Pedro Rosa Mendes
- Portugal
- Zu Gast beim ilb: 2002, 2012
Pedro Rosa Mendes, 1968 in Cernache do Bonjadrin in Portugal geboren, arbeitete nach seinem Studium der Rechtwissenschaften als Journalist, unter anderem für die portugiesische Zeitung »Publico«. Bekannt wurde er zunächst durch seine Kriegsreportagen, für die er zweimal mit dem Feature-of-the-Year-Preis ausgezeichnet wurde. Seinen Weg vom Kriegsreporter zum Schriftsteller sah Pedro Rosa Mendes zunächst mit gemischten Gefühlen: »Ich hatte Angst vor dem Wechsel. Es war eine große Herausforderung, aber das Ergebnis war dann doch sehr befriedigend. Es war schön, tiefe Reflexionen über all die Dinge anzustellen, über die man in einer Zeitungsreportage nicht schreiben kann.«
Mit »Baia dos Tigres« (1998; dt. »Tigerbucht«, 2001) legte Mendes seinen ersten Roman vor. Er beschreibt eine dreieinhalbmonatige Reise, die er 1997 von Angola nach Mosambik unternahm. Er bereiste somit einen Teil Afrikas, den die ursprünglich dort stationierten UN-Truppen nur wenige Monate zuvor wegen der mangelhaften Sicherheitslage verlassen hatten. Die Bürgerkriege hatten besonders in Angola Landstriche hinterlassen, in denen es mehr Minen als Menschen gab. Als Mendes auf seiner Reise in Gefangenschaft geriet, musste er am eigenen Leib die Angst davor erfahren, einfach spurlos zu verschwinden wie so viele vor ihm. Er hat sich bei dieser Reise zu Menschen aufgemacht, deren individuelle Schicksale in den uns bekannten Fernsehbildern oft unsichtbar bleiben. Nie verfällt er dabei in eine kitschig-mitleidsvolle Sicht auf die »Dritte Welt«, sondern wahrt die Würde der Menschen. Erfundene Geschichten werden mit realen Begegnungen vermengt und reflektieren so die sehr persönliche Sicht- und Erfahrungsweise des Autors. Zugleich Reisebericht, Roman und Drehbuch, bewegt sich »Tigerbucht« zwischen den Genres und kreiert eine sprachliche Kartografie Afrikas. Die durch den Krieg und die Zerstörung vom Rest Angolas abgeschnittene Tigerbucht kann der Autor auf seiner Reise nicht erreichen. Sie wird zu einem Wunsch- und Fantasiebild. Ebenso wie »Tigerbucht« wurde auch »Peregrinação de Enmanuel Jhesus« (2010; Ü: Die Wallfahrt des Emmanuel Jhesus) mit dem Preis des portugiesischen P.E.N.-Clubs ausgezeichnet. Hierin beschreibt Mendes die Reise des Architekten Alor durch Ost-Timor und verwebt diese Erzählungen mit Exkursen zu bedeutsamen historischen und politischen Ereignissen, theologischen Debatten oder über die traditionelle Kampfkunst der Insel. Aus den Miniaturen entsteht ein kunstvoll komponiertes Porträt der jüngeren Geschichte des Landes von der indonesischen Besatzung bis zur Unabhängigkeit im Mai 2002.
Gemeinsam mit dem Fotojournalisten Wolf Böwig arbeitet Rosa Mendes seit Längerem an dokumentarischen Projekten über die Zustände in den Krisengebieten West- und Zentralafrikas. Ihre Reportage »Schwarz.Licht« (2006) wurde u. a. für den Pulitzer-Preis nominiert. Pedro Rosa Mendes lebt in Lissabon.
© internationales literaturfestival berlin
Tigerbucht
Zürich
Ammann, 2001
[Ü: Inés Koebel]
Atlantico
[Ill: Joao Francisco Vilhena]
Temas & Debates
Lissabon, 2003
Lenin oil
Dom Quixote
Lissabon, 2006
Schwarz.Licht
Passagen durch Westafrika
[Ill: Wolf Böwig]
Brandes & Apsel
Frankfurt a. M., 2006
[Ü: Barbara Mesquita u. Michael Kegler]
Peregrinação de Enmanuel Jhesus
Dom Quixote
Lissabon, 2010