Paulo Lins
- Brasilien
- Zu Gast beim ilb: 2003
Paulo Lins , wurde 1958 in Rio de Janeiro, Brasilien, geboren und ist in Rios berüchtigter Favela aufgewachsen, die unter den Bewohnern Cidade de Deus, die Stadt Gottes, genannt wird. Der Schriftsteller, Anthropologe und Lehrer hat seine persönlichen Erfahrungen im Roman „Cidade de Deus“ von 1997 verarbeitet. Das Buch, an dem Lins über acht Jahre gearbeitet hat, ging von einer wissenschaftlichen Studie über die Favelas aus, an der er beteiligt war. Es schildert in drei Abschnitten die Entwicklung der Stadt Gottes von einem Sozialbau-Projekt in den sechziger Jahren zu dem Ghetto, zu dem es im Laufe der späten siebziger Jahre verkommen ist. Das Leben der jungen und zornigen Helden wird von Gewalt und Drogen bestimmt. Zugleich eröffnet sich jedoch auch der Blick auf die andere Seite des Lebens im Ghetto, auf die ganz eigene Kultur, die es hervorgebracht hat und die sich in einer eigenen Sprache, eigener Mode und Musik niederschlägt. In Brasilien von Kritikern und Publikum gefeiert, liegen bisher auch Buchausgaben in Portugal, Italien, Frankreich, Spanien, Katalonien und Schweden vor. 2002 wurde der Roman verfilmt und traf auch international auf ein großes Echo. Der brasilianische Regisseur Fernando Meirelles, ursprünglich ein sehr erfolgreicher Filmer von TV-Werbespots, erklärt die weltweite Resonanz des Films ironisch mit einer Wendung Victor Hugos: „Sprich über dein Dorf, und alle werden sich wiedererkennen.“
Lins ist Mitbegründer der Cooperativa de Poetas, einer Gruppe, die in den siebziger Jahren gegründet wurde, um jungen Autoren Möglichkeiten der Publikation zu eröffnen. Aus dieser Zusammenarbeit ging sein Gedichtband „Sob o Sol“ (1986, Ü: Unter der Sonne) hervor. Er ist Mitglied der Jury des renommierten Premio Casa de las Américas. Derzeit arbeitet er an einem Buch über die Sklaverei in Brasilien seit dem 15. Jahrhundert, in dem er die Geschichte einer brasilianischen Familie, Nachfahren von Sklaven, bis zu ihren afrikanischen Ahnen fiktiv rekonstruieren möchte.
Lins lebt in Rio de Janeiro.
© internationales literaturfestival berlin
Die Stadt Gottes
Blumenbar
München, 2004
Übersetzung: Nicolai von Schweder-Schreiner