäre, makaber-ironische Komik und skurrile Figuren, die er selbst als „Opfer einer bestimmten Lebensweisee“ sieht. 1974 erschien sein erster Band „The Fat Man in History“ mit absurden Kurzgeschichten. In seinem ersten Roman „Bliss“ (1981; dt. „Bliss, das Paradies umsonst“, 1987) stirbt der Werbefachmann Harry Joy dreimal und erwacht jedesmal erneut zum Leben. Ein buntes Universum eröffnet sich in „The Unusual Life of Tristan Smith“ (1994; dt. „Das seltsame Leben des Tristan Smith“, 1996), eine bis in die Fußnoten überquellende Geschichte, für die der Autor gleich zwei Welten und zwei Sprachen erfand. Seine Vorliebe für Lügengeschichten, die die Grenze zwischen Fakten und Fiktion verwischen, zeigt sich besonders deutlich in „Illywhacker“ (1985; dt. 1994). Kaleidoskopartig schildert der Illywhacker (wie man im australischen Englisch einen Aufschneider nennt) Ereignisse, die sich angeblich oder tatsächlich in Australien zwischen 1880 und heute zugetragen haben. Peter Carey setzt sich in drei weiteren Romanen mit der Kolonialgeschichte Australiens auseinander. Er thematisiert das Schicksal der Ureinwohner und der Häftlinge in den Strafkolonien sowie die Beziehung zwischen Großbritannien und Australien. Beide Romane, die 1988 bzw. 2001 den Booker Prize erhielten, spielen im 19. Jahrhundert: in „Oscar and Lucinda“ (1988; dt. „Oskar und Lucinda“, 1994) greift Carey den Entdeckermythos auf, und in „True History of the Kelly Gangg“ (2000; dt. „Die wahre Geschichte von Ned Kelly und seiner Gang“, 2002) lässt er den australischen Nationalhelden Ned Kelly, einen berühmt-berüchtigten Pferdedieb und Polizistenmörder, in einem Brief zu Wort kommen. Zuletzt erschien der Roman „Theft“ (2006; Ü: Diebstahl). Peter Carey lebt in New York, wo er Kreatives Schreiben unterrichtet.
© internationales literaturfestival berlin
Bliss, das Paradies umsonst
Rowohlt
Reinbek, 1987
Übersetzung: Charlotte Franke
Illywhacker
Rowohlt
Reinbek, 1994
Übersetzung: Dirk van Gunsteren
Oscar und Lucinda
Rowohlt
Reinbek, 1994
Übersetzung: Dirk van Gunsteren
Die geheimen Machenschaften des Jack Maggs
Fischer
Frankfurt/Main, 2001
Übersetzung: Regina Rawlinson
Die wahre Geschichte von Ned Kelly und seiner Gang
Fischer
Frankfurt/Main, 2002
Übersetzung: Regina Rawlinson, Angela Schumitz
Mein Leben als Fälschung
Fischer
Frankfurt/Main, 2004
Übersetzung: Regina Rawlinson
Wrong About Japan
Eine Tokioreise
Fischer
Frankfurt/Main, 2005
Übersetzung: Eva Kemper
Theft. A Love Story
Faber & Faber
London, 2006
Übersetzer: Charlotte Franke, Martin Hielscher, Regina Rawlinson, Angela Schumitz, Peter Torberg, Dirk van Gunsteren